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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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gleichmäßiger, verwandelte sich in ein lindes Schnarchen, ich roch dezentes Parfüm oder Duschgel, in solchen Sachen bin ich kein Experte. Mir gingen zu viele Dinge im Kopf herum, verständlich, es war ein schrecklicher Tag gewesen und wohl nicht der letzte. Ich befreite mich vorsichtig von der Schlafenden und schälte mich aus dem Bettzeug, auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, an dem von Jonas und seinem Harem vorbei, es war ruhig dahinter, sie schliefen also schon. Ans Küchenfenster und eine Zigarette rauchen, auf die nächtlich leere Straße schauen, nachdenken.
    Günther Raths Zettel brachte uns nicht weiter, soviel stand fest. Man würde herausfinden müssen, warum er ermordet worden war, noch dazu auf diese recht spektakuläre Art und unter hohem Risiko an einem öffentlichen Ort, wo das Gesicht des Täters nicht zu verbergen gewesen war, von der Bedienung der Kaffeebar und meiner Wenigkeit genauestens beschrieben, wenngleich ich mich nicht genau hatte erinnern können. Ein Durchschnittsgesicht, ein Mann, irgendwo zwischen 30 und 40, auch die Statur Durchschnitt. Volle Haare, das ja. Dunkelblond oder hellbraun, eher kurz als lang. Aber sonst? Frauen beobachten so etwas besser, weil sie genauer hinschauen, also hatte Claudimausi vielleicht eine bessere Beschreibung liefern können. Egal. Wenn es dem Täter nichts ausmachte, sein Gesicht zu zeigen, wusste er, dass er sofort nach der Tat die Stadt verlassen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden würde. Ein Auftragskiller. Doch wozu der Aufwand? Wer steckte dahinter? Wie war Rath in den Dunstkreis von Menschen geraten, die ihn für so gefährlich hielten, dass sie ihn beseitigen mussten? Und welches Wissen hatte ihn so gefährlich gemacht? Womit ich wieder bei dem Zettel angelangt war. Der uns nicht weiterbrachte.
    Ich mochte eine Stunde am Fenster verbracht, mehrere Zigaretten geraucht und bestimmt drei Familienpackungen Gedanken verbraucht haben, als ich Hermines warme Hand an meinem Bauch spürte und ihre noch wärmere Stimme in meinem rechten Ohr hörte. „Kannst auch nicht schlafen? Grübelst rum? Geht mir auch so.“ Sie nahm mir die Zigarette aus dem Mund und einen kräftigen Zug. Hustete. Die Brust in meiner Hand bebte. „Weißt du eigentlich, dass 87 Beiwohnungen quasi Doppelnummern waren? Und der Orgasmusanteil bei diesen signifikant höher? 98,7 % Haben ich grad mit Jonas seinem Taschenrechner ausgerechnet.“ Und was bedeutete das? Wenigstens über diese Frage gab es kein Spekulieren. „301“, würde Hermine in einer Stunde in ihr wirklich sehr empfehlenswertes rotes Büchlein schreiben.

Folgen 3 01 - 3 50
     
     
    301
    Dann träumte sie wieder. Der Tunnel, an dessen Ende kein Licht war, dessen Wände nur das Geräusch der Geschwindigkeit widerhallten, woran man merkte, dass es überhaupt Wände gab, ein Tunnel war. Vika musste unter Drogen stehen, das registrierte sie merkwürdigerweise, wie den Januskopf des Mannes, der Frau, aus dem es kurz und hämisch gelacht hatte, als sie wieder zurückfiel in die Ohnmacht. „Schlaf noch ein wenig, Süße, bald bist du wieder fit.“ Auch das hallte in ihr nach, ein Satz wie ein Tunnel.
    Als sie wieder erwachte, war Vika blind. Wie im Traum. Etwas war über ihre Haut gekrabbelt, allgegenwärtige Insekten mit pelzig lauwarmen Füßen. Hatte sie nicht abschütteln können, die Arme und Hände und Beine bewegungslos, mussten in einer Zwangsjacke stecken. Auch jetzt fuhr etwas über ihre nackte Haut. Augen öffnen. Komm, zwing dich, schaffst das schon.
    Das Sehenkönnen kam wie ein Schock. Aus der perfekten Finsternis in den perfekten Realismus gestochen scharfer Bilder. Vika lag auf einem Bett, über sie gebeugt Mareike, lächelte sie süßlich an, sagte: „Guten Morgen, ausgeschlafen, was?“ Im Hintergrund ein Kichern, ein Meckern, von einer Frau, von einem Mann, Vika konnte sich immer noch nicht festlegen.
    „Hör auf zu lachen, Honey“, sagte Mareike, „das hier ist unser Schätzchen, komm und fühl mal, was für eine zarte Haut sie hat.“ Nein, dachte Vika und wollte die Arme nach vorne, nach oben ziehen. Ging nicht. Sie waren auf den Rücken gebunden, jede Bewegung brannte sich in die Handgelenke. „Sie wehrt sich“, sagte Honey aus dem Off. Honey? Honig? Das war doch...
    Mareike richtete sich auf. „Nicht wehren, my Darling, das hat keinen Zweck. Wir werden dir auch nichts tun. Vielleicht nicht. Du bist uns gerade nur im Weg. Falsche Zeit, falscher Ort. Capito?“ Ja, klar doch.
    Honig kam ins

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