Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
und unkomplizierter, wenn der Flüchtige ein Thranx gewesen wäre. Die Insektoiden sprachen wenigstens bereitwillig auf Vernunft und Logik an. Von seinem Akademiestudium her wusste Dysseen, dass das bei Menschen nicht immer der Fall war. Obwohl der Säuger rettungslos unterlegen und nur leicht bewaffnet war, hatte Dysseen nicht vor, bei seiner Ergreifung auch nur einen einzigen seiner Soldaten zu riskieren. Der Gegner war komplett eingekesselt, und sie hatten jede Menge Zeit.
Er löste einen Voclo von seinem Gürtel und klemmte ihn an den Empfänger seines Helms. Von einem Offizier seines Ranges wurde verlangt, dass er über ein gewisses Mindestmaß an Terranglo-Kenntnissen verfügte. Nun war es an der Zeit, sie zu erproben.
»Mensch!« Seine Stimme hallte durch die spitzen Vorsprünge und fadenhaften Windungen des unbekannten schwarzen Materials. Der Ausruf brachte eine zufriedenstellende Reaktion der im Umkreis verborgenen Soldaten hervor. Sogar der unausstehliche Qiscep war beeindruckt. »Ssie vollständig umzingelt. Ssich zeigen jetzt, lassssen Waffe fallen. Kommen zu unss. Nichtss Gefahr für Ssie. Offizierversprechung. Kommen jetzt zu unss. Alle Sicherheit ich gebe.«
Aus dem Versteck des Menschen kam keine Antwort. Drohend blieb die gestohlene Waffe nach vorne gerichtet, während sich ihr Besitzer nicht einmal rührte. Irritiert versuchte es Dysseen noch einmal.
»Ssie zu unss kommen, Mensch! Kommen jetzt, oder bald sterben. Kein Entlaufen für Ssie. Viele Kaiserliche hier. Große Gewehre.«
Der Mensch musste ihn einfach gehört haben. Um ganz sicher zu sein, nahm Dysseen sich die Zeit, bei einem außerordentlich gebildeten Unteroffizier namens Amuruun rückzufragen, der seinem Vorgesetzten jedoch beteuerte, dass die Worte, die dieser in Terranglo gesprochen hatte, nicht nur völlig passend, sondern geradezu eloquent gewesen seien. Überzeugt, dass damit in angemessener Weise Kontakt aufgenommen war, gab Dysseen seinen Soldaten widerstrebend den Befehl, gleichzeitig von allen Seiten weiter vorzurücken und die fliegende Kreatur, sobald sie sie sahen, augenblicklich zu eliminieren. Nachdem seine Anordnung an alle weitergeleitet worden war, nahm er das Beobachten wieder auf – und wartete.
Besorgt stand er Seite an Seite mit Hizzvuak. Falls es notwendig sein sollte, waren die Soldaten instruiert, auf den Feind zu feuern, um ihn an der Flucht zu hindern, doch es gab keine Garantie, dass nicht irgendein übereifriger Recke den Menschen versehentlich in den Kopf anstatt in die unteren Gliedmaßen schoss. Dysseen würde nicht eher wieder zur Ruhe kommen können, bis der Eindringling sicher in Gewahrsam genommen war.
So warteten sie weiter auf das peitschende Geräusch abgefeuerter Schüsse, entweder von dem Menschen oder von seinen ihn einkreisenden Häschern. Doch nicht ein einziger hallte durch die gespenstische Umgebung. Schließlich meldete sich über seinen Helm eine wispernde Stimme.
»Ssie ssollten besssser herkommen und ssich dass hier anssehen, ehrwürdiger Ssir.«
»Wass gibt'ss? Isst der Mensch unverssehrt?« Dysseens Schwanz zuckte unbehaglich hin und her. Irgendetwas war schiefgelaufen. Er konnte es an der Stimme des Unteroffiziers hören.
» Hassessh, Ssir, er isst ganz ssicher wohlauf. Kommen Ssie und ssehen Ssie sselbsst.«
Dysseen und Hizzvuak schwangen sich über den niedrigen Wall, hinter dem sie ausgeharrt hatten, und rannten mit großen Schritten los, die meisten bodennahen Hindernisse mit ihren langen Beinen einfach überspringend. Als sie sich dem Versteck des Menschen näherten, verlangsamten sie ihren Lauf. Während Dysseen glotzte und vor Verblüffung keinen Ton herausbrachte, kam neben ihm sein etwas hinterherhinkender Unteroffizier zum Stehen.
Die Pistole des Menschen war immer noch feuerbereit erhoben, und der gestohlene Schutzanzug glitzerte in der Sonne. Hizzvuak trat vor und versetzte der zweibeinigen Gestalt einen kräftigen Tritt.
Die sorgsam aufeinander geschichteten Brocken von Transmittermaterial, die den Schutzanzug ausfüllten, fielen zu einem hässlichen Schutthaufen zusammen und brachten die längeren, dünneren Bruchstücke, die in den Ärmeln steckten, mit sich zu Fall. Eben noch von ein paar Steinscherben gestützt, die aus der Ferne wie mit Schmutz bedeckte Finger gewirkt hatten, purzelte die Pistole zu Boden. Einzig der klotzige, sorgfältig ausgewählte große Stein, der einen kopfähnlichen Schatten geworfen hatte, verharrte an seinem Platz, nun
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