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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fürchtete Überraschungen nicht; sein Toscana war ein Musterbetrieb.
    Auch an diesem Tag hatte von Gleichem nichts auszusetzen: Die Bar war gut besucht, die Hinterzimmer waren bis auf zwei belegt, aber es war ja noch früh am Abend, kurz nach zehn Uhr.
    »Etwas Besonderes?« fragte von Gleichem. Brunelli schüttelte den Kopf.
    »Nichts.«
    Den Vorfall mit Ullas jugendlichem Liebhaber bewertete er als ein Nichts. Der Junge hatte die Warnung geschluckt, es gab keine Polizeiverhöre, also lag auch keine Anzeige vor. Auch daß eines der Mädchen von einem enttäuschten Kunden verprügelt worden war, betrachtete der Sizilianer nicht als erwähnenswert. So etwas ist nichts Besonderes, sondern Alltag.
    Von Gleichem betrat dann auch schnell sein Büro hinter der Bar und ließ Ulrike zu sich rufen. Brunellis warnender Blick begleitete sie bis zur Tür.
    »Sie sehen gut aus, Ulla«, sagte von Gleichem, als Ulrike vor dem Schreibtisch Platz nahm. »Sonnengebräunt, vital, jünger, als Sie sind.«
    »Komplimente müssen Sie anscheinend noch lernen«, entgegnete sie, aber es klang nicht vorwurfsvoll.
    »Sie sehen irgendwie glücklich aus. Sind Sie verliebt?«
    »Trauen Sie mir so etwas zu, Herr von Gleichem?«
    »Wer kann schon in die Seele einer Frau eindringen?« Er winkte ab und wechselte das Thema. »Es fängt an … oder besser: Es konzentriert sich.«
    »Was?« Ulrike sah ihn verständnislos an.
    »Als ich Sie einstellte, sagte ich Ihnen, daß ich Großes mit Ihnen vorhabe. Daß ich an einem Kunstwerk bastle …«
    »Ich erinnere mich. Fast hätte ich es vergessen. Bisher ist ja nichts geschehen.«
    »Alles, was wächst, braucht seine bestimmte Zeit. Nun ist alles so weit gereift, daß wir uns an den Blüten erfreuen können.«
    »Wollen Sie einen Band mit Gedichten herausbringen?«
    »Wir werden morgen abend Besuch von drei Geschäftsfreunden bekommen. Polen. Ich möchte, daß Sie sich besonders um sie kümmern …«
    »Gleich drei auf einmal? Das habe ich noch nicht gemacht …«
    »Ulrike, lassen Sie diesen Spott! Sie sollen die Herren nicht waagerecht bedienen, sondern nur besonders charmant sein. Wenn Sie das können …«
    »Ich werde wie Honig fließen …«
    »Die Herren sind sehr wichtig.« Von Gleichem lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarre an. An dem irischen Whiskey, den René ihm vorher gebracht hatte, nippte er nur. »Ich will Ihnen etwas anvertrauen, Ulrike.«
    »Warum gerade mir?«
    »Weil Sie ein Teufel in Engelsgestalt sind.«
    »Das haben Sie auch schon mal gesagt.«
    »Es geht um Millionen.«
    »Für mich?« fragte sie keck. Noch nahm sie von Gleichem nicht ernst.
    »Das ist eine Frage der Prozente.« Er blies aus seiner Zigarre Kringel in die Luft. Es war eine Kunst, die in der Gesellschaft immer bewundert wurde. »Wir haben Krieg.«
    »Krieg? Bei uns? Seit wann? In den Nachrichten …«
    »Ulrike … ein Krieg im dunkeln. Es gibt auf unserem Arbeitsgebiet zwei große Gruppen, die bei aller Konkurrenz bisher – wenigstens nach außen hin – friedlich miteinander lebten: die italienische Mafia und die chinesischen Triaden. Gestört wird dieser trügerische Burgfrieden seit neuestem durch die Russen, und da gibt es schon eine Reihe von Toten. Nun kommt aber ein vierter Konkurrent hinzu, der den gut aufgeteilten Markt verunsichert mit einer Ware, die man etwas makaber ›volkstümlich‹ nennen kann. Dieser Vierte bin ich.«
    Ulrike starrte von Gleichem an und verstand nichts. »Wieso Sie?«
    »Zusammen mit polnischen Geschäftsfreunden werden wir das Kunstwerk schaffen, ganze Generationen an uns zu binden. Die Jugend gehört uns.«
    »Ich verstehe noch immer nicht.« Ulrike hob die Schultern. »Wer gehört Ihnen?«
    »Jeder Jugendliche von fünfzehn Jahren aufwärts. Er kann auch noch jünger sein … Und man wird uns sehr dankbar sein, denn wir verteilen Glücksgefühle, Liebessehnsucht, gesteigerte Denkkraft, selige Rauschzustände, schöpferische Impulse. Die Welt und das Weltbild öffnen sich.«
    »Das hört sich an, als schwärmten Sie von Kokain.«
    »Kokain ist out! Auch das Heroingeschäft wird leiden, und das ist der Krieg, der auf uns zukommt. Wir werden Mafia und Triaden gegen uns haben. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Ich ahne es«, sagte Ulrike leise. »Sie … Sie haben eine neue Droge?«
    »So neu ist sie nicht. In England nehmen sie bereits 500.000 Jugendliche, in Österreich sollen es bisher 70.000 sein, in den USA gehört sie zum Alltagsleben wie Aspirin oder

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