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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Glasröhrchen zu füllen. »Lassen Sie das auf jeden Fall auf DNS untersuchen.«
    Ohne die anderen zu beachten, öffnete Isobel unterdessen den Mund des Kindes und inspizierte die Mundhöhle mithilfe eines Spatels. Plötzlich fuhr sie zurück. »Sie scheint eine Art Haushaltsreiniger getrunken zu haben. Eine größere Menge, nach dem Zustand ihrer Mundhöhle zu schließen. Schleimhaut und Zähne weisen Anzeichen von Verätzung durch ein Bleichmittel auf. Wir werden ein deutlicheres Bild bekommen, wenn wir uns den Mageninhalt vornehmen.« Isobel schloss den Mund des blonden Mädchens mit einer Hand, während sie mit der anderen seinen Hinterkopf hielt. »Hallo …« Sie bedeutete dem Fotografen, näher zu treten. »Machen Sie mal ein Foto hiervon. Sie hat einen schweren Schlag auf den Hinterkopf bekommen.« Ihre Finger bewegten sich, wühlten in den Haaren unmittelbar oberhalb der Stelle, wo der Schädel in den Nacken überging. »Das war keine stumpfe Waffe, sondern ein breiter, vorne spitz zulaufender Gegenstand.«
    »Wie zum Beispiel die Ecke eines Tisches?«, fragte Logan. Ihm gefiel die Richtung nicht, die das Ganze nahm.
    »Nein. Es müsste etwas Scharfkantiges, aber zugleich Massives gewesen sein, wie die Kante eines Kamins oder ein Ziegelstein.«
    »War das die Todesursache?«
    »Falls das Reinigungsmittel sie nicht getötet hat … Genaueres werde ich erst sagen können, wenn ich den Schädel geöffnet habe.«
    Auf dem Rollwagen neben dem Tisch lag eine Knochensäge. Bei dem, was nun kam, wollte Logan lieber nicht zusehen.
    Zum Teufel mit Detective Inspector Insch und seiner kleinen Göre. Er und nicht Logan hätte eigentlich hier stehen und zusehen sollen, wie eine Vierjährige in kleine Stücke zersäbelt wurde.
    Isobel führte das Skalpell von einem Ohr quer über den ganzen Schädel bis zum anderen Ohr und schlitzte die Haut auf. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, vergrub sie die Fingerspitzen in der Wunde und zog an der Kopfhaut, streifte sie zurück wie einen Strumpf. Logan schloss die Augen und versuchte krampfhaft wegzuhören, als die Haut sich mit einem Geräusch, das an das Auseinanderbrechen eines frischen Salatkopfs erinnerte, vom Muskelgewebe darunter löste. Dann lag der Schädel frei.
    Das Kreischen der Säge hallte durch den gekachelten Saal. Logan hatte das Gefühl, als würden ihm sämtliche Plomben aus den Zähnen fliegen, und der Magen drehte sich ihm um.
    Die ganze Prozedur wurde von Isobels emotionslosen Kommentaren begleitet. Zum ersten Mal war er froh, dass sie nicht mehr zusammen waren. Undenkbar, dass er sich heute Nacht von ihr hätte anfassen lassen. Nicht nach diesem Gemetzel.

9
    Logan stand vor dem Eingang des Polizeipräsidiums unter dem Vordach aus Beton und starrte hinaus auf die grauen, eintönigen Gebäude. Der Regen schien noch die Nacht über bleiben zu wollen, und die Straßen in diesem Teil der Stadt waren quasi menschenleer. Es war die tote Stunde kurz nach neun Uhr: Die Geschäfte hatten sich schon vor Stunden geleert, die Durstigen saßen alle in den Pubs, wo sie bis zur Sperrstunde bleiben würden, und die Menschenmenge vor dem Gerichtsgebäude hatte sich längst zerstreut.
    Auch im Präsidium ging es eher ruhig zu. Die Kollegen von der Frühschicht hatten längst Feierabend gemacht und genossen jetzt ein kühles Bier oder die Zärtlichkeiten ihres Partners. Oder, im Fall von DI Steel, die Zärtlichkeiten der Partnerin eines anderen. Die Spätschicht döste nach einem reichhaltigen Abendessen mit vollem Magen vor sich hin und saß die letzten drei Stunden vor dem mitternächtlichen Dienstschluss ab; die Nachtschicht war erst in einer Stunde dran.
    Die Luft war frisch und kalt, nur mit einem leisen Hauch von Abgasen gewürzt – was allemal besser war als der Geruch von angekokelten Knochen. Der Anblick des Inneren eines Kinderschädels hatte ihm für den Rest seiner Tage gereicht. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fummelte er die Pillenflasche auf und warf noch eine ein. Von dem gestrigen Schlag tat ihm immer noch alles weh.
    Logan sog noch eine letzte Portion frische Luft ein, schüttelte sich und ging zurück in den winzigen Empfangsbereich.
    Der Mann hinter der Scheibe musterte ihn stirnrunzelnd, dann hellten sich seine Züge auf, und er setzte sein Begrüßungslächeln auf. »Tastsächlich, Sie sind’s!«, rief er. »Logan McRae! Wir haben schon gehört, dass Sie wieder im Dienst sind.«
    Logan gab sich redlich Mühe, den Mann mittleren Alters mit der immer

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