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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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ebenfalls seine Einsatzbereitschaft. Die Jungs standen an der Einmündung von Rosemount Place und passten auf, dass niemand in diese Richtung entkommen konnte. Das Revier Bucksburn hatte Logan die zwei Streifenwagen zur Verfügung gestellt, dazu ein paar Uniformierte, die sich in der Gegend bestens auskannten. Die Beamten in den Autos waren um einiges besser dran als die Infanterie.
    »Verstanden.«
    Die neue Stimme klang frierend und verdrossen. Es musste entweder Constable Milligan oder sein Kollege Barnett sein. Sie hatten bei der Regenlotterie den Kürzeren gezogen.
    Parallel zu dieser Kurve verlief hinter den Häusern eine zweite Reihe von Wohnblocks; die Hinterhöfe waren durch eine hohe Mauer voneinander getrennt. Die armen Schweine hatten also von der Parallelstraße aus über die Mauer klettern müssen. Im Dunkeln, in Matsch und Schlamm. Im strömenden Regen.
    »Sind in Position.«
    Watson sah Logan erwartungsvoll an.
    Das Haus hatte keine Gegensprechanlage, aber links und rechts vom Eingang befanden sich je drei Klingelknöpfe, deren Ränder mit brauner Farbe von der Tür bekleckert waren. Unter jedem Knopf kauerte ein kleines Schildchen mit dem Namen des Bewohners. » Norman Chalmers « stand mit blauem Kuli auf ein aufgequollenes Stück Pappe geschrieben, das mit Klebestreifen über dem Namen des Vormieters angebracht war. Zweiter Stock rechts. Logan trat einen Schritt zurück und blickte zu der Wohnung hinauf. Das Licht brannte.
    »Okay.« Er beugte sich vor und drückte die mittlere Klingel, die mit dem Namen » Anderson « versehen war. Zwei Minuten später öffnete ein nervös wirkender Mann von Mitte oder Ende zwanzig die Tür. Er hatte eine voluminöse Fönfrisur und grobe Gesichtszüge, die ein voll erblühtes Veilchen zierte. Offenbar hatte er sich nach der Arbeit noch nicht umgezogen; er trug einen billigen grauen Anzug, dessen Hose an den Knien speckig glänzte, dazu ein zerknittertes gelbes Hemd. Er wurde leichenblass, als er Constable Watsons Uniform sah.
    »Mr. Anderson?«, sagte Logan, trat einen Schritt vor und stellte den Fuß in die Tür. Man konnte ja nie wissen.
    »Äh … ja, bitte?« Der Mann hatte einen ausgeprägten Edinburgher Akzent – seine Stimme machte bei jedem Vokal einen Schlenker nach oben. »Gibt’s irgendein Problem, Officer?« Er wich in den Windfang zurück, wobei die Sohlen seiner abgestoßenen Schuhe auf den braunen und cremefarbenen Fliesen klickten.
    Logan schenkte ihm ein beschwichtigendes Lächeln. »Nichts, worüber Sie sich Gedanken machen müssten, Sir«, sagte er und folgte dem nervösen jungen Mann ins Haus. »Wir müssen mit einem Ihrer Nachbarn sprechen, aber seine Klingel scheint nicht zu funktionieren.« Was eine glatte Lüge war.
    Ein schwaches Lächeln erschien auf Mr. Andersons Zügen. »Oh … Okay. Klar.«
    Logan schwieg einen Moment. »Einen ziemlich üblen Bluterguss haben Sie da, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
    Mit einer fahrigen Bewegung hob Anderson eine Hand zu der geschwollenen, lila-grün angelaufenen Stelle in seinem Gesicht.
    »Ich … ich bin gegen eine Tür gerannt.« Aber er konnte Logan dabei nicht in die Augen sehen.
    Sie gingen hinter Mr. Anderson die Treppe hoch und dankten ihm für seine Hilfe, worauf er in seiner Wohnung im ersten Stock verschwand.
    »Der war aber verdammt nervös«, sagte Watson, als die Tür mit einem Klicken ins Schloss fiel, der Riegel vorgelegt und die Kette rasselnd eingehängt wurde. »Ob er wohl Dreck am Stecken hat?«
    Logan nickte. »Jeder hat irgendeinen Dreck am Stecken«, sagte er. »Und haben Sie dieses Veilchen gesehen? Gegen eine Tür gerannt, dass ich nicht lache. Jemand hat ihm eine verpasst.«
    Sie starrte die Tür an. »Er traut sich nicht, es zu melden?«
    »Wahrscheinlich. Aber das ist nicht unser Problem.«
    Der verblichene Treppenläufer reichte gerade mal bis in den ersten Stock, von da an gab es nur noch blanke Holzdielen, die unter ihren Sohlen knarrten und ächzten, als sie hinaufstiegen. Vom obersten Flur gingen drei Türen ab. Eine führte vermutlich auf den gemeinschaftlich genutzten Dachboden, die zweite in die andere Wohnung im Obergeschoss; hinter der dritten aber wohnte Norman Chalmers.
    Sie war dunkelblau gestrichen, und direkt unter dem Türspion war eine Sechs aus Messing angeschraubt. Constable Watson presste sich dicht an die Tür, damit ihre Uniform von drinnen nicht zu sehen war.
    Logan klopfte vorsichtig, wie es ein nervöser Nachbar aus dem ersten Stock tun

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