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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pripjet-Sümpfen in Rußland gefallen. Was glaubst du, was er gesagt hätte, wenn man ihn einen grünen Rotzjungen genannt hätte? Vater, begreif doch endlich, daß ich ein erwachsener Mensch bin und nicht mehr das Robertle im Spielhöschen. Ich suche nach meinem eigenen Leben!«
    »Noch streckst du die Beine unter unserem Tisch aus, und wir ernähren dich! Und solange ich – jetzt rede ich in deiner Sprache – dich am Kacken halte, wird getan, was ich will!«
    »Gut! So gefällst du mir schon besser, lieber Papa!« Scharfer Spott lag in Roberts Stimme. »Bleiben wir beim Kacken! Du wirst bald nicht mehr diesen Genuß haben.«
    »Was heißt das?« schrie Habicht. »Willst du ausziehen?«
    »Ein guter Gedanke.«
    »Und wohin? Unter eine Isarbrücke? Als Penner?«
    »Auch das wäre zu überlegen.« Robert löste sich von dem Schrank, an dem er bisher gelehnt hatte. »Fangen wir damit an: Ich komme heute nacht nicht nach Hause.«
    »Du bleibst hier!« brüllte Habicht. Er griff sich an die Brust, aber das übersah Robert. Es ist nur Theater! Er ist nicht herzkrank. Ein Oberregierungsrat reibt sich im Amt nicht auf.
    »Ich nehme keine Befehle an.« Robert machte zwei Schritte zur Tür, aber Habicht folgte ihm und hielt ihn am Ärmel fest.
    »Ich sage dir …«
    »Papa!« Robert blieb stehen. »Ich sage dir: Nimm die Finger von mir! Ich möchte sie nicht wegschlagen …«
    »Du wärst in der Lage, deinen Vater zu schlagen?« stotterte Habicht. Sein Atem ging stoßweise, und wirklich, er zitterte. »Du könntest deinen Vater …«
    »Laß mich los!«
    »Robert, du bist wirklich krank!«
    »Dann mach mich nicht noch kränker als ich bin. Laß los!«
    Mit einem Ruck schüttelte Robert die Hand seines Vaters ab, ging zur Tür, riß sie auf und prallte auf seine Mutter, die mit gefalteten Händen in der Diele stand. Sie weinte lautlos.
    »Robert …«, sagte sie. »Mein Junge …« Dann versagte ihr die Stimme.
    »Kümmere dich um Vater, Mama!« Er rannte zur Haustür und riß sie auf. Warme Sommerluft strömte ins Haus. »Er begreift nichts. Mach dir keine Sorgen, mir geht's gut. Und ich komme wieder, das verspreche ich dir. Eines Tages … bald …«
    Er stürzte hinaus in die Nacht, lief zu seinem Wagen, warf sich hinter das Steuer und fuhr mit aufheulendem Motor davon. Habicht, der jetzt in der Haustür stand, blickte ihm mit starren Augen nach.
    »Er ist krank«, sagte er hilflos. »Gerda, er ist wirklich krank. Er kann doch nicht einfach weglaufen … Da müssen wir doch was tun …«
    Sie umarmten sich, drückten sich aneinander, zum erstenmal seit vielen Jahren, und sie weinten gemeinsam … Aber was sie tun sollten, wußten sie nicht.
    Eine Stunde später erschien Robert in Ulrikes Wohnung.
    Sie saß am Tisch und zählte die Tageseinnahmen zusammen.
    »Nanu?« sagte sie. »Du hier? Das ist eine Überraschung.« Sie tippte auf die vor ihr liegenden Geldscheine. »Wir haben 4.750 Mark kassiert. Ein guter Tag.«
    »Ich habe noch eine Überraschung.« Robert beugte sich über Ulrike und küßte ihren Nacken. Er wußte, daß dann jedesmal ein Schauer durch ihren Körper lief. »Ich bleibe hier.«
    »Bis morgen früh?«
    »Länger. Für immer …«
    Sie warf den Kopf zurück und starrte Robert an. »Bob! Was ist passiert?«
    »Ich habe endlich meinem Vater die Zähne gezeigt. Ich bin weg von zu Hause.«
    »Ob das klug war?« Sie schob die Geldscheine zusammen und steckte sie in eine braune Kunststofftasche. »Du willst jetzt hier wohnen?«
    »Ja. Wir gehören doch zusammen.«
    »Und wenn dein Vater dich sucht?«
    »Er rennt doch nicht durch München, von Straße zu Straße.«
    »Durch die Polizei …«, sagte sie nervös.
    »Nie! Nie! Da kennst du meinen Vater nicht. Der Sohn eines Oberregierungsrates haut nicht von zu Hause ab!« Er küßte wieder ihren Nacken und spürte das Zittern in ihr. »Hast du Angst?«
    »Ich habe ein ungutes Gefühl.«
    »Ich genau das Gegenteil. Ich bin jetzt frei! Frei! Ich brauche niemanden mehr zu fragen! Frei!«
    In dieser Nacht nahm Robert zwei Ecstasy und liebte Ulrike bis zur Erschöpfung. Er war wie rasend und nahm keine Rücksicht auf sie.
    Nach dem Rausch weinte er und bettelte um Ulrikes Verzeihung.
    Und zum ersten Mal dachte er: Jetzt könnte ich mich umbringen …
    »Ich bin zufrieden mit Ihnen, Ulla. Das heißt, nicht sehr zufrieden, aber ich möchte mit Ihnen sehr zufrieden sein.«
    Franz von Gleichem hatte die Wocheneinnahmen quittiert, schloß sie jetzt in seinem Schreibtisch

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