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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Er hat gelacht. ›Mama‹, hat er gesagt, ›das ist die Blässe des Geistes, hat mal ein Dichter gesagt. Aber du wirst immer schöner.‹ Des Geistes Blässe – war das Goethe?«
    »Möglich. Und du hast dich damit zufriedengegeben?«
    »Was soll man da noch sagen, Hubert?«
    »Mir tanzt er nicht auf der Nase herum, das wirst du sehen!« Habicht stand aus seinem Sessel auf und trag das dicke Briefmarkenalbum zu einem geschnitzten Eichenschrank, wo er es einschloß. »Wir werden ein klärendes Wort unter Männern sprechen.«
    Von einer Klärung war am späten Abend allerdings nichts zu merken.
    Mutter Gerda ließ Mann und Sohn im Herrenzimmer allein, ließ aber die Tür einen Spalt offen, um in der Diele das Gespräch mitzuhören.
    »Dr. Pupp hat angerufen«, begann Habicht.
    »Ach, der Puppi!« Robert lachte, doch in seinen Augen glomm Vorsicht auf.
    »Puppi!« wiederholte Habicht. »Habt ihr keinen Respekt mehr?«
    »Gegenfrage: Habt ihr früher nie Spitznamen für eure Lehrer gehabt?«
    »Natürlich, ja.« Habicht winkte ab. Einen, der hieß Wassermann, nannten wir Wasserkopp, dachte er. Und ein anderer mit dem unglücklichen Namen Bordel wurde zum Puff. Darin ändert sich die Jugend nicht. Das gehört zur Schule. »Puppi … ich meine Dr. Pupp beschwert sich über dich. Er hat angerufen. Du sollst in der Schule schlafen.«
    »Bei Puppi muß man schlafen.«
    »Auch in Latein?«
    »Ich halte Tacitus für äußerst langweilig. Und Caesar hat die Germanen durch die falsche Brille gesehen.«
    »Das ist kein Grund, den Unterricht zu verpennen.« Habicht beugte sich etwas zu seinem Sohn Robert vor. »Hast du ab und zu Kopfschmerzen?«
    »Nein, Papa.«
    »Ab und zu ein Schwindelgefühl? Eine plötzlich ausbrechende Müdigkeit? Das Gefühl einer Blutleere im Gehirn, Ohrensausen oder sogar Sehstörungen?«
    »Nein, Papa. Ich fühle mich wohl.«
    Habicht griff jetzt auf die Beobachtungen seiner Frau zurück. »Mama sagt, du siehst so blaß aus und du wärst dünner geworden.«
    Robert lachte wieder, aber es klang unnatürlich fröhlich, nach aufgesetzter guter Laune. »Du kennst doch Mama«, sagte er und warf einen schnellen Blick an seinem Vater vorbei auf den Türspalt. Sie hört mit, stellte er fest. Soll sie's hören! »Wenn ich huste, habe ich sofort die Schwindsucht. Und wenn ich mal nicht essen mag, muß das eine Magenschleimhautentzündung sein. Papa, findest du, daß ich bleich wie eine Leiche bin?«
    »Das nicht gerade …«
    »Und dünn wie ein tapeziertes Skelett?«
    »Ausdrücke hast du!« Habicht mußte trotz allen Ernstes lächeln. Ihm kam Robert vor wie immer; nur warum seine schulischen Leistungen in den letzten Wochen so abfielen, war noch zu klären. »Was meint dein Freund über deine Nachhilfestunden in Mathe?«
    »Er meint, ich sei ein Loch in einem Vakuum. Man kann hineinschütten, was man will, es verschwindet spurlos.«
    »Ein kluger Ausspruch.« Habicht räusperte sich. »Morgen wird Dr. Heimes dich untersuchen.«
    »Warum das denn?« Roberts Rücken versteifte sich. Er erkannte die Gefahr, die da auf ihn zukam. »Dr. Heimes ist Arzt und kein Vakuumstopfer.«
    »Er will dich auf mögliche Spätschäden von deinem Überfall untersuchen.«
    »Das ist doch Quatsch, Papa! Ich fühle mich blendend. Wer ist denn auf diese Idee gekommen?«
    »Ich. Dr. Pupp meinte …«
    »Puppi soll rechnen, aber nicht meinen. Bestell Dr. Heimes ab, Papa.«
    »Nur zur Sicherheit …«, beharrte Dr. Habicht.
    »Ich werde Dr. Heimes anfurzen, wenn er mich untersucht!«
    »Was sind denn das für Reden?« Habicht sprang empört auf. Es war das erste Mal, daß er von seinem Sohn eine solche ungeheure Antwort bekam. »Ist das die Kultur unserer Jugend?! Ich verbitte mir, in meiner Gegenwart …«
    »Du hast bisher nie über einen aufsässigen Sohn klagen müssen. Ich habe mich immer nach deiner Lebensauffassung benommen, ich war immer der brave Junge. Aber darüber scheinst du vergessen zu haben, daß ich demnächst neunzehn werde und meine eigene Meinung habe. Ich bin wahlberechtigt, und wenn ich wählen darf, welche Pfeifen uns in Bonn regieren sollen, dann habe ich auch das Recht, mein eigenes Denken auszudrücken. Dein Vater war mit neunzehn schon Leutnant in der Großdeutschen Wehrmacht und durfte – wenn auch auf Befehl – Menschen erschießen …«
    »Wie sprichst du über deinen Großvater!« Es war wie ein Aufschrei Habichts. »Du grüner Rotzjunge!«
    »Ich weiß, auf deinen Vater bist du stolz. Er ist in den

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