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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Luft anhalten, lauschen. Tickte irgendwo eine Uhr? Nein. Schnaufte jemand in einem Hinterhalt? Nein, hoffentlich nicht. Sollte ich jetzt »Hallo, ist da wer?« rufen? Auch nicht, das vertretbare Quantum an »Hallo, ist da wer?« befindet sich im Monopolbesitz deutscher Krimiserienschreiber und auf einen Copyrightprozess wollte ich es nicht ankommen lassen. So setzte ich still und vorsichtig Schritt für Schritt, kam dem Raum, in dem Licht brannte, immer näher und hoffte, es möge mich nicht das erwarten, was ich befürchtete.
    Im Wohnzimmer von Lothars Wohnung – die übrigens genauso bieder war wie die Georg Webers, so dass man, hätte Lothar Meier geheißen und nicht – hab den Namen schon wieder vergessen, – getrost von einer Biedermeierwohnung hätte sprechen können, aber der Kalauer war natürlich unter meinem Niveau und jetzt muss ich erst einmal lesen, wie ich den Satz angefangen habe, ach so: Im Wohnzimmer von Lothars Wohnung sah es aus wie in meiner, wenn ich mich nach zwei Jahren dazu aufraffe, endlich aufzuräumen und zu putzen. Mit einem Unterschied: In meiner Wohnung liegt nur selten ein Mensch auf dem Teppich und blutet vor sich hin. Oder korrekter: Hat vor sich hin geblutet und jetzt nicht mehr, weil Tote unter anderem nicht mehr aktiv bluten können. Ok, so gut kenne ich mich da nicht aus, aber es wird wohl so ähnlich sein.
    Dieser Mann hier war tot, gar nicht anders möglich. Sein Gesicht war praktisch nicht mehr vorhanden, jedenfalls nicht so wie auf Passbildern. Jemand hatte es mit einem augenscheinlich schweren Gegenstand bearbeitet, wie ein Bildhauer, der aber aus einem Nichts von Gestalt ein Gesicht meißelt, bei dem Mann auf dem Teppich war genau umgekehrt vorgegangen und ein Gesicht zu einem Nichts von Gestalt gemacht worden. Eine Masse aus Blut, Hirn, Fleisch und Knochen.
    War das Lothar? Nicht zu erkennen. Ich trat sensationellerweise einen Schritt vor, bückte mich. Lothar oder wer auch immer trug eine Freizeitjacke, die von der eben näher beschriebenen Masse in Mitleidenschaft gezogen war, die Freizeitjacke verfügte über eine Innentasche und aus dieser war etwas halb herausgerutscht, das wie eine Brieftasche aussah. Ich nahm ein Taschentuch aus meiner Hose und fischte die Brieftasche heraus, warum auch immer, ich weiß es wirklich nicht. In der Brieftasche steckte ein Personalausweis, ich betrachtete ihn mir und las die Daten. Er war auf Georg Weber ausgestellt. Ich hatte meinen Auftrag erledigt. Möglicherweise oder auch nicht.

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    » Mäzena Klaviere. Qualität, die sie hören können. Große Leistung zum kleinen Preis. Wenn Sie Bildungsgutscheine für den Klavierunterricht Ihrer Kinder erhalten, darf ein Produkt von Mäzena in Ihrem Heim nicht fehlen. Määääääääzeeeeeeeenah!«
    Ich starrte auf den Bildschirm. Seit Stunden schon starrte ich auf den Bildschirm, die Fernbedienung in der Hand, meine Gedanken leider nicht mehr. Sie irrlichterten durch Werbespots und Talkshows, gruben sich in Jahresrückblicke und »Die Tierwelt Monacos«, ich war eine Säule, die von jedem dahergelaufenen medialen Hund angepinkelt wurde.
    » Sagt das Baby Ei-Ei-Ei, fütter es mit BABA-Brei.«
    Brei. Ich sah plötzlich wieder dieses Gesicht aus Brei, ein ALETE-Mord, durchfuhr es mich überflüssigerweise, macht der Mörder Ei-Ei-Ei, schlägt er dein Gesicht...
    Natürlich war mir klar, dass ich mich mitten in einem Verdrängungsprozess befand. Ich kannte mal einen Mann, der hatte Helmut Kohl irrtümlich die Hand geschüttelt, weil er ihn für den Hausmeister hielt. Und sich sofort stundenlang unter die Dusche gestellt, aus Reinigungsgründen oder, wie die Griechen sagen, damit die Katharsis genügend Wasser bekommt. Völlig unlogisch. Er hätte sich ja nur einen halben Tag die Hände waschen müssen. Und ich fernsehte. Mein erster Toter, noch dazu einer mit zertrümmertem Gesicht. Irgendwie tat es mir gut, die auf andere Art zertrümmerten Gesichter von Politikern, Fernsehphilosophen, Silikonprinzessinnen und Bestsellerautoren zu betrachten, die sich ein nächtliches TV-Stelldichein gaben, bei dem sogar Vampire schleunigst wieder in ihren Särgen Zuflucht suchten. Garniert mit 230000 Toten eines karibischen Erdbebens, einem Mann, der nur den neuesten Mercedes fahren wollte, frierenden Obdachlosen, denen von netten Hostessen in knappen Christkindlkleidchen Tee gereicht wurde, einer strammen Moderatorengattin, die ihre Daseinsberechtigung in einem verschnürten Dirndl wohlverpackt bei sich

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