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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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angehen, meine Wangenknochen tendierten bei gutem Willen ins slawisch Hohe. Gut beobachtet und dennoch völlig daneben. So lieben wir unsere Presse.

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    Ohne Hermine im Nacken und Jonas im Genick geriet ich in den digitalen Maelstrom, ich, einsamer Surfer, dessen dünngebohrtes Brett auf den Wellen der Information schaukelte, torkelte, umschlug, mich immer weiter auf die See hinaus prügelte. Ich las jeden Quatsch, verschlang jede Verschwörungstheorie, sogar die, welche besagte, die Erde sei in Wahrheit der verlorene linke Hoden des großen universellen Donnergottes und wir ergo nichts weiter als gewöhnliche Sackratten. So steil die These sein mochte, sie leuchtete mir schneller ein als die, ein Kind erhalte mit 10 Euro im Monat »soziale Teilhabe«.
    Und so sehr hatte mich das Netz verschluckt, dass ich meinen Hunger spät, zu spät verspürte, mein Versuch, es Piazzamonte gleich zu tun und elegant eine Pizza online zu ordern, scheiterte kläglich. Bliebe also nur der analoge Gang zum Griechen um die Ecke, draußen war es schon dunkel und noch kälter als tagsüber, in meiner Wohnung hingegen hell und einigermaßen warm.
    »Ein Ritual ist eine Insel der Ordnung im Chaos des Alltags und bringt einen manchmal auf einen Gedanken, der schon die ganze Zeit vor einem lag, aber nicht gesehen wurde.« (Kurt Bacharz, Der zweitbeste Koch, S. 130; nur damit man sieht, dass ICH wissenschaftlich zitieren kann) Das einzige Ritual, das mir einfiel, bestand darin, zum Kühlschrank zu gehen, diesen zu öffnen und festzustellen, dass er vollkommen leer war, ihn zu schließen, zurück zu dackeln und auf den versprochenen Gedanken zu warten. Er kam nicht. Dafür klingelte das Telefon als üblicher deus ex machina.
    »Was machst du im Moment?« Ich erkannte Oxanas Stimme inzwischen auch ohne jegliches R und antwortete »nicht viel. Essen suchen.« Das treffe sich gut, sagte Oxana, »ich wollte dich fragen, ob du ein paar Stunden Zeit hast, Marxer hat mir einen Auftrag gegeben.« Es folgten einige Wörter auf Russisch, deren Bedeutung etwa unserem »am liebsten würde ich ihm die Eier abreißen und für Ostern ausblasen« entsprechen dürfte. »Er hat lange mit Sonja gesprochen – ohne mich, der Arsch – und mir aufgegeben, das Haus von Lydia Gebhardt zu observieren. Und zwar von 20 bis 24 Uhr heute Nacht, warum weiß ich nicht, der Kerl hat eine Information und gibt sie nicht preis.«
    Ich erklärte zweierlei. Zum einen, dass Marxer bereits in der Schule ein egoistischer Eigenbrötler und Blender gewesen sei, schon damals habe kein Zweifel an seiner späteren Berufswahl bestehen können. Zum anderen erklärte ich mich bereit, die besagten vier Stunden mit Oxana im engen Innenraum eines Personenkraftwagens zu verbringen. »Das ist gut«, sagte sie, »stell dir nur vor, ich wäre allein und müsste dringend pinkeln und während ich weg bin passiert etwas.« Ich stellte es mir vor und es fühlte sich irgendwie sexuell an, was mich nicht überraschte. »Ich bringe uns auch etwas zu essen und zu trinken mit«, versprach Oxana, »es ist jetzt halb acht, in eine Viertelstunde hole ich dich ab.«
    Ich schaltete den Laptop aus und machte mich ausgehfertig. Mein Hunger war schlagartig verschwunden, vielleicht hielt ihn auch nur die Aussicht auf eine Mahlzeit in Schach oder die Aufregung, vier Stunden neben einer betörenden Frau zu verbringen und auf etwas zu warten, auf was auch immer. Was hatte Sonja Weber Marxer preisgegeben? Wir würden es erfahren. Warum wollte mich Oxana dabei haben? Weil Marxer ein Arschloch war, das mich mit unlauteren Mitteln ausstechen wollte, und Oxana auf meiner Seite. Oder doch nicht? Ich würde auch das herausfinden.
    Zehn Minuten nach dem Anruf ging ich auf dem Bürgersteig vor meiner Wohnung auf und ab. Die geparkten Autos kannte ich sämtlich, sie gehörten Nachbarn, kein fremdes, schon gar keins, in dem Männer saßen und auf mich warteten. Pünktlich um Viertel vor acht bog der Wagen mit Oxana am Steuer um die Ecke.

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    Wir steckten uns gegenseitig kasachische Fleischbällchen in die Münder. Bissen von einem Stangenweißbrot ab, das allerdings schon bessere Tage gesehen hatte. Tranken aus einer Flasche, deren Wein halb so alt war wie ich, also doppelt so alt wie Oxana. Der Grund für solche Neckereien lag auf der Hand: Wir langweilten uns fürchterlich.
    Das Gebhardtsche Anwesen verbarg sich hinter einen weißen Mauer, die so hoch war, dass man nicht einen Stein des Hauses sehen konnte. Vielleicht gab

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