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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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höhnischer nie
vernommen habe?

     
    44 Harbard:
    Ich hab sie von den Männern,
    den altersgrauen,
    die in der Heimat Hainen wohnen.
     
    45 Thor:
    Da gibst du einen guten Namen den Gräbern,
    wenn du sie der Heimat Haine nennst.
     
    46 Harbard:
    So denke ich darüber.
     
    47 Thor:
    Dein Schandmaul wird
dir noch schlecht bekommen,
wate ich durchs Wasser erst:
heller als ein Wolf,
sag ich, wirst heulen du,
spürst du des Hammers Hieb!
     
    48 Harbard:
    Einen Buhlen hat Sif daheim,
den wirst du sehen wollen;
das ist dir dringlicher,
mach dich nur da ans Werk!
     
    49 Thor:
    Du schwatzst, was dir in den Mund kommt,
    was mich das Schlimmste dünken muß,
    feiger Geselle!
    Ich sage: du lügst!
     
    50 Harbard:
    Ich sage: die Wahrheit sprech ich;
    du weilst zu lang auf der Fahrt.
    Weit wärst du schon gekommen, Thor,
    wandeltest du die Gestalt.
     
    51 Thor:
    Harbard, du Schuft!
    Du hieltest mich zu lange schon auf.
     
    52 Harbard:
    Nicht hätte ich geahnt,
daß Asathors Fahrt
ein Hirte hindern könnte.
     
    53 Thor:
    Den Rat will ich dir geben:
rudre das Boot her!
Laß uns enden den Zank!
Setz über Magnis Vater!
     
    54 Harbard:
    Packe dich fort vom Sund!
Die Fahrt gibt’s für dich nicht.
     
    55 Thor:
So weise mir den Weg,
    wenn du mich nicht übers Wasser setzen willst!
     
    56 Harbard:
    Leicht ist die Weigerung;
lang ist der Weg:
eine Stunde zum Stock,
eine zweite zum Stein;
nimm zur Linken den Weg,
bis du nach Werland kommst!
Treffen wird Fjörgyn
dort Thor, ihren Sohn,
    und sie wird ihm den Heimweg zeigen
    nach Heervaters Landen.
     
    57 Thor:
    Werd ich heute noch hinkommen?
     
    58 Harbard:
    Kommen mit Arbeit und Mühe
beim Aufgang der Sonne,
so etwa dächt ich.
     
    59 Thor:
    Unser Gespräch mag nun enden,
    da du mit Spott nur erwiderst;
    vergelten will ich dir die Weigerung,
    begegnen wir uns ein andermal.
     
    60 Harbard:
    Zieh nur hin,
wo dich die Unholde holen!

    Anmerkungen
     
    2 Harbard, Graubart, Deckname Odins. 8 1-4 Die Namen hier und in Str. 16, 20 können wir auf keine Sagen zurückleiten; sie werden Einfälle unsres Dichters sein. 14 Die Erschlagung des Riesen Hrungnir war eine Haupttat Thors. 18 5-8 Soviel wie: Unmögliches anfangen (nämlich um Odin zu widerstehn). 20 2 Hexen, hier noch als Riesinnen (Naturdämonen) gedacht. 24 Walland kann Welschland und Schlachttotenland bedeuten. 5 Daß Thor gleichsam eine Knechte-Walhall besitze, ist ein Scherz unseres späten Dichters; er läßt auch seinen Thor selbst widersprechen (25). Im Heidentum haben alle, bis zum König hinauf, den Thor verehrt und geliebt. Wohl war Thor ein »Bauerngott«, aber die Nordländer waren eben ein Bauernvolk! 30 2-5 Der Dichter gebraucht hier, geistreich spielend, Ausdrücke, die auf Liebschaft gehn, die aber andere, hochkriegerische Wendungen durchschimmern lassen. Man »zieht« zur Schlacht und »letzt« Raben. 37 1 Berserkerweiber kann hier nur Riesinnen meinen; ein junger Sprachgebrauch! 2 Die Insel Läsö im Kattegat. 40-46. Hier häufen sich die uns dunkel bleibenden Anspielungen. Auch in den übrigen Teilen mag manche Spitze, mancher Doppelsinn stecken, die bei dem Zeitgenossen ein verständnisvolles Lächeln weckten. 45 Von Odin sagte man, daß er gerne Tote auferweckte; vgl. Nr. 4 und Nr. 26 Str. 12. 50 Thor muß sich vorwerfen lassen, daß er keinen Zauber, keinen Gestaltwechsel, übt. Wer nämlich in eine fremde Haut fuhr, der kam im Nu an die fernsten Orte. Odin selbst war Meister in dieser Kunst. 56 6 Werland »Mannland« = Menschenland, so daß wir uns noch tief im Riesenland befinden.

11. Das Alwislied
    D er Gott Thor als Überlister eines Zwergs ist eine ungewohnte Erscheinung; ganz einzigartig aber ist der Einfall: der Donnergott läßt sich von dem Zwerg belehren über - dichterische Vokabeln! Dazu brauchte es das Island um 1200, gesättigt wie es war mit meisterlicher Formenkunst und Eifer für Sprachbetrachtung.
    Man nehme den Gott und den Zwerg auch hier nur als Einkleidung. Der Inhalt ist ein Stück Poetik: zu dreizehn Wörtern werden je fünf dichterische Umschreibungen teils gesammelt, teils neu gebildet. Andere Isländer haben solche Verzeichnisse in Prosa oder schlichten Vershaufen angelegt: unser Dichter macht formgewandte Strophen daraus, und hinzu bringt er einen spielerischen Zug: er verteilt die Ausdrücke auf die Menschen und mehrere mythische Geschlechter, so als ob es eine besondere Sprache der Asen, der Alben usw. gebe. Woher er dies hat, wissen wir nicht.
     
    Heusler
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