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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Damen mich drohend ins Visier nahmen. „DU“, begann Hermine drohend, „bist jetzt mal GANZ ruhig! Ihr Männer seid ja von Natur aus schlampenfixiert, dafür könnt ihr nix. Also Maulhalten!“ „Genau!“ stimmte ihr Annamarie Kainfeld zu, „ich lass mich hier nicht von jeder Schlampe überrollen, wer zum Chef will, muss an MIR vorbei und ohne Termin geht schon mal gar nix, da hat sich keiner einzumischen, SIE auch nicht!“
    „Ich wollte doch nur...“ Weiter kam ich nicht. „WAS wollten Sie?“ zischte die Kainfeld, „ich weiß genau, was Chefs wollen, im tiefsten Innern ihrer schwarzen Seele wollen, aber wenn Sie auch nur ansatzweise...“ „Richtig!“ lobte Hermine, „beim ALDI hatten wir auch mal so nen Schwanzgesteuerten von Abteilungsleiter, bei dem brach regelmäßig der Schimpanse durch, wenn er einer Frau auf den Arsch stierte.“ „Ja!“ schrie Annamarie begeistert, „damit fängts doch an! Sie starren einem auf den Arsch, da kannst machen was du willst, da kannst in Sack und Asche gehen, Sie starren dir immer aufn Arsch, auch wenn sie ihn gar nicht sehen können, aber in ihrer dreckigen Phantasie gibt es einen Standard-Ideal-Arsch, den stellen sie sich dann vor...“
    Ich bemühte mich zehn Minuten lang, das nun sich gegenseitig befeuernde Gespräch der beiden Damen über die Abgründe der männlichen Urinstinkte zu ignorieren. Las den nächsten Brief in Sachen Glück, ein Schreiben von Frau Kümmerling aus Wiesbaden, in dem sie sich darüber beklagte, in deutschen Fernsehkrimis seien Menschen nicht mehr „glücklich“, sondern dialogmäßig „happy“, auch gefalle ihr der Ausdruck „Happyend“ nicht, warum nicht Deutsch, warum nicht „Glücklichend“? Mir fiel beim Lesen beinahe der Gesichtserker in den Coffeecup, aber immer noch besser, als die Lauscher in das Stakkato der Männerbeschimpfung zu halten, das Hermine und meine Sekretärin mit Praxisbeispielen am Laufen hielten.
    Endlich hatten sie ihre Munition verschossen, ihre Blicke waren bedrohlich auf mich fixiert. „Ich heiße übrigens Annamarie“, sagte die Kainfeld, „ich bin die Hermine“, sagte Hermine. „Ich glaub, ich koch uns erst mal einen Kaffee“, schlug Annamarie vor, „übrigens Kaffeekochen – hast du eigentlich gewusst, dass die meisten sexuellen Übergriffe von Vorgesetzten auf ihre weiblichen Mitarbeiter in Kaffeeküchen passieren?“ „Nicht wahr!“ entrüstete sich Hermine! „DOCH!“ bekräftigte Annamarie. „Ist doch auch logisch! Enge Küche, der Arsch zum Greifen nahe, man kann sich immer mit 'Sorry, ich dachte, das wäre der Griff vom Kühlschrank' rausreden, wenn man einer Frau mal wieder von hinten an die...“ „Diese Schweine!“ kommentierte Hermine – und schickte MIR ihren bösestmöglichen Kastrationsblick.
    Die Damen zogen ab, ich blieb zerschmettert zurück. Also der Frau Kümmerling aus Wiesbaden antworten. Anrede: „Dear Frau Kümmerling, das ist der springende Point!“
     
     
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    Er war der ewige Hamster. Ein kleines Rädchen, das das große Rad drehen musste, eine Käfigexistenz mit virtuellem Freilauf, allerhöchstens nachtaktiv, wenn er nicht schlafen konnte und in seiner Wohnung auf und ab ging, um ein Waswärewennleben zu ergrübeln. Okay, ein Luxusdepressiver mit Pensionsanspruch. Letzte Nacht, ja. Nach dem Anruf aus dem Bundeskanzleramt, die schnarrende Stimme eines anonymen Vorgesetzten: „Sie bleiben selbstverständlich auch unter Gauck Pressesprecher, vielleicht nicht erste Reihe, aber immerhin. Lassen Sie sich ein paar nette Merksätze à la 'Der Islam gehört zum Islam' oder so einfallen, werfen Sie sie in die Diskussion. Und morgen Abend gehen Sie zur Illner in die Sendung.“
    Nein, wollte er nicht. Aber haben Hamster einen freien Willen? Können sie so mir nichts dir nichts aus dem Rad springen? Und dann? Auf verzweifelter Nahrungssuche ins Nichts. In seiner Verzweiflung hatte Kriesling-Schönefärb bei Oxana angerufen, um sich nach der Situation im Allgemeinen und dem Zustand Sonja Webers im Besonderen zu erkundigen. Sonja schlafe sehr viel, sagte Oxana ein wenig reserviert, sie stehe unter Medikamenten. „Das mit Moritz und Georg Weber hast du gehört?“ Nein, von wem denn. Oxana erzählte es ihm in Stichworten, Kriesling-Schönefärb staunte. Hoffnung keimte in ihm, die Hoffnung, es sei eben nicht alles gut, nicht alles geregelt in diesem Krimi, der, wenn er ein Krimi wäre, soeben ganz langsam ausgeblendet wird, damit der fade Beigeschmack des

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