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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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erhielt die fristlose Kündigung. Sollte er sich widersetzen und vor dem Arbeitsgericht dagegen klagen, würde die Sekretärin nicht zögern, ihn unter Eid der sexuellen Nötigung zu beschuldigen. Koch hatte seine Leute im Griff. Sylvia verschwand. Bei einer Tante sei sie, hieß es, eine junge Frau von 21,22, man muss sich das vorstellen! Georg suchte sie, hoffte, sie würde zurückkommen. Aber sie kam nicht zurück. Ein Jahr verging, Georg hatte inzwischen Arbeit in der Stadt gefunden, was blieb ihm auch übrig. Die Dorfbewohner mieden ihn zumeist, Koch drohte ihnen mit Entlassung, sollten sie es nicht tun. An Wochenenden war Georg meistens daheim, fragte nach Nachrichten – und endlich gab es eine. Sylvia war zurückgekehrt, ein Schatten ihrerselbst, mit ihrem Verlobten, der erwarteten guten Partie – und schwanger.«
    Oxana schnappte nach Luft wie ein Goldfisch auf dem Trockenen. »Ooooch!« »Man hat sie von allen Seiten bequatscht«, stellte Krause nüchtern fest, »das war Psychoterror! Und um die Perfidie perfekt zu machen, hatte der alte Koch einen Privatdetektiv mit einem gewiss großzügigen Honorar dazu gebracht, einen gefälschten Observierungsbericht vorzulegen, in dem Georg Webers amouröses Treiben in typischer Wein, Weib und Gesang – Manier be schrieben wurde. Damit war Sylvia Kochs Widerstand endgültig gebrochen. Sie akzeptierte zutiefst deprimiert den geldschweren Galan und ließ sich von ihm bei der erstbesten Gelegenheit schwängern.«
    Es fehlte nicht viel und Oxana hätte vor Entrüstung ob solchen Frevels ausgespuckt. Doch mir schwante, die Geschichte sei noch nicht zu Ende, ihr trauriger Höhepunkt noch nicht erreicht. Krauses Mimik bestätigte das. Wir rauch ten schweigend eine Runde, leerten die Flasche Wein, sahen flüchtig aus dem Fenster, vor dem sich sternenklare Nacht über dem Schneeweiß spannte. »Schlimm genug«, fuhr Krause endlich fort, »das Ende einer Liebe. Aber noch schlimmer: Es war gar nicht das Ende.«

163
    »Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande«. Der Fotograf schnaubte es, fein vom Aroma des vorzüglichen Weines ummantelt, hinaus. »In einer prächtigen Kutsche sollten Braut, Bräutigam und der noch embryonale Erbe des Hähnchenimperiums zur Kirche fahren, von kindlichen Brautjungfern in das aufgehübschte Gotteshaus geleitet, William und Kate sind ein bürgerlicher Scheißdreck dagegen, später opulente Fressorgie in einem Riesenzelt nahe der Hähnchenmastfarm. Für die Großmuschelbacher Statisterie, den Jubelpöbel, war die Ausgabe von gratis Hähnchenbockwürsten und billigem Bier vorgesehen, das war alles so großkotzig feudal, so lächerlich – und fand nicht statt.«
    Was uns gespannt Lauschenden geschwant hatte. »Oh weh!«, machte Oxana, »tzja«, lispelte ich, »denn«, setzte Krause an, »das Schicksal mag keine Soaps. Sie werden sich vorstellen können, wie es Georg erging. Er war ein gebrochener Mann, ein Schatten früherer Tage, er alterte vor der Zeit, mied Großmuschelbach, lebte wie in Trance. Dann, kurz vor der geplanten Hochzeit, stand ein Mann vor seiner Tür.
    Was ich Ihnen nun berichte, habe ich natürlich erst im Nachhinein erfahren. Von, Sie ahnen es wohl, Sonja Weber, die es auch erst erfahren hat, als alles schon zu spät war. Hätten wir, frühzeitig informiert, etwas entgegensetzen können? Ich fürchte: nein. Es war so vorbestimmt, so verflucht vorbestimmt, da muss man nicht an Gott glauben, es ist einfach so. Die Happyends sind Roman- und Fernsehwerk, weiter nichts.«
    Widerspruch? Oxana mochte dazu ansetzen, sie blickte auf, legte auf der Stirn eine dünne Falte in die Waagrechte, doch die verschwand im nächsten Moment und der Blick senkte sich wieder, tauchte in die Maserung der Tischplatte (die Decke hatte sich verschoben) und projizierte in diese alle Bilder der bisherigen und der kommenden Katastrophe. Es arbeitete in Krause. Man sah seinen Zorn, seine Trauer, man hörte es, als er endlich weitersprach, leiser als bisher.
    »Dieser Mann also an Georgs Tür. Heruntergekommen, unrasiert, mit verschlagenem Blick. Georg wollte ihn abfertigen, nein, ich brauche nichts, ich gebe nichts, doch der Bursche setzte den Fuß wie ein Vertreter nach vorne, sagte: ‚Ich bin Ihr rettender Engel, glauben Sie das nur.’ und stellte sich als jener perfide Privatdetektiv vor, der den Observierungsbericht gefälscht, Georg zu einer Sexbestie gemacht hatte. Viel hätte nicht gefehlt und Georg wäre auf ihn losgegangen. Er ließ es und bat den Mann

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