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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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bringen. Der Mann war eine Landplage.
    Aber insgeheim wusste Logan: Wenn er selbst jemals in Schwierigkeiten geraten sollte, würde er sich den gerissenen Sandy als Verteidiger wünschen.
    »Und wieso lassen Sie dann den schleimigen Widerling die Vernehmung unterbrechen?«
    Insch zuckte mit den Schultern. »Weil wir sowieso nichts aus Chalmers herauskriegen werden. Das, was Sandy die Schlange sich einfallen lässt, wird wenigstens einen gewissen Unterhaltungswert haben.«
    »Ich dachte, er sei vollauf damit beschäftigt, unseren Lieblings-Kinderschänder Gerald Cleaver zu verteidigen?«
    Insch zuckte wieder die Achseln und fischte seine Lakritztüte aus der Tasche. »Sie kennen doch Sandy. Der Prozess dürfte noch eine Woche oder auch ein paar Tage länger dauern. Danach braucht er etwas Neues, womit er sein Gesicht in die Nachrichten bringen kann.« Der Inspector hielt Logan die geöffnete Tüte hin. Logan nahm sich ein Kokosrädchen mit Lakritz in der Mitte.
    »Die von der Spurensicherung werden schon irgendwas finden«, meinte Logan kauend. »Das Mädchen muss in seiner Wohnung gewesen sein. In dem Müllsack waren Essensreste und leere Weinflaschen. Unmöglich, dass er sie irgendwo anders da reingesteckt haben könnte … Es sei denn, er hat noch eine andere Wohnung, wo er isst und trinkt.«
    Insch grunzte missmutig und wühlte in der Tüte herum. »Fragen Sie gleich morgen früh bei der Stadt nach. Finden Sie raus, ob er sonst noch irgendwo gemeldet ist. Könnte ja immerhin sein.« Endlich hatte er gefunden, was er suchte: eines von diesen Röllchen mit Anisgeschmack und blauen Zuckerkügelchen drauf. »Hören Sie mal«, sagte er, während er sich das Teil in den Mund steckte, »die Obduktion ist für heute Abend Viertel vor acht angesetzt.« Er brach ab und fixierte den Boden vor seinen Füßen. »Ich dachte mir, ob es Ihnen vielleicht etwas ausmachen würde …«
    »Sie wollen, dass ich hingehe?«
    »Als leitender Ermittlungsbeamter sollte ich eigentlich dabei sein, aber … na ja …«
    Der Inspector hatte eine kleine Tochter im gleichen Alter wie das Opfer. Der Anblick eines vierjährigen Mädchens, das wie ein Tier im Schlachthaus ausgenommen wurde, wäre für ihn besonders schwer erträglich. Andererseits war es auch nicht gerade ein Job, um den Logan sich gerissen hätte. Insbesondere, wenn es Dr. Isobel MacAlister war, die die Rolle des Metzgers übernahm. »Ich mach’s«, sagte er schließlich und versuchte dabei nicht zu seufzen. »Wahrscheinlich sollten Sie Chalmers sowieso besser selbst vernehmen … als leitender Ermittlungsbeamter.«
    »Danke.« Als Zeichen seiner Wertschätzung überließ er Logan das allerletzte Lakritz.
    Logan fuhr mit dem Aufzug hinunter in die Leichenhalle. Er hoffte inständig, dass Isobel heute ihren freien Abend hätte. Vielleicht hatte er ja Glück, und einer ihrer Stellvertreter würde die Obduktion durchführen. Aber angesichts seiner jüngsten Pechsträhne hielt er das für eher unwahrscheinlich.
    In der Leichenhalle war es für diese späte Stunde unnatürlich hell und luftig. Die Sektionstische und die Kühlfächer funkelten im grellen Schein der Deckenbeleuchtung. Hier war es fast so kalt wie draußen; der intensive Geruch nach Desinfektionsmittel überdeckte fast – aber nur fast – den Verwesungsgestank der Autopsie von heute Morgen. Den Geruch von David Reid.
    Als er eintrat, konnte er gerade noch sehen, wie das kleine Mädchen aus seinem zu großen Leichensack gehoben wurde. Der Körper war immer noch mit Klebeband verschnürt, aber jetzt waren die glänzenden braunen Streifen mit weißem Fingerabdruckpulver bestäubt.
    Logan rutschte das Herz in die Hose. Es war Isobel selbst, nicht einer ihrer Stellvertreter, die hinter dem Edelstahltisch stand und die Helfer anleitete, die den kleinen Leichnam auf den Tisch betteten. Sie trug ihr Metzger-Outfit mit der roten Gummischürze, die noch blitzsauber und frei von Blutspritzern war. Der Staatsanwalt und der zweite Pathologe, der das Ergebnis der Obduktion bestätigen musste, waren auch schon da. Sie hatten schon ihre Overalls angezogen und lauschten Isobel, die ihnen gerade die Müllkippe beschrieb, auf der die Leiche gefunden worden war.
    Als Logan näher kam, hob sie den Kopf, und in ihren Augen hinter der Schutzbrille blitzte Verärgerung auf. Sie zog ihren Mundschutz herunter. »Ich dachte, DI Insch leitet diese Ermittlungen«, sagte sie. »Wo ist er denn diesmal abgeblieben?«
    »Er vernimmt unseren

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