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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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redet er eine Menge Unfug, von dem er prächtig leben kann.

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    Mein Freund, der Dichter Konstantin Marxer, ist das lebende Beispiel dafür, dass man auch ohne die umstrittene Präimplantationsdiagnostik zufriedenstellende Kinder gebären kann. Wir hatten uns in der Schule kennengelernt. Er Liebling der Lehrer und Mädchen, ich der von der Natur vorgesehene Antipode. Während ich meine Ausbildung verfeinerte, um das mir zugewiesene Schicksal eines Versagers zu erfüllen, setzte sich Marxer vier Wochen lang auf den Hosenboden und schrieb einen Roman, »Die Stille des Meeres, wenn es stürmt oder schneit«.
    Eine coming-of-age-road-novel, der deutsche »Fänger im Roggen« auf Weißbrotbasis plus die Tiefsinnigkeit Heinrich Bölls in der Schreibe Charles Bukowskis, hätte der Boris Pasternak geheißen und wäre ein Duzfreund von Wil liam S. Burroughs gewesen. Vor allem der Untertitel – »Eine Selbstbefriedigungsphantasie« – erregte die Selbstbefriedigungsphantasie der Literaturkritik und ließ das Buch zu einem Achtungserfolg werden. Marxer fand eine Mäzenin – sie war 39 und litt an Juvenilsucht – und ergatterte mehrere Stipendien sowie gut dotierte Literaturpreise, vor allem jedoch orientierte er sich funk- und fernsehwärts, »da wird wenigstens noch Geld in die Hand genommen und das ist mir lieber, als wenn meine Alte da was anderes in die Hand nimmt«. Er heiratete sie dennoch; sie lebten inzwischen getrennt und Marxer wartete geduldig auf den Erbschein.
    »Du störst«, empfing mich Marxer an der Tür seiner Wohnung, der Beletage einer malerisch am Fluss gelegenen Jugendstilvilla, »aber ich freue mich, dich zu sehen, komm rein«. Er trug, wie immer wenn er arbeitete, einen seidenen Morgenmantel mit Karomustern, einen dito Schal sowie Lederlatschen an den nackten Füßen. So schlappte er mir voraus in die unter einer Orgie feinziselierten Stucks von höchster Bildung kündende Bibliothek, wies mir einen Platz am gediegenen Eichentisch zu, auf dem der Laptop leise vor sich hin babbelte.
    Auf einem Leiterchen an der Bücherwand stand ein bezauberndes dunkelhaariges Geschöpf und wedelte den Staub von den Folianten. »Das ist Oxana«, sagte Marxer, dem mein interessierter Blick auf die knappe, ganz in Schwarz gehaltene Kostümierung der Wedlerin nicht entgangen war. »Russin?«, fragte ich lüstern, »oder gar Ukrainerin?«
    Marxer verzog ein wenig das Gesicht, als habe jemand in seiner Anwesenheit Ketchup für die Trüffelpastete verlangt. »Nein, Kasachin«, antwortete er knapp. »Schläfst du mit ihr?«, fragte ich, ein wenig zu vorwitzig. Marxer wölbte empört die Stirn. »Immer noch der alte chauvinistisch-rassistische Typ, was? Hältst du alle Kasachinnen für potentielle Nutten? Das sind doch keine Thais! Ich sehe ihr ab und an beim Duschen zu, da waren die Polinnen, die ich früher hatte, freigiebiger. Aber kann man ja heutzutage als deutscher Dichter nicht mehr bezahlen. 1500 kostet mich der ganze Spaß hier, jeden Monat kommt ne Neue und die Mädels sind gut in Hausarbeit.«
    Ich drückte mein Bedauern aus und bat Marxer, das Fräulein Oxana zu einer anderen Beschäftigung außerhalb der Bibliothek zu schicken, ich hätte ihm etwas ganz in Vertrauen mitzuteilen und brauche seinen Rat.
    »Nee, keine Angst, die Kleine kann kein Wort Deutsch«, winkte Marxer ab und betrachtete versonnen die Hinterfront der immer noch mit dem Entstauben der buchgewordenen Literatur befassten jungen Frau. »Aber das trifft sich gut. Ich habe gerade einen writer’s block, irgend so eine Scheiße für nen Comedyheini, Sketche halt, wird klasse bezahlt, liegt aber beträchtlich unter meinem Niveau. War schon so verzweifelt, dass ich ein paar abstrakte Gedichte für meine neue Sammlung schreiben wollte. Also machs Maul auf und erzähle, alter Kumpan.«
    Ich machte das Maul auf und begann zu erzählen. Alles, na ja, fast alles, die ganze Geschichte, und Marxer hörte halbwegs interessiert zu.

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    »Interessant«, resümierte Marxer und gähnte. »Und wie soll ich dir jetzt helfen?« Inzwischen hatte Oxana das Abstauben der Bücher beendet und die Bibliothek in einer Gangart verlassen, bei der die kasachische Steppe regelmäßig beben dürfte.
    »Manche Frauen sind wahre Naturereignisse«, sinnierte ihr Marxer nach, »nur zu vergleichen mit Hochwasser, Vulkanausbrüchen und Heuschreckenplagen.« Um sich dann mit der Frage »Du steckst ziemlich in der Scheiße, was?« in das nüchterne Hier und Jetzt zurück zu

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