Die Edda - Die Edda
Katzensohn.
19
Nach wenig Nächten
doch naht der Fürst,
(heimzuholen
Högnis Tochter,)
wenn du den König
zum Kampf nicht lädst
oder die Maid
dem mächtigen raubst.«
20 Helgi:
»Nicht wecke Angst dir
Isungs Töter!
Schlachtlärm zuvor
erschallen soll:
(Hödbrodds Stärke
wird Helgi erproben;)
solang ich lebe,
erlangt er dich nicht.«
21
Boten sandte
der Gebieter aus
über Meer und Mark,
Mannen zu laden,
Flutenglanzes
Fülle zu bieten
den alten Kriegern
und ihren Söhnen.
22 Helgi:
»Gebietet, rasch
an Bord zu gehn,
auf Brandeys Reede
bereit zu sein!«
Dort blieb der König,
bis gekommen waren
die Heerscharen
aus Hedinsey.
23
Alsbald stießen
von Stavnes ab
schwarze Schiffe,
geschmückt mit Gold.
Helgi fragte
Hjörleif also:
»Hast du gezählt
die zaglose Schar?«
24
Der junge Edling
zur Antwort gab:
»Nicht leicht zählt man
die langhäuptigen
Schiffe außen
im Örwasund,
die die Krieger tragen
aus Trönueyr.
25
Der Mannen Zahl
ist zwölftausend;
jedoch der Degen
doppelt soviel
harren in Hatun:
nun heißt es kämpfen!«
26
Die Bordzelte
brachen sie ab,
so daß des Herrschers
Heer erwachte;
am Mast hißten
hoch die Leinwand
die Wikinge
im Warinsfjord.
27
Da war Ruderschall
und Schwerterhall,
Schild schlug an Schild,
die Schiffer ruderten;
unter den Edeln
enteilte rasch
des Königs Flotte
dem Küstenrand.
28
So erscholl es,
schlugen zusammen
die langen Kiele
und Kolgas Schwester,
als brächen Felsen
und Brandung entzwei.
29
Höher hißte
Helgi die Segel,
den Wogen wichen
die Wikinge nicht,
als ingrimmig
Ägirs Tochter
die Seerosse
versenken wollte.
30
Aber es schützte
die Schlachtmaid Sigrun
die Edeln von oben
und ihre Schiffe;
rüstig entrangen
sich Rans Händen
die Gischtrenner
bei Gnipalund.
31
So konnten abends
zu Unawagar
die Schiffe schwimmen,
die schöngezierten.
Die Feinde sahn
die Flotte kommen,
besorgtes Sinns,
vom Swarinshügel.
32
Der edle Gudmund
begann zu fragen:
»Wer ist der Fürst,
der die Flotte lenkt
und streitbares Volk
zum Strande führt?«
33
Sinfjötli rief -
zur Raa stieg auf
ein roter Schild,
der Rand war golden -,
er war ein Recke,
der reden konnte,
und wohlgewandt
im Wortstreite:
34
»Sag heut Abend,
wenn du Säue tränkst
und Futter holst
für Hündinnen,
daß die Ylfinge
von Osten kamen,
gierig nach Kampf,
vor Gnipalund!
35
Hier kann Hödbrodd
Helgi treffen,
den Feind der Flucht,
in der Flotte Mitte,
ihn, der oftmals
Aare speiste,
wenn du an der Mühle
Mägde küßtest.«
36 Gudmund:
»Schlecht kennst du, Fürst,
Vorzeitsagen,
da du zu Unrecht
Edlinge schmähst.
Gegessen hast du
Grauwolfs Speise
und deines Bruders
Blut vergossen,
sogst oft Wunden
mit eiskaltem Mund,
strichst allverhaßt
zur Aashalde.«
37 Sinfjötli:
»Walküre, schlimmes
Scheusal, warst du,
unheimlich, arg,
bei Allvater:
Unfriede gab’s
bei den Einherjern,
widrige Dirne,
um deinetwillen.
38
Wölwa warst du
auf Warinsey,
voll von Ränken,
erfandest Trug.
Du mochtest keinen
Krieger zum Mann,
so sagtest du,
als Sinfjötli.
39
Du brachtest zur Welt
der Wölfe neun
zu Saganes,
die Sinfjötli zeugte.«
40 Gulmund:
»Nicht warst du Vater
der Fenrirwölfe,
aller Erzeuger,
ich ahn es wohl:
gründlich entmannten
bei Gnipalund
Thursenmädchen
zu Thorsnes dich.
41
Bei Steilwänden lagst du,
Stiefsohn Siggeirs,
als Wolf heulend
im Wald draußen;
alles Unheil
über dich kam:
die Brust durchbohrtest
dem Bruder du,
rings berüchtigt
durch ruchlose Tat.
42
Zu Brawöll warst du
die Braut Granis,
mit goldnem Gebiß,
konntest gut rennen.
Ritt manches Mal
dich müde da,
gehetzt unterm Bügel,
Bergungetüm.«
43 Sinfjötli:
»Als zuchtloser Knecht
zeigtest du dich,
da du noch Gullnirs
Geißen molkest,
ein andermal
als Imds Tochter,
Lumpenfetzen!
Verlangst du noch mehr?«
44 Gudmund:
»Zuvor will ich
am Wolfssteine
Raben dein Fleisch
zum Fraß geben,
eh ich Futter hole
für Hündinnen
und Eber tränke;
mit Unholden zank!«
45 Helgi:
»Du, Sinfjötli,
solltest lieber
eilen zum Kampf,
Aaren zur Lust,
als Zankworte
zwecklos wechseln,
mag heißer Haß
Helden entzwein.
46
Nicht gelten gut mir
Granmars Söhne;
doch falscher Vorwurf
ziemt Fürsten nicht:
sie ließen merken
zu Moïnsheim,
daß Klingen zu kreuzen
kühn sie wagen.«
47
Rüstig die Rosse
sie rennen ließen,
Swipud und Sweggjud,
nach Solheim zu
durch tauige Täler,
tiefe Schluchten;
des Nebels Bett
bebte vom
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