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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Der Reporter – Colin Miller – stand auf der Türstufe, in der einen Hand ein Handy, in der anderen eine weiße Plastiktüte. Er war tadellos gekleidet: dunkelgrauer Anzug, schwarzer Mantel.
    »Mensch, es ist wirklich schweinekalt!« Die Worte wurden von einer weißen Atemwolke begleitet. »Lassen Sie mich jetzt vielleicht rein oder was?« Er hob die Plastiktüte auf Augenhöhe. »Ich hab uns Frühstück mitgebracht.«
    Logan blinzelte verschlafen in die Dunkelheit hinaus. »Wissen Sie eigentlich, wie viel Uhr es ist?«
    »Klar. Und nun machen Sie endlich auf, bevor der ganze Scheiß hier kalt wird.«
    Sie gingen in die Küche. Logan setzte sich und konzentrierte sich zunächst einmal aufs Aufwachen, während Miller sich ungeniert über den Inhalt der Schränke hermachte und der elektrische Kocher blubbernd und ratternd das Wasser erhitzte. »Haben Sie auch richtigen Kaffee?«, fragte Miller, während er eine Schranktür zuknallte und die nächste aufriss.
    »Nein. Nur löslichen.«
    Miller seufzte und schüttelte den Kopf. »Ist ja echt wie in der Dritten Welt hier. Na ja, egal. Ich kann mich auch unter widrigsten Bedingungen durchschlagen …« Der Reporter fand irgendwo zwei riesige Becher und löffelte dunkelbraune Körnchen und Zucker hinein. Die angebrochene halbfette Milch im Kühlschrank beäugte er zunächst misstrauisch, doch nachdem er ein paar Mal daran geschnuppert hatte, knallte er sie auf den Tisch, zusammen mit einem Becher streichfähiger Butter.
    »War mir nicht sicher, was Sie so zum Frühstück mögen, also haben wir hier Croissants, Pasteten mit Würstchen, Fleischpasteten und die lokale Spezialität – Aberdeen Rolls . Bedienen Sie sich.«
    Logan fischte sich zwei der fettigen Hefebrötchen aus der Tüte und schmierte sich ordentlich Butter auf das erste. Er biss herzhaft hinein und seufzte verzückt.
    »Ich versteh ja nicht, wie ihr diesen Dreck essen könnt«, sagte Miller, während er Logan einen Kaffee hinstellte. »Wissen Sie, was da drin ist?«
    Logan nickte. »Fett, Mehl und Salz.«
    »Nein, nicht Fett – Schweineschmalz. Nur ein verrückter Aberdeener kann auf die Idee kommen, ein Brötchen zu backen, das wie ein Kuhfladen aussieht. In dem Ding steckt eine halbe Tonne gesättigtes tierisches Fett und eine halbe Tonne Salz! Kein Wunder, dass ihr alle reihenweise mit Herzinfarkt umkippt.« Er zog die Tüte zu sich heran, nahm sich ein Croissant, riss ein Stück davon ab, strich Butter und Marmelade darauf und tunkte das Ganze in seinen Kaffee.
    »Ihr müsst gerade reden!« Logan sah zu, wie sich ein glitzernder Fettfilm auf dem Kaffee seines Gegenübers bildete. »Ihr habt schließlich die frittierte Pizza erfunden!«
    »Stimmt – also steht’s eins zu eins.«
    Logan wartete ab, bis der Reporter das nächste Stück von seinem Croissant abgerissen, mit Marmelade beschmiert und eingetunkt hatte. Erst als der andere den Mund voll mit durchweichtem Gebäck hatte, fragte Logan ihn, was ihn zu dieser unchristlichen Stunde hierher führte.
    »Kann man denn nicht mal mehr bei einem Freund zum Frühstück vorbeischauen?« Seine Aussprache war ein wenig undeutlich. »Einfach so, um nett zu plaudern …«
    »Und?«
    Miller zuckte die Achseln. »War ’ne reife Leistung von Ihnen gestern Abend.« Er griff in die Tüte und zog neben einem weiteren Croissant ein Exemplar der Press and Journal von diesem Morgen heraus. Auf der Titelseite prangte ein großes Foto der Pressekonferenz. » Polizeiheld findet vermisstes Kind «, verkündete die Schlagzeile in riesigen Buchstaben. »Sie haben den kleinen Kerl ganz allein aufgespürt. Wie haben Sie das gemacht?«
    Logan kramte eine Fleischpastete aus der Tüte und stellte überrascht fest, dass sie noch ofenwarm war. Er biss in den knusprigen Blätterteig und krümelte die ganze Zeitung voll, während er gleichzeitig las und mampfte. Es war eine gute Story, das musste er zugeben. Die Fakten waren ein bisschen dünn, aber es war Miller gelungen, aus dem bescheidenen Material, das er zur Verfügung hatte, etwas zu spinnen, was die ganze Geschichte wesentlich interessanter erscheinen ließ, als sie tatsächlich war. Offenbar galt der Reporter nicht umsonst als der neue Star des Blattes. Er hatte sogar eine kurze Zusammenfassung von Logans erfolgreicher Jagd nach dem Monster von Mastrick beigefügt, damit auch jeder Leser wusste, dass DS Logan McRae den Titel »Polizeiheld« wirklich verdient hatte.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Logan, und Miller

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