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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Eine Überdosis Ecstasy aus unserem Vertrieb. Diese verfluchten Polen liefern uns unsaubere, verschnittene Pillen. Das merke ich erst jetzt. Wir müssen die Pillen sofort auswechseln. Es ist die Marke Playboy. Alles wieder einsammeln.«
    »Bei wem? Kennen Sie die Hunderte von Käufern? Die meisten Pillen sind außerdem längst geschluckt.«
    »Und wenn es noch mehr Tote gibt? Nicht alle können so unauffällig weggeschafft werden!«
    »Wir sind nicht verantwortlich für die Unvernunft der Verbraucher. Man kann auch krank werden, wenn man zuviel Eis ißt, und man kann sich zu Tode saufen.«
    »In unserem Fall aber können wir die Polizei an den Hals bekommen.«
    »Wo sollte die Polizei ansetzen?«
    »Oft sind Sie ein eiskalter Profi, manchmal aber auch von einer umwerfenden Naivität. Ein Drogentoter hat eine Menge Mitwisser, und irgendwann fällt einer mal um.« Von Gleichem hatte seit Beginn seines Einstiegs in die Drogenszene alle Schutzmaßnahmen durchgespielt, die bei Schwierigkeiten mit der Polizei einzusetzen waren. Das größte Risiko blieben immer die Zeugen eines Vorfalls. Auch wenn Schweigen, schon als Selbstschutz, die beste Abwehr war – gerade Drogensüchtige sind mit einem labilen Charakter behaftet. Die beste Methode, diese Mauer des Schweigens einzureißen, ist der Entzug. Nicht der vorsichtig-klinische, sondern der brutale. Von heute auf morgen keinen Stoff mehr. Und wenn dann die Qualen einsetzen, das Zittern und die Krämpfe, wenn das Herz rast, die Augen scheinbar aus dem Kopf quellen und die Zunge zu einem Lederlappen wird, dann steht jemand da, hält eine Pille hoch und erklärt: »Du bekommst sie, wenn du sagst, woher du sie bisher bekommen hast.« Dann schreit man den Namen heraus, den Ort, alles, alles brüllt man aus sich heraus, um das Feuer in sich zu ersticken.
    So weit kann es eines Tages kommen, hatte von Gleichem gedacht. Noch darf die Polizei zwar solche Methoden nicht anwenden, denn sie verstoßen gegen die Menschenwürde, sie werden als Folterung eingestuft, sie verletzen das Recht auf die Unantastbarkeit der Persönlichkeit. Aber es könnte Interessenten geben, die keine Skrupel kennen, um mit diesen Methoden in den Markt einzudringen, die Konkurrenz zu enttarnen und sie der Staatsgewalt auszuliefern, um dann später selbst in das Millionengeschäft einzusteigen. Ein Süchtiger kann so zur tödlichen Gefahr werden …
    Von Gleichem blickte Ulrike an. Er sah in erschreckend kalte Augen, in ein Gesicht, das wie eine erstarrte Maske wirkte, das keine Regung zeigte. Was denkt sie jetzt? Was geht in diesem Kopf vor? fragte er sich. Die Augen eines Bären können nicht ausdrucksloser sein. So grenzenlos, wie sie liebt, kann sie auch zerstören. Eine Satanstochter im Körper einer Nymphe.
    »Wir ziehen also die Pille Playboy zurück«, sagte er. »Wir steigen um auf Smiley, Barney und Chanel. Übermorgen kommen die Herren aus Polen wieder nach München. Ich werde die Verträge kündigen.«
    »Wenn sie sich das gefallen lassen.«
    Ulrikes Einwurf war berechtigt. Man kann in diesem Geschäftszweig nicht einfach sagen: Schluß! Aus! Steckt euch euer Mistzeug in den Hintern! Das erzeugt Widerstand, und Widerstand in dieser Branche endet oft in einem Sarg. Auch von Gleichem rechnete mit einem gnadenlosen Kampf.
    »Ich habe Vorsorge getroffen«, sagte er und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Die Herren werden sehr zahm sein.«
    »Das wäre etwas Neues.«
    »Neu für sie werden meine Absicherungen sein. Es gibt Überraschungen, die verblüffen, sonst wären es keine Überraschungen.« Er fuhr mit der rechten Hand durch die Luft, als wolle er damit das Thema wegwischen. »Doch zurück zu diesem Robert Habicht. Setzen wir voraus, er ist Ihnen wirklich hörig, er tut alles, was Sie von ihm verlangen, er wird süchtig nach der Ecstasy-Pille, er verliert den letzten Verstand in Ihrem Bett … Wie würde er reagieren, wenn er miterlebt, daß ein Mädchen, dem er Ecstasy verkauft hat, vor seinen Augen stirbt? Kann er das, trotz aller Hörigkeit, schlucken? Er wird sich immer vorwerfen: Ich habe ihr den Tod verkauft. Und diese Anklage wird in ihm wachsen und wachsen, bis sie explodiert. Die Auswirkungen brauche ich Ihnen nicht zu erklären.«
    »Das ist eine dumme Konstruktion!« sagte Ulrike hart.
    »Wieso dumm?« Von Gleichem schüttelte den Kopf. »Sie ist logisch. Bei Habichts Charakter sogar zwingend logisch.«
    »Wenn es wieder Tote gibt, kommt er damit nicht in Berührung. Er gibt die

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