Die Eheprobe
klärt Bunny uns auf.
»Oh nein, war es etwas Ernstes?«, frage ich.
»Nein«, sagt Jack, »Bunny macht sich ganz unnötig Sorgen.«
»Man nennt das auf dich aufpassen «, erwidert Bunny.
» Auf mich aufpassen heiÃt, dass sie alles von Rihanna auf meinem iPod gelöscht und durch Verdi ersetzt hat.«
» Du hast Rihanna gehört?«, frage ich.
»Er hat seine Musik viel zu laut aufgedreht«, sagt Bunny. »Taubheit und ein schwaches Herz, das zu ertragen ist zu viel verlangt.«
»Wie schade«, meint Jack mit einem Augenzwinkern in meine Richtung. »Ein klein wenig Taubheit ist in einer Ehe nicht unbedingt das Schlechteste.«
»Alice«, ruft Bunny aus, »lass dich mal ansehen. Du strahlst! Vierzig plus ist so ein tolles Alter. Bevor du es dir richtig gemütlich machst, komm erst mal her und sag mir richtig guten Tag.«
Ich durchquere das Wohnzimmer, setze mich auf die Ecke ihres Stuhls und sinke in ihre Arme. Sie riecht noch genauso, wie ich es in Erinnerung habe â nach Freesien und Magnolien.
»Alles in Ordnung?«, flüstert sie mir ins Ohr.
»Nur das Leben«, gebe ich leise zurück.
»Aha â das Leben. Wir reden später, hm?« Ihre Stimme klingt ganz sanft.
Ich nicke, drücke sie noch einmal fest und setze mich neben sie auf den Boden. »Also, worum gehtâs in eurem Streit?«
»Christiane Amanpour oder Diane Sawyer?«, sagt Bunny.
»Tja, ich finde beide gut«, sage ich, »aber wenn ich mich entscheiden müsste, Christiane.«
»Wir streiten uns darüber, welche von beiden besser aussieht«, sagt William, »nicht, wer als Journalistin besser ist.«
»Was tut das zur Sache, wie gut sie aussehen?«, frage ich. »Das sind Frauen, die sich mit Präsidenten, Premierministern und anderen Würdenträgern unterhalten.«
»Genau das habe ich auch gesagt«, meint Bunny.
»Wie gehtâs Nedra?«, fragt William.
»Ich â äh.«
»Du â äh?«
»Entschuldige, ich bin nur müde. Ihr geht es wunderbar. Wir hatten einiges zu bequatschen.«
»Tatsächlich?«, sagt er. »Hast du nicht erst gestern mit ihr gesprochen?«
Ruhe bewahren, Alice. Fass dich kurz. Egal, was du tust, blicke nicht nach oben rechts, wenn du mit ihm redest. Das ist ein sicheres Indiz dafür, dass jemand lügt. Und nicht zwinkern. Auf gar keinen Fall zwinkern. »Ja, schon, am Telefon, aber wir haben selten die Gelegenheit, richtig miteinander zu reden. Ohne dass jemand in der Nähe ist. Du weiÃt doch, wie das ist«, sage ich und nagele ihn mit meinem Blick fest.
William glotzt mich glupschäugig an. Ich versuche, meinen Ausdruck in den Augen etwas sanfter werden zu lassen.
»Nedra ist die beste Freundin von Alice. Sie heiratet demnächst«, erläutert William den anderen.
»Wie schön? Und wer ist der Glückliche?«, fragt Bunny.
»Die Glückliche. Sie heiÃt Kate OâHalloran«, sage ich.
»Aha, also gut. Nedra und Kate. Ich kann es kaum erwarten, sie kennenzulernen«, sagt Bunny.
»Alice ist ihre Ehrendame«, sagt William.
»Also, eigentlich habe ich noch nicht ganz zugesagt.«
»Das verstehe ich. Dame klingt so nach Mittelalter. Warum nicht Frau ? Ehrenfrau «, ereifert sich Bunny.
Ich stimme ihr mit heftigem Kopfnicken zu. Ja, warum denn nicht, verdammt noch mal? Ich bin eine Frau von Ehre â wenigstens war ich das mal, vor dem heutigen Abend.
»Tja«, meint Jack und wirft einen Blick auf seine Uhr, »ich bin ziemlich geschafft. Auf gehtâs, Bunny, es ist fast ein Uhr morgens.«
»Entschuldigt bitte«, ich springe auf, »ich bin so unhöflich. Hat euch schon jemand euer Zimmer gezeigt?«
Aus dem Hobbyraum höre ich den Fernseher plärren und das Geplapper der Kinder, um ihn zu übertönen.
»Ja, William hat unser Gepäck bereits nach oben gebracht«, sagt Bunny. »Und Alice, du musst versprechen, uns Bescheid zu sagen, wenn wir dir auf den Wecker gehen. Unser Rückflug ist in drei Wochen, aber wie Mark Twain bereits feststellte, fangen Besucher und Fische an zu stinken, wenn â¦Â«
»Ihr werdet mir nie auf den Wecker gehen«, sage ich, »und ihr könnt hier so lange bleiben, wie es euch gefällt. Ihr seid also gerade zwischen zwei Inszenierungen?«
Bunny nickt, während sie hinter Jack die Treppe hinaufgeht. »Ich habe einen
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