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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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höher werdenden Stirn und dem ausladenden Schnauzbart einzuordnen, doch es gelang ihm nicht.
    Der andere drehte sich um und rief nach hinten: »Gary, Gary, komm mal her und schau, wer da ist!«
    Ein übergewichtiger Mann in einer schlecht sitzenden Uniform lugte hinter der verspiegelten Trennwand hervor. »Was?« In der einen Hand hielt er eine große Tasse Tee, in der anderen einen Schokokeks.
    »Sieh doch!« Der Schnauzbart deutete auf Logan. »Er ist’s höchstpersönlich.«
    Logan lächelte unsicher. Wer zum Teufel waren die zwei? Und dann fiel der Groschen … »Eric! Hab Sie gar nicht erkannt.« Logan fixierte die kahle Fläche oberhalb der Brillengläser des Wachhabenden. »Was habt ihr nur alle mit euren Haaren gemacht? Heute Nachmittag hab ich Billy getroffen – der hat ja inzwischen eine Vollglatze.«
    Eric fuhr sich mit der Hand durch seine spärliche Haarpracht und zuckte die Achseln. »Ist ein Zeichen von Manneskraft. Und Sie sehen ja auch nicht gerade taufrisch aus.«
    Der dicke Gary sah Logan grinsend an. Kleine Schokoladenbrösel rieselten ihm aus den Mundwinkeln auf die Uniformjacke, wie schmutzige Schuppen. »DS Logan McRae, auferstanden von den Toten!«
    Eric nickte. »Genau, auferstanden von den Toten.«
    Der dicke Gary schlürfte einen Schluck Tee. »Sie sehen aus wie dieser Kerl, der von den Toten auferweckt wurde. Wie heißt er noch mal – der Typ aus der Bibel?«
    »Wen meinst du?«, fragte Eric. »Jesus?«
    Der dicke Gary gab ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. »Quatsch, doch nicht Jesus. Als ob ich nicht wüsste, wie Jesus heißt. Nee, ich mein den anderen, diesen Aussätzigen. Der von den Toten auferweckt wird. Du weißt schon.«
    »Lazarus?«, meinte Logan, während er sich unauffällig zurückzuziehen begann.
    »Lazarus! Genau!« Der dicke Gary strahlte. Zwischen seinen Zähnen hingen Kekskrümel. »Lazarus McRae, so nennen wir Sie jetzt.«
    DI Insch war weder in seinem Büro noch in der Soko-Zentrale, also versuchte es Logan mit dem dritten Ort, der sich logischerweise anbot: Vernehmungsraum 3. Der Inspector tagte immer noch in Klausur mit Watson, dem gerissenen Sandy und Norman Chalmers. Inschs Miene wirkte extrem angewidert. Offensichtlich lief es nicht gerade gut.
    Logan fragte höflich, ob er den DI kurz sprechen könne, und wartete dann draußen, bis dieser die Vernehmung unterbrach. Als Insch herauskam, war sein Hemd so von Schweiß getränkt, dass es fast durchsichtig war. »Mann, das ist die reinste Sauna da drin«, sagte er und wischte sich mit den Händen das Gesicht ab. »Die Obduktion?«
    »Die Obduktion.« Logan hielt den dünnen Schnellhefter hoch, den er von Isobel bekommen hatte. »Der vorläufige Befund. Blutergebnisse kriegen wir erst Ende der Woche.«
    Insch schnappte sich den Hefter und blätterte ihn durch.
    »Der Befund ist einigermaßen schlüssig«, sagte Logan. »David Reid wurde von einem anderen Täter ermordet. Der Modus operandi ist ein anderer, die Art der Beseitigung ebenso, und außerdem ist das Opfer weiblich und nicht männlich …«
    »Scheiße.« Inschs Erwiderung war nicht mehr als ein Grunzen. Er war an der Stelle des Vordrucks angelangt, wo von der »mutmaßlichen Todesursache« die Rede war.
    »Und sie können in diesem Stadium der Untersuchungen nicht mal einen Sturz ausschließen«, ergänzte Logan.
    Insch sagte noch einmal »Scheiße« und stapfte über den Flur davon. Er steuerte den Kaffeeautomaten bei den Aufzügen an, tippte eine Zahlenfolge ein und drückte Logan kurz darauf einen Becher mit einer streng riechenden, wässrigbraunen, von einer dünnen weißen Schaumschicht überzogenen Flüssigkeit in die Hand. »Okay«, sagte er. »Chalmers ist also aus dem Schneider, was David Reid betrifft.«
    Logan nickte. »Und da draußen läuft immer noch ein Killer frei rum und stellt kleinen Jungs nach.«
    Insch ließ sich schwer gegen den Kaffeeautomaten sinken, der daraufhin bedenklich ins Wanken geriet. Wieder rieb er sich das Gesicht. »Was ist mit dem Reinigungsmittel?«
    »Wurde dem Opfer erst nach dem Tod verabreicht – weder im Magen noch in den Lungen fanden sich Spuren davon. Möglicherweise ein Versuch, DNS-Spuren zu vernichten.«
    »Erfolgreich?«
    Logan zuckte die Achseln. »Isobel hat kein Sperma gefunden.«
    Der Inspector ließ die Schultern sinken. Mit leerem Blick starrte er den Hefter in seiner Hand an. »Wie konnte er so etwas tun? Ein kleines Mädel …«
    Logan sagte nichts. Er wusste, dass Insch an seine eigene

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