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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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wir müssen reden.“ Ich setzte mich und sie redete. „Du hast ja schon gemerkt, dass sich unser Verhältnis… nun ja, ich mag dich noch immer, so ist das nicht, aber meine Karriereplanung hat dich im Moment leider nicht auf der Agenda, mein Lieber. Oder um es noch genauer zu sagen: Du bist gerade nicht ein Must-Have, keine Win-Win-Situation.“ Genauso hätte ich es auch ausgedrückt. Trotz des Kaffees fühlte sich mein Mund trocken an und ich schwieg. Was aber egal war, denn Hermine redete weiter.
    „Das soll aber nicht heißen, dass wir nicht auf einer mehr pragmatisch-geschäftlichen Ebene miteinander verkehren können.“ Das Wort „verkehren“ assoziierte sich sofort mit ziemlich schlimmen Dingen, die noch ziemlicher utopisch geworden waren. Ich entschied mich, stumm zu nicken. „Schön, mein Lieber, dass du das genauso siehst. Du bist ja inzwischen eine ziemliche Berühmtheit – und ich brauche Berühmtheiten, wenn ich die Bauernschenke lifestylemäßig auf die Number One heben will. Das verstehst du. Also? Bereit zur Koopereeeschän?“
    Was hätte ich antworten sollen? Ich musste nichts antworten, denn der Redefluss Hermines bahnte sich weiter seinen Weg durch meine beiden Gehörgänge. „Ich hab mir überlegt, dass es doch eigentlich ganz nett wäre… ich meine… Konstantin will am Samstag aus seinem Roman lesen… du weißt schon, aus welchem… und nachdem was passiert ist, also dieses Attentat…“
    Ich stand abrupt auf, nachdem ich noch abrupter meine Kaffeetasse auf den Schreibtisch geknallt hatte. „Ich verbiete dir, in meinen Büroräumen den Namen dieses Schmierfinks auch nur zu denken! Und von wegen Koopereeeeschän! Mit dem? Was soll das werden? Soll ich bei der Lesung blöd danebensitzen und mich von diesen Blödmännern und –frauen, die für solchen Mist ihre Zeit opfern, angaffen lassen? Darf man mich auch anfassen und füttern oder was?“
    „Hm“. Hermine überlegte. „Keine schlechte Idee. Ich könnte kleine Portionen von deinem Lieblingsessen anbieten, Makkaroni mit Tomatensoße… Haben dann praktisch alle was davon. Die Besucher haben ihr Event, ich mach Kasse und du wirst gratis pappsatt. Du hast manchmal richtig gute Ideen.“
    Meine beste Idee wäre es gewiss gewesen, Hermine zu bitten, mein Büro zu verlassen. Ich brachte es in Erinnerung besserer und intimerer Zeiten nicht übers Herz. „Vergiss es. Mit dem unter einem Dach? Nur über meine Leiche.“ Hermines Mimik ließ mich befürchten, sie halte das für eine überdenkenswerte Alternative.
     
     
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    „Du benimmst dich wie ein kleiner dummer Junge!“ Hermine war laut geworden, ihre Augen musterten mich abschätzig. „Kein Wunder, dass du es zu  nichts bringst. Einfach kein Gespür fürs Business! Ich biete dir 200 bar auf die Kralle, du musst einfach nur rumsitzen und rumnicken, das machst du doch dein ganzes Leben lang völlig umsonst.“ Ich sah zur Decke und pfiff ein flüchtiges Liedchen. Aussitzen. Einfach aussitzen und so tun, als sei Hermine nicht vorhanden. Gut, das fiel mir schwer, aber so schwer nun auch wieder nicht. Hermine stand schließlich auf und rauschte mit einem herzhaften „Idiotendetektiv! Selten hat ein Krimititel so gepasst!“ von dannen.
    „Wow“, kommentierte Annamarie Kainfeld, „was war das denn?“ Ich erklärte es ihr. „Mein Gott, Sie sind wirklich ein komischer Typ“, reagierte meine Sekretärin. Das war, wenn ich es genau nehmen würde, eine veritabler Kündigungsgrund, schließlich war ich ihr Vorgesetzter. Ich nahm es aber nicht so genau, sondern sah wieder zur Decke und pfiff wieder ein Liedchen. Nahm mir noch einen Kaffee und verfügte mich in mein nun erfreulich stilles Büro, um mich dem zu widmen, was meine Arbeit war.
    Eduard Schick. Wenn stimmte, was ich mir zusammenreimte, dann würde dieser ominöse Mann, der Marxer einen Cocktail spendiert hatte, noch einmal zuschlagen. Das hier war eine Warnung gewesen, nichts weiter. Aber Marxer wusste gar nicht, wer ihn da wovor warnte. Alles reiner Zufall. Das wiederum wusste Schick nicht. Am wenigsten jedoch wusste ich, nämlich so gut wie gar nichts. Wie sollte ich eine Spur des Burschen finden? Kurz entschlossen rief ich Gritli Moser an.
    Die verbeamtete Schweizerin meldete sich knapp mit „Hallo“ und hörte mir dann geduldig zu. Sagte schließlich „Aha, interessant“ und bat mich, ihr eine genaue Beschreibung des Eduard Schick zu geben. „Er hat sich ja in der Klinik aufgehalten. Irgendjemand muss ihn

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