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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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schnell einhängen, ducken, bis es wieder dunkel war. Noch ein großer schwarzer Transporter, dessen Türen ohne Rücksicht auf Nachtruhe geöffnet wurden, das Knirschen vieler schwerer Stiefel im frischen Schnee. Unheimlich. Wie im Kino. Das hier war Kino. Ganz mieser Film.
     
     
    322
    Sie hatte den beiden Mädels drei Minuten Vorsprung gegönnt, sich von Mareikes Festnetzanschluss aus ein Taxi gerufen, war am Friedhof aus dem Wagen gesprungen und vom Glück begünstigt worden. Die Mädels stiegen gerade aus, gingen am Friedhof vorbei einen schmalen Feldweg hoch, verschwanden zwischen Bäumen. Vika hinterher, ganz vorsichtig.
    Dort also war der Eingang, eine Stahltür in der Felswand und diese Sandra Schnüffel (hieß die arme Frau wirklich so?) besaß den Schlüssel. Den sie ins Schloss steckte, aber nicht umzudrehen brauchte, denn die Tür wurde von innen geöffnet, der Honigkopf streckte sich in die kalte Luft und aus dem Honigmaul kamen meckernde Töne. Mareike stieß ihn einfach zurück, keine Diskussion jetzt.
    Hatten sie die Tür hinter sich wieder abgeschlossen? Einfach mal ausprobieren, Vika. Ganz behutsam, versteht sich. War offen. Na prima. Enger Gang, vom trüben Licht einen schwachen Glühbirne erhellt, Vika bemühte sich, keinen Lärm zu machen, es gelang ihr auch. Einfach durchgehen, horchen. Da. Hinter dieser Tür. Geräusche, Stimmen. Jetzt nur noch auf die innere Stimme warten, die einem erzählt, was man bitte tun soll. Drei Personen, keine Erfahrungen im Nahkampf. Dazu die gewiss hysterische Lydia Gebhardt, kaum eine große Hilfe. Vika blieb unschlüssig vor der Tür stehen, legte das Ohr an das eiskalte Metall, horchte. Verstand nichts. Da drinnen stritten sich welche, alle Stimmen klangen weiblich, das Falsett gehörte Honig, es klang besonders exaltiert.
     
    ACHTUNG! WIR UNTERBRECHEN DIESES ELABORAT DER UNTERHALTUNGSLITERATUR FÜR EINE WICHTIGE EILMELDUNG!
     
    Wie soeben bekannt wurde, wird die Haftungssumme des Europäischen Rettungsschirmes EFSF durch „Hebelung“ um das Fünffache auf ca. 2 Billionen Euro erhöht. Der Trick: Die Staaten haften nur für 20 Prozent der eventuellen Schuldsumme. Der Trick hinter dem Trick: Da vor allem BANKEN die Schuldpapiere erwerben, werden die nicht abgedeckten 80 Prozent (oder ca. 1,5 Billionen Euro) nicht über den Rettungsschirm aufgebracht, sondern durch die bewährten Mittel der Bankenrettung. Sprich: Das Geld kommt anderswo her, also wie immer von den Steuerzahlern, aber es wird alles ganz anders heißen. Wie der Finanzminister im kleinen Kreis vertraulich ausplauderte, komme man damit dem angestrebten Zustand der Überwindung der Geldwirtschaft einen entscheidenden Schritt näher. Es wird weiterhin berichtet, der Bundeskanzleramts-Mitarbeiter Kriesling-Schönefärb sei bei Kenntnisnahme dieser Nachricht erheblich blass geworden und habe einen Entschluss gefasst.
     
    ...und nun weiter in der Handlung des hier vorliegenden Unterhaltungsromans. Wir haben ihn just in dem Moment verlassen, da Vika, die unerschrockene Detektivin, vor der Tür des Bunkerraumes steht, hinter der sich Mareike, die sinistre Schweizer Tänzerin, Sandra, verheiratete Frau Schnüffel, und der irgendwie sexuell unentschlossene Herr Honig sowie wahrscheinlich auch die Gefangene Lydia Gebhardt befinden. Auch Vika ist, wenngleich anders, unentschlossen. Soll sie die Bösewichte in einer Überraschungsaktion unschädlich machen, um die ihr nicht besonders sympathische Lydia Gebhardt zu befreien und so vor dem sonst sicheren Hunger- und Dursttod zu bewahren? Soll sie besser abwarten? Spricht der offensichtliche Streit der Bösewichte nicht für schwerwiegende Differenzen, das Schicksal der Gebhardt betreffend? Wäre es nicht angebracht, die Ausschaltung der Bösen diesen selbst zu überlassen? Und was bedeutet das Geräusch an der Bunkertür?
     
     
    323
    Der jungfräuliche Schnee, dieser dreckige Verräter. Jeder meiner Schritte raubte ihm die Unschuld, er rächte sich, indem er die Abdrücke meiner Schuhsohlen auf seiner temporären Festplatte speicherte. Schritte schwerer Stiefel und kurze, heisere Kommandos aus dem Unsichtbaren. Ich suchte einen Hauseingang, irgendein Versteck, ein Exil, ich war die heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten, auf der Flucht vor der größten Plage der Menschheit, der staatlichen Willkür.
    Die Stadt ließ mich im Regen stehen, der immer noch Schnee war und die Spuren seiner Schändungen immer verbissener zu beseitigen trachtete. Keine

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