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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Blatt des Stapels flatterte zu Boden. Er bückte sich gerade ächzend, um es aufzuheben, als die Tür aufging und Constable Watson eintrat.
    »Morgen, Sir«, sagte sie, und dann sah sie seinen Gesichtsausdruck. »Alles okay?«
    Logan rang sich ein Lächeln ab und setzte sich wieder hin. »Alles bestens«, log er. »Auch so früh dran heute?«
    Watson nickte. »Ja. Ich hab heute Morgen einen Gerichtstermin. Hab gestern einen Typen einkassiert, der in der Damenumkleide vom Schwimmbad in Hazlehead an sich rumgespielt hat.«
    »Klingt nach einer interessanten Bekanntschaft.«
    Sie lächelte, und Logan fühlte sich mit einem Mal wesentlich besser.
    »Ich kann’s kaum erwarten, ihn meiner Mutter vorzustellen«, sagte sie. »So, ich muss gleich weiter – er sagt in diesem Missbrauchsprozess gegen Gerald Cleaver aus, und ich soll ihn nicht aus den Augen lassen. Aber ich wollte Ihnen nur sagen, dass uns das alle ziemlich beeindruckt hat, wie Sie diesen Jungen gefunden haben.«
    Logan erwiderte ihr Lächeln. »Das war eine Teamleistung«, sagte er.
    »Ja, von wegen. Wir gehen heute Abend wieder zusammen einen trinken, keine große Fete, bloß ein gemütliches Bierchen oder zwei im Pub. Wenn Sie mitkommen wollen …?«
    Logan fiel nichts ein, was er lieber getan hätte.
    Seine Laune hatte sich erheblich gebessert, als er wenig später zu DI Inschs morgendlicher Einsatzbesprechung ging. Constable Watson wollte heute Abend wieder mit ihm ausgehen. Oder jedenfalls wollte sie ihn dabei haben, wenn sie mit ihren Kollegen nach Feierabend einen trinken ging. Was ja praktisch dasselbe war. Mehr oder weniger … Sie hatten noch immer nicht über das gesprochen, was vorletzte Nacht passiert war.
    Und sie nannte ihn immer noch »Sir«.
    Andererseits nannte er sie schließlich auch »Constable«. Nicht gerade der romantischste aller Kosenamen.
    Er öffnete die Tür der Soko-Zentrale, und donnernder Applaus schlug ihm entgegen. Rasch steuerte Logan einen Platz in der ersten Reihe an und setzte sich, während sein Gesicht puterrot anlief.
    »Okay, okay«, sagte DI Insch und hob eine Hand, um Ruhe im Saal zu erbitten. Nach und nach verebbte der Beifall. »Meine Damen und Herren«, fuhr er fort, als alles wieder still war, »wie Sie alle wissen, hat Detective Sergeant Logan McRae gestern Abend den kleinen Richard Erskine zu seiner Mutter zurückgebracht, nachdem er das Kind im Haus von dessen Großmutter aufgespürt hatte.« Er hielt inne und strahlte Logan an. »Na los, stehen Sie schon auf.«
    Logan wurde noch röter, als er sich aus seinem Stuhl hochhievte und der Beifall erneut aufbrandete.
    »Meine Damen und Herren«, verkündete Insch und deutete auf den verlegenen Sergeant, » so sieht ein wahrer Polizist aus.« Er musste wieder um Ruhe bitten, während Logan auf seinen Stuhl zurücksank, erfüllt von einer Mischung aus freudiger Erregung und blankem Entsetzen. »Wir haben Richard Erskine gefunden.« Insch nahm eine braune Mappe, die vor ihm auf dem Tisch lag, und zog ein Foto im Format 10 x 15 heraus, das einen lächelnden rothaarigen Jungen mit Sommersprossen und Zahnlücke zeigte. »Aber Peter Lumley wird noch immer vermisst. Es ist eher unwahrscheinlich, dass wir ihn friedlich schlummernd bei seiner Oma finden werden – der Vater will von dem Kleinen nichts wissen. Aber ich will das trotzdem überprüft haben.«
    Insch nahm ein zweites Foto aus der Mappe. Kein so schöner Anblick wie das erste: ein blasiges, aufgedunsenes Gesicht, schwarz angelaufen und mit Schimmelflecken übersät, der Mund zu einem gequälten Schrei geöffnet. Ein Autopsiefoto von David Reid.
    »So wird Peter Lumley auch aussehen, wenn wir ihn nicht bald finden. Ich will, dass wir das Suchgebiet ausweiten. Drei Teams: Golfplatz Hazlehead, Reitställe, Park. Jeder Strauch, jeder Bunker, jeder Misthaufen – ich will, dass alles Zoll für Zoll abgesucht wird.« Er begann eine Liste von Namen herunterzurattern.
    Als er fertig war und die anderen sich verzogen hatten, berichtete Logan ihm über den Stand der Dinge im Fall des toten Mädchens aus dem Müllsack. Es dauerte nicht lange.
    »Und was schlagen Sie vor?«, fragte Insch, während er sich auf den Tisch setzte und seine Anzugtaschen nach etwas Süßem durchwühlte.
    Logan gab sich größte Mühe, nicht mit einem Achselzucken zu antworten. »Eine Rekonstruktion ist nicht möglich. Wir haben keine Ahnung, was sie anhatte, bevor sie in den Müllsack gesteckt wurde, und das Beseitigen einer Leiche werden sie uns

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