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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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antwortete Son ebenso höflich. »In welcher Himmelsrichtung liegt das Glück?«
    »Im Westen, Bruder. Wieder in München.«
    »München ist eine schöne Stadt. Es hat mir dort sehr gefallen.«
    »Du wirst vier Menschen begegnen, die einen unangenehmen Geruch ausströmen. Sie sollten gewaschen werden.«
    »Gleich vier?« Son wiegte den Kopf. Er scheute sich nicht vor Arbeit, aber vier Aufträge waren selbst für einen so gewandten Menschen wie ihn sehr ungewöhnlich. »Gibt es keinen anderen als mich? Muß ich die Arbeit allein tun?« Eine Frage, die er laut aussprach. »Bitte bedenkt, daß ich nur zwei Hände besitze. Zwei weitere Hände könnten nützlich sein.«
    »Du bist ein Spezialist«, sagte die Stimme mit mildem Tadel. »Wir haben keinen frei, der dir helfen könnte. Lies in den nächsten Tagen deutsche Zeitungen, dann weißt du, was ich meine. In Berlin, Hamburg, Frankfurt und Köln sind Aufträge zu erledigen; für München gibt es nur dich. Und denk an den goldenen Segen, der in einem Schließfach liegt. Viermal dreitausend Dollar.«
    »Das sind zwölftausend.« Son starrte an die Zimmerdecke. Ein wirklich wichtiger Auftrag, ohne Zweifel. Aber bestimmt auch sehr schwierig, wenn man die Taschen so weit öffnete. Darüber muß man Genaueres wissen, ehe man nach München fliegt. »Erzähl weiter, Bruder.«
    »Es sind drei Polen und ein Deutscher.«
    »Schon wieder Polen?«
    »Du findest wie immer alles in einem Brief in deinem Hotel. Dieses Mal wohnst du im Hotel ›König Karl‹. Dein Zimmer wird bezahlt sein, wenn du eintriffst.«
    »Ich muß auch essen und trinken, Bruder.«
    »Es ist alles geregelt wie bisher … Oder hattest du Grund, unzufrieden zu sein? Dann sag es jetzt.«
    »O nein, nein, es war alles gut vorbereitet.« Son war auf der Hut. Man soll nicht unbescheiden sein, nicht gegenüber einem Auftraggeber, den niemand kennt. Wie sagt ein Sprichwort: Durchstoße nicht die Nebelwand, warte, bis sie sich verzogen hat.
    »Wann soll ich reisen, Bruder?« fragte Son.
    »Am nächsten Montag. Du nimmst die Morgenmaschine von Warschau nach Frankfurt und dann weiter nach München. Du kannst dich drei Tage in München aufhalten, um deine Arbeit zu tun. Die Flugkarten liegen am Warschauer Flughafen am Schalter der LOT. Du siehst, wir nehmen dir alle Mühe ab.«
    »Ihr seid wirklich gute Freunde.« Son machte am Telefon eine Verbeugung. Ehrfurcht dem, dem sie gebührt. »Ich werde alles in eurem Sinn vollenden.«
    Das Gespräch brach ab. Son räusperte sich, erhob sich dann aus seinem Sessel und stieg hinunter in den Keller. Dort schloß er eine Tür auf, zu der nur er einen Schlüssel besaß, und betrat den Raum.
    Es war ein kahles Kellergewölbe, fensterlos, vor über hundert Jahren mit den Steinen aus dem nahen Fluß gebaut, dicke, von den Wassern blank geschliffene Steine, die niemand durchbrechen konnte. Wozu einmal, in früher Zeit, dieser Raum nützlich gewesen sein sollte, konnte Son sich nicht erklären. Er hatte ihn umfunktioniert, seine Frau Marika hatte ihn nie betreten, sie war noch nie in die Kellergewölbe hinabgestiegen. Sie hatte Angst vor Spinnen und Ratten und glaubte Son, der ihr erzählte, er habe dort unten Ratten gesehen, so groß und dick wie Biber.
    In dem kahlen Raum waren drei dicke Pfähle in den Boden geschraubt, und auf jeden Pfahl war ein kunstvoll aus Holz geschnitzter Kopf gepflockt. Keine einfachen runden Köpfe, sondern welche, die Gesichter hatten, verschiedene Halsweiten, schmale oder dicke Nacken, lange Hälse oder gedrungene. Sogar Augen blickten Son aus diesen Köpfen an. Augen aus Glas, wie man sie auch bei Prothesen verwendet. Blaue, braune und grün-graue Augen, die im Licht der von der Decke hängenden Glühbirne mit Leben erfüllt schienen.
    Son ging zu einem aus Holz geschnitzten Kasten, der auf einem kleinen verrotteten Tisch stand, öffnete den Deckel und entnahm ihm drei dünne Stahldrähte von unterschiedlicher Stärke. Mit einem langen Blick auf den Hals des ersten Kopfes wählte er einen Draht aus, wirbelte ihn durch die Luft, faßte dann mit beiden Händen die Enden und straffte sie. Geduckt schlich er, lautlos und nach vorn gebeugt, auf den Kopf zu, einer Raubkatze gleich, die zum Sprung ansetzt, um ihre Fangzähne in den Nacken des Opfers zu schlagen.
    Jetzt stand Son hinter dem Kopf, sein Blick bohrte sich in den Nacken, und blitzschnell, man sah kaum eine Bewegung, schnellten die Hände über den Kopf, der dünne Stahldraht schnitt in die Kehle, wurde

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