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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Ring? Wir murmelten unsere Hallos zurück und waren sehr verlegen. »Habt ihr ein Schäferstündchen? Schwul zufällig?« Das wiesen wir weit von uns. »Nö«, protestierte Borsig, »ich geb dir gleich eine aufs Lästermäulchen, Süße. Wir wollen nur mal wissen, was mit dem Betrieb hier los is.« Professionell geht anders, seufzte ich in mich hinein. Katharina nahm die Sache von der sportlichen Seite. »Oh, cool, ja. Ihr seid Detektive, stimmt. Wollt meinem Alten am Zeug flicken. Saugeil. Aber die Typen sind vor ner Stunde gegangen.«
    Wir Männer verfügten uns in Borsigs armseliges Chauffeurzimmerchen, für das jeder in einen mallorquinischen Hasenkasten eingepferchte Pau schalurlauber Schmerzensgeld bekommen hätte. Katharina kam, mit einer Flasche Grappa und etwas Knabberzeug, nach, »erst mal Lagebesprechung«, schlug sie vor. »Ja, die kommen öfter. Aber noch nie wie diesmal. An die 15 Mann – Frauen waren keine dabei, na doch, eine, aber die sah auch eher wie’n Kerl aus. Alles Bankerfressen, bäh!« Ob sie jemanden erkannt habe? »Lass mal nachdenken. Dieser Typ vom Bankhaus Sohnemann & Vater, Päderastenblick, you know?« Wussten wir nicht, stellten es uns aber vor. »Ja, is der Juniorchef da, also auch schon zwischen 50 und scheintot. Und natürlich noch Ulki.«
    Ulki? »Na Ulki! Ach so, könnt ihr nicht kennen. Der war mal Privatsekretär bei meinem Alten und jetzt – ph, keine Ahnung, was der jetzt macht. Heißt eigentlich Manfred Ulkus und ist ne ganz schmierige Matte.« Machte ein neckisch-obszönes Petzauge, stand ihr gut. »Wenn ihr mal zufällig mit dem duscht, Jungs, bückt auch please nicht nach der Seife. Okay?«
    Nach ein paar aufmunternden Schlucken aus der Pulle bat ich Katharina, mich in einen der inzwischen verlassenen Räume zu führen, in denen schwitzende Männer hektisch betriebsam gewesen waren. »Okay«, sagte sie, »nur auf den Johann müssen wir achtgeben, der Arsch taucht manchmal wie aus dem Nichts auf.«
    Zu dritt verließen wir Borsigs Zimmer, der Resident desselben machte die Avantgarde, lugte um sämtliche Ecken – und es gab wahrhaftig mehr Ecken als sonst etwas in diesem Haus -, gab entwarnende Handzeichen, wir folgten ihm auf den leisesten uns zur Verfügung stehenden Sohlen. Eine zweiflügelige Tür, Holzlamellen, »stopp«, flüsterte Katharina, »das ist der Konferenzraum, da waren die drin.« Ich legte ein Ohr ans Holz, hörte nichts, drückte die Klinke hinunter, die Tür war nicht verschlossen. Wir tappten in die Dunkelheit und den Mief. Es roch nach kaltem Zigarettenrauch, heißgelaufener Elektronik, vor allem aber nach Schweiß, Angstschweiß. »Kannst ruhig Licht machen«, sagte Katharina, »hier gibt’s keine Fenster.«
    Der Raum war leer bis auf den großen Tisch und rasch geschätzte 20 Stühle, die sorgfältig unter ihn geschoben worden waren. »Der Reinemachetrupp war schon da«, stellte Borsig fest und ich nickte enttäuscht. Zwei grüne Plastikmülleimer, natürlich kein Stückchen Papier mehr drin. Unter dem Tisch blinkte es weiß. Ich bückte mich, kroch drunter, meine Finger fischten einen zerknüllten Zettel vom Teppich. Ein paar draufgekritzelte Zahlen, ein Name, vier Ausrufezeichen: »45043, 5933, Willbrandt!!!!« Sagte mir nichts, ich steckte das Ding dennoch ein.
    Wir verließen den Konferenzraum und setzten unsere Wanderung fort. Jetzt bildete Katharina die Vorhut. »Da hinten is noch so ein kleiner Raum, da haben sie immer abgechillt und Kaffee getrunken.« Auch nicht sehr vielversprechend. Eine Metalltür, nur angelehnt. Wieder erst lauschen, wieder keine Geräusche. Ich ging an Katharina vorbei und betrat das Zimmer, es roch wie der Konferenzraum, nur ersetzte der Geruch nach exzessiv genutzter Kaffeemaschine den Elektronikmief.

236
    Uff! Diese Nancy schien von der schnellen Truppe zu sein. »Klar, bin dabei, komm doch einfach mal rüber, Süße, die Mädels sind auch grad da.« Niemand nannte Oxana ungestraft Süße, doch bei dieser Isländerin war es angezeigt, eine Ausnahme zu machen. »Fährst du mit?« Sonja zögerte. Sagte dann: »Ja, sonst müsste ich alleine sein, das halte ich nicht aus.« Zwei Haarmeere, die ineinanderfluteten, Monsterwellen der Zärtlichkeit, die Körper von heulenden Schiffssirenen zum Vibrieren gebracht.
    Das Atelier der Künstlerin fanden sie auf Anhieb. Wer ihnen da die Tür öffnete, besaß die Masse zweier ausgewachsener Männer, die der liebe Gott in einer seiner unergründlichen Launen zu einem einzigen

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