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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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und stupst mich in die Rippen. »Das könnte ich definitiv in eine Szene einbauen.«
    Unter dem Reklameschild der Metzgerei Boccaloe -»Schmackhafte geräucherte Teile vom Schwein« – stehen mindestens zwanzig Männer Schlange. Eine Ecke weiter, unter dem pastellblauen Schild des Konditors Miette, stehen mindestens zwanzig Frauen Schlange. Die Männer kaufen Salami, die Frauen Petits Fours.
    Â»Eigentlich ist das bereits ein Theaterstück«, korrigiert sie sich.
    Â»Glaubst du, Frauen haben Angst vor Mortadella?«, fragt Jack.
    Â»Sie sind vielleicht eingeschüchtert«, sage ich.
    Â»Angeekelt trifft’s wohl eher«, meint Zoe.
    Es ist Samstagmorgen, neun Uhr, und der Ferry-Building-Markt ist bereits proppenvoll. Jedes Mal, wenn wir Besuch aus einer anderen Stadt haben, ist das der erste Ort, den wir vorführen. Der Markt ist eine der beeindruckendsten Touristenattraktionen San Franciscos – ein Gemüse- und Blumenmarkt für natürliche Steroide.
    Â»Man sehnt sich sofort nach einem anderen Leben, nicht wahr?«, sagt William, als wir draußen auf dem Kai flanieren, vorbei an glänzenden Radieschen und perfekt aufeinandergestapelten Porree-Pyramiden. Mit seinem iPhone macht er Schnappschüsse vom Gemüse. Er kann nicht anders. Er ist süchtig nach Lebensmittelpornos.
    Â»Und was für eine Art Leben soll das sein?«, frage ich.
    Â»Eins, in dem du dein Haar in geflochtenen Zöpfen trägst«, meldet Peter sich zu Wort, in Anlehnung an ein rosawangiges Mädchen, das an einem Stand namens Zwei Mädchen und ein Pflug arbeitet. »Deine Schürze gefällt mir«, sagt er zu einem der beiden.
    Â»Nesselstoff, bleibt besser in Form als Baumwolle. Fünfundzwanzig Dollar.«
    Â»Unter dreißig sind Schürzen sexy«, sagt Bunny. Ȇber dreißig sieht man schnell wie eine der Lustigen Weiber von Windsor aus. Caroline, möchtest du eine? Ich schenk sie dir.«
    Â»Verlockend, wenn man bedenkt, dass ich nur noch vier gute Jahre in Schürze vor mir habe. Trotzdem nein, danke.«
    Â»Braves Mädchen«, sagt William. »Wahre Köche haben keine Angst vor Flecken.«
    Bunny und Jack schlendern vor uns her, Händchen haltend. Ihnen dabei zuzusehen ist schwierig: Sie zeigen ihre Zuneigung so offen. Mein Ehemann und ich halten schön Abstand voneinander. Mir geht durch den Kopf, dass wir eins dieser Paare geworden sind, über die ich in der Studie geschrieben habe. William sieht missmutig und verschlossen aus. Ich drehe ihm den Rücken zu und öffne meine Facebook-App auf dem Handy. John Yossarian ist online.
    Sind Sie jemals eifersüchtig, wenn Sie andere Paare sehen, Forscher 101?
    In welcher Hinsicht?
    Dass sie sich so nahestehen.
    Manchmal.
    Und was tun Sie dann?
    Wann?
    Wenn Ihnen das passiert?
    Ich schaue weg. Ich bin ein hervorragender Verdrängungskünstler.
    William ruft mir quer über den Gang etwa zu. »Sollen wir für heute Abend Maiskolben besorgen?«
    Â»Gute Idee.«
    Â»Willst du sie aussuchen?«
    Â»Nein, mach du.«
    William wandert zum Stand der Full Belly Farm. Er wirkt verloren. Seine Jobsuche läuft nicht gut. Jede Woche, die vergeht, demoralisiert ihn ein kleines bisschen mehr. Ich hasse es, ihn so zu sehen. Ungeachtet der Tatsache, dass seine unartigen Späßchen maßgeblich zu seiner Entlassung beigetragen haben, waren sie ja nicht der einzige Grund. Was William passiert ist, passiert so vielen unserer Freunde: Sie wurden durch jüngere, billigere Modelle ersetzt. Ich habe Mitleid mit ihm. Wirklich. Ich verstecke mich hinter einer turmhohen Verkaufsauslage mit Bienenwachshandcremes.
    Ist es vielleicht genauso einfach, wie mit ihm Händchen zu halten, Forscher 101?
    Was ist vielleicht genauso einfach?
    Kontakt zu meinem Ehemann zu bekommen.
    Ich glaube nicht.
    Ich habe das schon lange nicht mehr getan.
    Vielleicht sollten Sie es tun.
    Sie wollen, dass ich mit meinem Mann Händchen halte?
    Â»Reicht ein Dutzend?«, ruft William mir zu.
    Â»Perfekt, Liebling«, rufe ich zurück.
    Ich nenne ihn nie Liebling . Liebling gehört eher in Bunnys und Jacks Ressort.
    Bunny dreht sich lächelnd zu mir um und nickt mir anerkennend zu.
    Ã„h – eigentlich nicht.
    Warum nicht?
    Er hat es nicht verdient.
    O Gott.
    Â»Was ist?«, sagt Bunny, als sie meinen bestürzten Gesichtsausdruck wahrnimmt.
    Plötzlich möchte ich William beschützen.

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