Die Eheprobe
Bein, sodass es blutet. Bunny schreit vor Schmerzen laut los.
18:05 : Aufgrund des Schreis kommen William, Caroline, Zoe und Peter in den Flur gerannt.
18:07 : Die Situation durch unaufhörliches Gebrabbel meinerseits unter Kontrolle gebracht: Er hat nur geschnappt, nicht gebissen. â Wo ist das Pflaster? â Haben wir noch Desinfektionsmittel? â Das ist kein Desinfektionsmittel, sondern Sekundenkleber.
18:09 : William beiÃt beim Reinigen von Bunnys Wunde die Zähne zusammen.
18:10 : Ich blicke auf die Uhr.
18:15 : William fragt, wer was zu trinken möchte.
18:17 : Ich öffne einen Flasche Pinot Noir und schenke den Erwachsenen ein Glas ein.
18:19 : Ich stürze mein Glas hinunter und genehmige mir noch eins.
18:20 : William schlägt vor, dass ich einen Gang zurückschalte.
18:30 : Die Eieruhr geht los, und William holt die Makkaroni mit überbackenem Käse aus dem Ofen.
18:31 : Alle tun freudig kund, wie gut es riecht und dass sie das Essen kaum erwarten können.
18:35 : Die Vor- und Nachteile von Gruyère gegenüber dem eher klassischen Cheddar bei der Zubereitung von selbst gemachten Makkaroni mit überbackenem Käse werden diskutiert und analysiert.
18:40 : Ich sage Bunny und Jack, wie wahnsinnig ich mich freue, dass sie bei uns wohnen.
18:45 : Bunny fragt eindringlich nach, ob es mir gut gehe. Ich antworte, ja sehr, warum sie denn frage? Sie murmelt etwas von SchweiÃperlen, die mir auf der Stirn stünden.
18:48 : Bunny fragt Caroline, wie es bei der Jobsuche vorangehe.
18:49 : Caroline antwortet: Super, sie sei zum neuen Vorstandsvorsitzenden bei Google ernannt worden.
18:51 : Ich entschuldige mich bei allen Anwesenden, ich müsse leider, leider gehen, da ich eine Verabredung hätte, die ich nicht verschieben könne, und Anrufen ginge auch nicht, da Nedras Handy gestern ins Klo gefallen sei und ich daher keine Möglichkeit sähe, sie zu erreichen.
18:51 : William nimmt mich zur Seite und sagt, er könne nicht fassen, dass ich tatsächlich wegginge â so kurz nach Bunnys und Jacks Eintreffen.
18:52 : Ich sage ihm, es tue mir leid, aber ich müsse jetzt los.
18:52 : William erinnert mich daran, dass es meine Idee war, Bunny und Jack zu uns nach Hause einzuladen.
18:53 : Ich gehe.
19:05 : Voll auf Adrenalin erreiche ich das Tea & Circumstances und ergattere einen Tisch. Forscher 101 verspätet sich ebenfalls.
19:12 : Ich blicke auf die Uhr.
19:20 : Ich öffne die Facebook-App auf meinem Handy. Keine neuen Nachrichten, er ist nicht online.
19:25 : Ich bestelle einen Zitronentee. Kaffee wäre mir lieber, aber ich will keinen schlechten Mundgeruch riskieren.
19:26 : Ich überprüfe meinen Facebook-Account.
19:27 : Ich überprüfe noch mal meinen Facebook-Account.
19:28 : Ich schalte mein Handy aus und wieder an.
19:42 : Ich fühle mich wie eine Frau in den mittleren Jahren.
19:48 : Ich schicke ihm eine Nachricht über Facebook: Haben wir sieben oder acht Uhr gesagt? Vielleicht warâs ja acht. Ich bin jedenfalls da.
20:15 : Du dummes, dummes Weib.
Ich blicke hinab auf meine Espadrilles und den verschmierten Lipgloss-Abdruck auf meinem Becher. Mein ganzer Körper zittert, angefangen von den Zehen bis hinauf zu den Schultern.
»Ist alles in Ordnung?«, fragt die Kellnerin mich nach einer Weile freundlich.
»Es geht mir gut, es geht mir gut«, murmele ich.
»Sicher?«
»Ich habe nur gerade eine schlechte Nachricht erhalten.«
»Oh â herrje, das tut mir leid. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
»Nein, danke.«
»Okay, aber bitte zögern Sie nicht, mir Bescheid zu geben, wenn Sie etwas brauchen. Egal was.« Sie eilt davon.
Ich sitze am Tisch und vergrabe meinen Kopf in den Armen. Plötzlich piepst mein Handy. Eine Facebook-Nachricht von John Yossarian.
Es tut mir so leid. Etwas Unerwartetes kam dazwischen.
In Schockstarre glotze ich auf die Wörter. Alles gut, alles gut, alles gut. Es gibt einen Grund, warum er nicht aufgetaucht ist. Aber was glaubt er eigentlich, wer er ist, mich so zu versetzen? Ich schwanke hin und her zwischen dem Wunsch, ihm unbedingt zu glauben, und dem, ihm zu sagen, er möge sich verpissen, aber bevor ich es mir verkneifen kann, tippe ich bereits: Ich habe mir Sorgen gemacht, Ihnen wäre vielleicht etwas zugestoÃen.
Mein Handy piepst wieder.
Vielen, vielen Dank für Ihr Verständnis. Ich spiele keine Spiele. Ich habe
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