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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ausschüttet. Es kommt zu unkontrollierten Ekstasen, zu Exzessen größter Triebhaftigkeit. Die wiederum belasten Herz und Kreislauf bis zum Kollaps. Die Körpertemperatur steigt dabei auf über 40 Grad! Durch den Körper rast ein künstliches Fieber. Wenn sich das laufend wiederholt, können Sie sich denken, in welch desolaten Zustand eines Tages ein solcher Pillenschlucker gerät. Von den Nieren haben wir schon gesprochen; durch die Unterdrückung des Durstgefühls wird die Durchspülung der Nieren mit Flüssigkeit so stark vermindert, daß es zu einer Vergiftung kommt.« Professor Eberlein trat von dem Schaubild an das Pult zurück. »Das war nur ein grober Überblick. Die Wirkung von Ecstasy ist viel differenzierter.« Er räusperte sich. »Haben die Herren noch Fragen?«
    »Was kann man dagegen tun?« rief jemand aus der Mitte der Zuhörer.
    »Die Frage gebe ich zurück: Was können Sie als Polizei dagegen tun?«
    Betroffenes Schweigen. Jeder erkannte das Problem, aber niemand wußte einen Vorschlag zur Lösung. Der Einzige, der etwas zu sagen hatte, war ausgerechnet Theo Wortke von der Mordkommission.
    »Schärfere Gesetze!« rief er.
    »Das ist ein langer Weg.« Reiber schüttelte den Kopf. »Gesetze durchlaufen in Bonn einen Ausschuß, den Bundestag, den Bundesrat. Hinzu kommt der Parteienstreit. Sagt die eine Partei ja, ruft die andere Partei nein. Wir erleben doch gegenwärtig ein Musterbeispiel dieses Theaters: den großen Lauschangriff! Ohne diese Möglichkeit tanzen uns die Mafia-Banden auf der Nase herum, wiehern vor Lachen über dieses deutsche Demokratieverständnis, leben hier wie im Kriminal-Schlaraffenland und pinkeln uns, wo sie nur können, an die Hose.«
    »Aber bitte, Herr Reiber …«, sagte der Polizeipräsident leicht tadelnd.
    »Verzeihung.« Reiber machte eine knappe Verbeugung. »Aber seien wir doch wenigstens hier im vertrauten Kreis ehrlich: Bei uns existiert die organisierte Kriminalität, als befände sie sich in Kur. In Berlin gibt es bisher 54 Morde der vietnamesischen Zigaretten-Mafia, und fast jeden Tag entdeckt man neue Morde des Gangsterkrieges. Was kann die Polizei dagegen tun? Razzien, Verhaftungen, sinnlose Verhöre … Die Kleinen löchert man, die Großen im Hintergrund liegen an der Riviera am Strand. Sagen wir es doch ganz klar: Wir, die Polizei, sind der Mafia rettungslos unterlegen! Und warum? Weil wir die bösen Bullen sind und sie die genialen Verbrecher, über die man sogar glorifizierende Filme dreht. Millionen von Zigaretten werden schwarz gekauft, und damit unterstützt man die Mafia, ja, macht sie im Grunde erst möglich, pumpt sie zu einer Macht hoch – und wir, wir sind die Doofen, die diesen wohlfeilen Konsum unterbinden wollen. Nicht anders ist es bei Ecstasy. Die jungen User sehen in uns Idioten, die nichts von der neuen Zeit verstehen, die das Glück der Jugend unterdrücken wollen. Wir sind die großen Ärsche, die im Vorgestern leben …«
    »Herr Reiber!« ließ sich der Polizeipräsident wieder vernehmen. Aber Reiber entschuldigte sich jetzt nicht mehr.
    »Was können wir tun? Aufklärung? Plakate, Postwurfsendungen, Schriften, Kontaktgespräche, Fernsehspots? Die, an die wir uns wenden, lachen uns doch aus! Und wer soll die Aktionen bezahlen? Bonn, die Länder, die Gemeinden? Die drehen ihre Taschen nach außen: leer! Die haben das Geld verpulvert mit klotzigen Rathausbauten, Sportstadien, kommunalen Glaspalästen, Plätzen mit Luxuspflasterungen. Ecstasy? Achselzucken. Bei Aids war das etwas anderes, da wurden alle munter, da ging es um eine drohende Volksseuche. Da sprangen einem von jeder Plakatwand, jeder Litfaßsäule, aus allen Zeitungen und in allen Fernsehprogrammen die Kondome förmlich ins Gesicht. Aber hat einer von Ihnen schon mal ein Plakat gesehen: Nimm Ecstasy – und gib dein Gehirn dafür ab? Diese Trägheit ist nicht nur zum Kotzen, sie zeigt erschreckend die Gleichgültigkeit unserer Gesellschaft vor der Selbstvernichtung!«
    »Und wie willst du das ändern?« rief Wortke.
    »Ich weiß es nicht.« Reiber hob die Schultern. »Ich bin genauso hilflos wie ihr alle. Man wirft uns vor: Immer, wenn's brennt, ruft ihr nach dem Staat! Ich meine, wenn dieser Staat Milliardenbeträge in die EU pumpt, Milliarden Entwicklungshilfe an fremde Länder zahlt und die Steuern bis zum Unerträglichen hochschraubt, um das alles zu finanzieren, dann sollte dieser Staat sich auch darum kümmern, daß in seinem Inneren, daß mit seiner Jugend alles in

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