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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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zu, die winkte zurück. Und trat wieder hinaus ins Freie, in die kalte Luft, unter den klaren Himmel mit seinen Sternen und Planeten, seinen Weißen Riesen und Schwarzen Löchern, seinen Sonnenstürmen und ätherischen Feuern, erreichte mein trautes Heim, entlud mich von allen Flüssigkeiten des Abends, aß eine Kleinigkeit, schaltete den Fernseher an und wieder aus, schaltete das Radio an und wieder aus, schaltete den Rechner an und wieder aus, legte mich ins Bett und stand wieder auf, entzündete eine Zigarette und drückte sie wieder aus, kurz: Ich tat all die unsinnigen Dinge, die zum Beispiel ein Kriminalschriftsteller tut, der gerade nicht weiß, wie er eine Seite vollschreiben soll. Er setzt Wort an Wort und hofft auf das Ende des Absatzes, er ahnt, dass fürchterliche Dinge zu erzählen sein werden, ausweglose Si tuationen und hochdramatische Cliffhanger. Es könnte jetzt zum Beispiel klingeln und ein Mörder vor der Tür stehen.
    Es klingelte.

232
    Irmi hatte sich hübsch zurecht gemacht. Sie war aufgeregt wie ein Schulmädchen vor dem ersten Date, der neue Lippenstift, extra gekauft – zu teuer, zu rot, schmeckte nach Kaugummi -, die frische weiße Bluse und die gute schwarze Hose, mit der sie auf den in immer schnellerer Frequenz stattfindenden Beerdigungen hinter Särgen her trottete, das alles war überzogen, unnötig und doch: irgendwie auch schön.
    Der Konrad saß schon am Katzentisch der »Bauernschenke«, obwohl er doch vor dem Eingang hätte warten sollen wie abgemacht. Wahrscheinlich war es ihm draußen zu kalt gewesen. Er hatte sich, stellte Irmi enttäuscht fest, über haupt keine Mühe gegeben, ein ungepflegter älterer Mann in Bauernklamotten, sehr unruhig, der Blick stets verstohlen zu den Mädels hin. Ob sie ihm glichen? Irmi grinste in sich hinein. Ja doch, taten sie sogar, wenn man ein Auge zudrückte.
    »Hallo«, sagte Irmi, der Konrad nickte nur. Perlen vor die Säue. Er guckte sie gar nicht an, der ganze Aufwand war umsonst gewesen. »Sie gleichen mir tatsächlich«, sagte er dann doch, »alle zwei.« »Es sind eineiige Zwillinge«, stellte Irmi nüchtern fest und: »Sie wissen nicht, dass ich ihre Mutter bin.« Der Konrad riss die Augen auf und sah Irmi jetzt an. »Adoptiert? Cool.« Heißt nämlich, dachte Irmi, dass der feine Herr keine Alimente nachzahlen muss. »Gut so«, bestätigte der Konrad und entspannte sich etwas.
    »Wie ist es dir eigentlich so ergangen?« Ihn ausfragen. Nur aus diesem Grund spielte sie dieses böse Spiel. Eine gemeinsame Basis schaffen und peu à peu ein paar Wahrheiten aus dem Kerl rauskitzeln. Nicht ungefährlich. Was, wenn der mehr von ihr wollte? So schlecht sah sie nicht aus für ihr Alter. Passieren konnte auch nichts mehr, also. Er war partout nicht ihr Typ und mit dem Sex hatte sie sowieso schon vor Jahren abgeschlossen. Aber würde eh nichts passieren. Leider? Gott sei Dank?
    »Na«, begann der Konrad, »ich war halt die ganzen Jahre in der Bewegung aktiv.« »Aha«, sagte Irmi. Der Konrad nickte. »Gegen Nato-Doppelbeschluss, gegen Atomkraft, gegen die, die gegen Nicaragua waren, für Fidel, für ökologisches Bauen und Wohnen, gegen den Kapitalismus und den Stalinismus, für den öffentlichen Personennahverkehr und freien Sex, gegen Repressionen und Isolationsfolter – nur mal so einiges als Beispiel. Du?«
    Sie erzählte ihm von ihrem Lehrerinnendasein. Wieder nickte der Konrad. »Du hast dich also angepasst. Und deine Ideale?« Ideale? Jetzt würde er sie in den Senkel stellen. Lamentieren, sie sei nicht »authentisch« geblieben, eine Verräterin ihrerselbst. Kannte sie doch, dieses Geschwätz. Hasste sie. Veganer, die jede Diskussion um gesunde Ernährung sofort mit dem Vorwurf begannen, Fleischesser seien Mörder. Bleichgesichtige Fanatiker, die die moralische Oberhoheit gewinnen wollten. Aber jetzt nicht aufregen, Irmi. Mitspielen.
    »Hab ich im Hinterkopf behalten«, antwortete sie. Der Konrad schüttelte den Kopf. »Es gibt kein richtiges Leben im falschen, sag ich immer.« Aha, sagst DU. Lass das nicht den Herrn Adorno hören. »Hast ja recht«, antwortete Irmi. Sich jetzt ein bisschen klein machen, das haben sie doch alle gerne. »Ich träu me auch von einem Leben, wie du eines führst. So ganz selbstbestimmt, frei, ohne die Zwänge des Kapitals. Ohne Geld. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktioniert. Ein bisschen Geld braucht doch jeder, oder?«
    »Tjaaaaaaa«, machte der Konrad und richtete sich auf, so wie es

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