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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwaches Glitzern, dessen Schein an und aus ging wie bei einer Signallampe.
    »Der dort! Das ist er. Siehst du ihn?« Robert streckte den Arm aus und drehte mit der anderen Hand Christas Gesicht in die Richtung, die er meinte. »Da ist ein dicker Stern … und dann kommt Dunkelheit. Und dann, links davon, flimmert dein Stern. Hast du ihn?«
    »Ja.« Christa sprach es voller Enttäuschung aus. »Der geht an und aus …«
    »Das sieht nur so aus. Er blinzelt dir zu, und er ruft dir zu: Ich bin der Stern Christa …«
    »Und wie weit ist er weg?«
    »Millionen Lichtjahre. Aber wenn du ihn ansiehst, ist er immer bei dir.« Robert winkte mit dem freien Arm zum Firmament hinauf. »Hallo, Stern Christa …«
    »Und du hast keinen Stern?« fragte sie. Er lächelte voll unbewußter Zärtlichkeit.
    »Ich habe sogar zwei …«, sagte er leise.
    »Wo?«
    »Deine Augen …«
    »Jetzt wirst du wieder doof!« Sie schnellte aus seinem Schoß hoch und setzte sich steif neben ihn. Ihre Reaktion verwirrte Robert; er hatte erwartet, daß sie sich zumindest freute, daß sie ein bißchen glücklich war, so etwas zu hören. Statt dessen fuhr sie wieder ihre Krallen aus. Auch eine Katze, die man streichelt, kann kratzen, und man weiß nicht, warum. »Gehen wir?« fragte Christa.
    »Zurück zur Techno-Party?«
    »Nein. Nach Hause.«
    »So plötzlich?«
    »Ich bin müde.« Sie stand auf und klopfte das Gras von ihrem Kleid. »Bring mich zur Ecke, du weißt schon, was ich meine.«
    Der plötzliche Umschwung in ihrer Stimmung irritierte ihn. Er wußte keine Erklärung dafür. Wo war hier ein falsches Wort gefallen? Ich habe gesagt, daß ihre Augen meine Sterne sind … Was regt sie daran so auf? Du bist ein rätselhaftes Mädchen, Christa. Du siehst den Mann im Mond, ich soll dir einen Stern schenken – aber ein einziges Wort zerstört allen Zauber.
    Sie fuhren wortlos bis zur Killerstraße, Ecke Schulstraße. Dort legte Christa ihre Hand auf Roberts Arm, nickte und stieg aus.
    »Bleibt es dabei?« fragte er, als sie immer noch kein Wort sprach. »Sonntag morgen um zehn Uhr?«
    »Okay und tschüs!«
    Er zögerte, trat dann auf das Gaspedal und fuhr davon.
    Christa blieb stehen und blickte ihm nach, bis sie nur noch zwei kleine rote Rücklichter sah. Erst dann hob sie die Arme, ballte die Fäuste und schrie in die stille, dunkle Straße: »Ich liebe dich! Verdammt, ich liebe dich!«
    Sie spreizte die Finger, fuhr sich damit durch die Haare und zerzauste sie mit einigen wilden Bewegungen.
    »Ich liebe dich wirklich …«, sagte sie dabei leise. »Es ist verrückt – verrückt, aber ich liebe dich, du kluger Idiot!«
    Wenn Oberregierungsrat Dr. Hubert Habicht beim Durchblättern seiner Briefmarkenalben gestört wurde, konnte er sehr ungnädig werden. Trotzdem störte ihn seine Frau Gerda in seiner konzentrierten Ruhe, huschte in das sogenannte Herrenzimmer und blieb an der Tür stehen.
    »Verzeih, Hubert«, sagte sie. »Aber es ist wichtig.«
    Habicht blickte hoch. Er hatte sich gerade am Anblick einer Marke von 1914 aus Deutsch-Südwest-Afrika ergötzt. Sie stammte aus der letzten Serie vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wo Südwest-Afrika noch deutsche Kolonie gewesen war. Welch eine große Zeit, dachte Habicht beim Betrachten dieser Briefmarke.
    »Was ist so wichtig, Gerda?« fragte er unwillig.
    »Ein Anruf für dich.«
    »Ich erwarte keine wichtigen Anrufe. Wer ist es denn?«
    »Ein Herr Dr. Pupp …«
    »Emil?« Habicht runzelte die Stirn. »Stell durch, Gerda.«
    Er wartete, bis seine Frau von der Diele aus das Telefon zum Herrenzimmer durchgestellt hatte, und hob nach dem Klingelzeichen ab.
    »Habicht …«
    »Hier Pupp, Emil … Grüß dich, altes Haus.«
    Habicht blähte die Nasenflügel. Dr. Emil Pupp, Oberstudienrat, kannte er vom Studium her. Sie waren in der gleichen Studentenverbindung, der Urania, gewesen, hatten zusammen gottserbärmlich gesoffen, hatten sogar zusammen gepaukt, waren an Feiertagen in vollem Wichs herummarschiert, hatten aber jetzt als ›Alte Herren‹ nur noch wenig Kontakt miteinander, bis auf den Umstand, daß Dr. Pupp an dem Gymnasium unterrichtete, das Huberts Sohn Robert besuchte. So war es zu einem lockeren Umgang gekommen, der aber nicht berechtigte, ihn jetzt als ›altes Haus‹ zu betiteln. Auch der Ministerialdirigent war ein Uranier, aber Habicht hätte sich nie erlaubt, ihn mit ›Grüß Gott, du Flasche!‹ anzureden.
    »Emil, wie geht es dir?« erkundigte Habicht sich mit deutlich reservierter

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