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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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in seine Wohnung. Dort erzählte ihm der Kerl von finanziellen Schwierig keiten, das Wasser stehe ihm bis zum Hals, nein, noch höher, er brauche dringend 2000 Euro, sofort, ohne Formalitäten. Und er habe etwas anzubieten als Gegenleistung, ein Tonband. Ganz Profi hatte der schleimige Typ die Verhandlungen mit dem alten Koch mitgeschnitten, alle Abmachungen, die ganze dreckige Intrige. Georg hörte sich das an und zahlte.«
    Sollte der Fall eine glückliche Wendung nehmen? Nein, das wussten wir. Krause bestätigte das. »Georg schöpfte neue Hoffnung. Er würde Sylvia das Band zukommen lassen, sie würden sich treffen, er wäre dem noch ungeborenen Kind des anderen ein guter Vater, sie würden wegziehen, weit weg, ins Ausland am besten, sie wären glücklich und zufrieden, keine Vergangenheit mehr. Georg schickte das Band an Sylvia und wartete. Er verließ seine Wohnung nicht mehr, befand sich ständig in der Nähe des Telefons, wartete auf Sylvias Anruf, wartete, wartete. Erhielt einen Anruf. Aber nicht von Sylvia, sondern von seiner Schwester.«
    Waren das Tränen in Krauses Augen? Unbezweifelbar. Auch Oxanas Augen glänzten nass. »Sonjas Stimme war... ich kann es nicht ausdrücken, sie war die blanke Verzweiflung. Sie teilte ihrem Bruder mit, man habe heute Morgen Sylvia in einem Futterhaus der Farm entdeckt, an einem Seil baumelnd, tot, Selbstmord. Muss ich weiter erzählen? Vielleicht. Aber ich kann es nicht.«

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    Wir sagten nichts. Die Stille da draußen in der Nacht wurde die Stille hier drinnen in uns, das schreckliche Bild der Erhängten drängte sich auf und wurde verdrängt. Die Flasche war leer, wir waren leer. »Danach«, sagte Krause mit einigen Mühen, »öffneten sich alle Schleusen. Georg redete von Selbstmord, Sonja kümmerte sich rührend um ihn. Der alte Koch war wie von Sin nen, er fand Georgs Brief, das Tonband, er schrie, einen Killer werde er auf diesen Weber ansetzen und wenn er dafür bis zum Ende seiner Tage ins Gefängnis wandere. Dem Privatdetektiv versprach er, ihn fertig zu machen, aber ich denke, das hatte der selbst schon übernommen.«
    »Wie heißt der Mann?«, erkundigte sich Oxana. Krause überlegte. »Georg hat einmal den Namen gesagt, aber Entschuldigung, ich habe ihn ver gessen. Ich weiß nur noch, es war ein komischer Name, ich hatte lachen müssen. Komisch, weil er etwas mit seiner Profession zu tun hatte.« »Hm«, machte Oxana, »das kriege ich raus. Und weiter?« Krause reckte sich, seine Glieder knirschten. »Nun, auf seine Weise hat sich Koch gerächt, an uns allen gerächt. Er begann sofort damit, seine Farm zu automatisieren, die Menschen, die nicht mehr gebraucht wurden, zu entlassen. Und die wenigen, die nun den Betrieb aufrechterhielten, waren Auswärtige. Dann, ein knappes Jahr später, hat Koch seinen inzwischen modernen Betrieb an eine große Firma verkauft. Drohungen wurden weiter ausgestoßen und Koch sorgte dafür, dass die Beteiligten davon erfuhren. Georg, wieder einigermaßen bei sich, fürchtete um sein Leben – und das nicht zu Unrecht. Was aus dem Detektiv wurde, weiß ich nicht. Der verhinderte Bräutigam Sylvias verschwand von der Bildfläche, nie wieder etwas von ihm gehört. Dann schlug das Schicksal wieder zu. Koch erlitt einen Herzinfarkt, lag lange auf Leben und Tod, bis letzter triumphierte. Seine Frau zog nun endgültig aus Großmuschelbach weg, ich habe gehört, sie lebt jetzt auf Mallorca, verprasst das Geld und ist mit braungebrannten spanischen Jungs gut versorgt. Das war die Geschichte von Georg und Sylvia.«
    Wieder schwiegen wir lange. »Wir müssen dann gehen«, sagte ich schließlich, morgen hatte ich eine lange und beschwerliche Reise vor mir. Kurzer Abschied mit Handschlag, stille Fahrt zurück durch das dunkle, das winterliche Örtchen, an der Hähnchenmastfarm vorbei, die beinahe im Dunkeln lag, nur aus einigen Fensteröffnungen drang Licht, hier ruhte man nie. Es stank.
    Auch Oxana und ich verabschiedeten uns ohne größere Umstände. Sie wiederholte noch einmal ihr Versprechen, die Identität des Privatdetektivs zu ermitteln, man könne nicht wissen, was es bringe. »Tatsache ist, dass Georgs Leben in Gefahr war und er jetzt verschwunden ist. Ob es einen Zusammenhang gibt?« Ich brummte ein skeptisches »Hm« und fingerte nach meinem Wohnungsschlüssel. Ich wollte allein sein, ich musste noch ein paar Sachen für morgen packen, ein paar Stunden schlafen, ein paar schrille Albträume über mich ergehen lassen.
    Der Wecker

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