Die Eheprobe
Stapel Manuskripte dabei und versuche, mich zu entscheiden, was wir als Nächstes machen. Ich hoffe, du wirst mir helfen und ein paar durchlesen?«
»Das wäre mir eine Ehre. Ich glaube, ich gehe auch ins Bett. Heute war ein langer Tag.« Ich täusche ein Gähnen vor. Mein Plan ist, mich schlafend zu stellen, wenn William ins Bett kommt.
»Ich sehe noch mal nach den Kindern«, sagt William, als Bunny und Jack in ihrem Gästezimmer verschwunden sind.
»Denk daran, ihnen zu sagen, sie sollen alle Lichter ausmachen, wenn sie mit ihrem Programm durch sind.« Ich gehe die Treppe hoch.
»Alice?«
»Was denn?«
»Soll ich dir einen Tee machen?«
Ich wirbele herum, total paranoid. Weià er etwas? »Warum sollte ich einen Tee wollen? Ich habe den ganzen Abend Tee trinkend mit Nedra verbracht.«
»Oh, stimmt. Entschuldige, ich dachte nur, du möchtest vielleicht etwas Warmes.«
»Ich möchte tatsächlich etwas Warmes.«
»Wirklich?«, fragt er nach.
Schwingt da Begierde in seiner Stimme mit? Glaubt er, das Etwas, von dem ich da rede, könnte er sein?
»Meinen Laptop«, sage ich.
Sein Gesichtsausdruck: Fassungslosigkeit.
Morgens um vier wache ich auf und schlurfe nach unten, ein wandelndes Desaster.
Ich gehe in die Küche, nur um zu entdecken, dass Bunny schon da ist. Sie steht am Herd. Der Teekessel ist aufgesetzt, und zwei Becher stehen auf dem Tresen aufgereiht.
Sie lächelt mich an. »Ich hatte so ein Gefühl, dass du mir möglicherweise Gesellschaft leistest.«
»Warum bist du schon auf?«
»Für mich ist es sieben Uhr morgens. Die Frage lautet vielmehr: Warum bist du schon auf?«
»Keine Ahnung. Ich konnte nicht schlafen.« Ich schlinge meine Arme um mich selbst.
»Was ist los, Alice?«
Ich stöhne. »Ich habe etwas wirklich Schlimmes getan, Bunny.«
»Wie schlimm?«
»Schlimm.«
»Schlimm wie süchtig-nach-Schmerzmitteln-schlimm?«
»Bunny! Nein, natürlich nicht!«
»Dann ist es nicht so schlimm.«
Ich warte einen Moment. »Ich glaube, ich habe mich in einen anderen Mann verliebt.«
Bunny lässt sich in Zeitlupe auf einen Küchenstuhl gleiten. »Oh.«
»Ich habe dir gesagt, dass es schlimm ist.«
»Bist du dir sicher, Alice?«
»Bin ich. Und warte, es wird noch schlimmer: Ich habe ihn überhaupt noch nie getroffen.«
Also erzähle ich Bunny die ganze Geschichte. Sie sagt während meines Vortrags kein einziges Wort, aber ihr Gesicht verrät mir alles, was ich wissen muss. Sie ist ein unglaubliches, mitgehendes Publikum. Ihre Augen weiten sich und werden wieder schmaler, als ich ihr die E-Mails und die Facebook-Chats zeige. Sie säuselt und gackert und gurrt, als ich ihr meine Antworten des Fragebogens vorlese. Aber vor allem umhüllt sich mich â mit jeder Faser ihres Körpers.
»Du musst todunglücklich sein«, sagt sie schlieÃlich, nachdem ich fertig bin.
Ich seufze. »Ja. Aber ich habe noch so viele andere Gefühle. Es ist kompliziert.«
»Für mich sieht das ganz einfach aus. Dieser Mann, dieser Forscher â er hört dir zu. Er hat dir genau das gesagt, was du hören wolltest. Leider muss ich dir sagen, dass du wahrscheinlich nicht die Erste bist, bei der er das gemacht hat.«
»Ich weiÃ, ich weiÃ. Moment mal! Glaubst du das wirklich? Du liebe Güte, ich nämlich nicht. Es schien so, als hätten wir was ganz Besonderes, etwas nur zwischen ihm und mir â¦Â«
Bunny schüttelt den Kopf.
»Du hältst mich für bescheuert.«
»Nicht bescheuert, nur verletzlich.«
»Ich schäme mich so.«
Bunny wischt meine Worte beiseite. »Ob man sich schämt oder nicht, entscheidet nur man selbst. Lass es einfach.«
»Ich bin wütend«, füge ich hinzu.
»Schon besser. Wut ist nützlich.«
»Auf William.«
»Du bist wütend auf William ? Was ist denn mit diesem Forscher?«
»Nein, William. Er hat mich dazu getrieben.«
»Also, das ist nicht fair, Alice, wahrlich nicht. Hör mir zu. Ich bin keine Heilige, und ich sitze hier nicht über wen auch immer Gericht. Es gab mal Zeiten zwischen Jack und mir ⦠wir hatten auch einmal eine schwierige Phase. Wir haben uns sogar eine Weile getrennt, als Caroline von zu Hause auszog und aufs College ging. Na ja, ich brauche nicht ins Detail zu gehen, aber was ich sagen will, ist,
Weitere Kostenlose Bücher