Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
Vom Netzwerk:
Woher will Forscher 101 wissen, was William verdient hat?
    Das war fies. Ich glaube nicht, dass ich das hier fortsetzen kann, Forscher 101.
    Ich verstehe.
    Tun Sie das wirklich?
    Mir kam derselbe Gedanke.
    Moment mal. So leicht will er aufgeben? Seine Botschaften sind so widersprüchlich. Oder ich bin es, die hier widersprüchliche Botschaften verteilt.
    Â»Hast du einen Fünfer, Alice?« Ich blicke hinüber zu William. Er ist plötzlich ganz weiß im Gesicht, wie Milch. Ich denke an Jack und sein Herz. Ich denke, ich sollte damit anfangen, Aspirin zu kaufen, und William zwingen, es zu nehmen.
    Â»Bist du okay?« Ich nähere mich dem Stand.
    Â»Natürlich, mir geht’s gut«, sagt William und sieht dabei vollkommen ungut aus.
    Ich werfe einen Blick auf die Maiskolben. »Die sind ja mickrig. Nimm noch mal sechs.«
    Â»Hilfst du mir?«
    Â»Was ist los?«
    Er schüttelt den Kopf. »Mir ist ein bisschen schwindelig.«
    Er sieht wirklich krank aus. Ich nehme seine Hand. Seine Finger verschlingen sich automatisch mit meinen. Wir begeben uns zu einer Bank und bleiben dort ein paar Minuten wortlos sitzen. Peter und Caroline probieren Mandeln. Zoe schnüffelt an einer Flasche Lavendelöl. Bunny und Jack stehen Schlange vor Rose Pistola, um eins der berühmten Eier-Sandwiches zu kaufen.
    Â»Möchtest du ein Eier-Sandwich?«, frage ich William. »Ich hol dir eins. Vielleicht ist dein Blutzuckerspiegel zu niedrig.«
    Â»Mein Blutzuckerspiegel ist in Ordnung. Ich vermisse das hier«, sagt er.
    Er blickt schnurstracks geradeaus. Sein Oberschenkel berührt meinen ganz leicht. Wir sitzen steif nebeneinander wie Fremde. Ich erinnere mich an damals, als ich ihm die Suppe in sein Apartment gebracht habe. An das erste Mal, dass er mich geküsst hat.
    Â»Was vermisst du?«, frage ich.
    Â»Uns.«
    Im Ernst? Er sucht sich heute aus, den Tag, nachdem ich mich aus dem Staub gemacht habe, zu einer Verabredung mit einem anderen Mann, um mir zu sagen, dass er uns vermisst? Emotional gesehen, setzt sich William immer dann an den Tisch, wenn die Teller gerade abgeräumt werden. Äußerst ärgerlich.
    Â»Ich such mir mal eine Toilette«, sage ich.
    Â»Einen Augenblick. Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Â»Hab ich.«
    Â»Und alles, was du dazu zu sagen hast, ist, dass du aufs Klo musst?«
    Â»Tut mir leid – ist ein Notfall.« Ich rase ins Ferry Building, finde bei Peet’s einen freien Platz und krame mein Handy hervor.
    Was zum Teufel soll das, Forscher 101?
    Ich weiß, Sie sind wütend.
    Warum haben Sie überhaupt vorgeschlagen, mich zu treffen?
    Das hätte ich nicht tun sollen.
    Hatten Sie überhaupt vor zu kommen?
    Selbstverständlich.
    Sie haben es sich nicht in letzter Minute anders überlegt? Beschlossen, dass die Fantasie besser als die Wirklichkeit ist?
    Nein. Es sind ja ganz wirklich Sie, die so anziehend ist. An Fantasiegebilden habe ich kein Interesse.
    Diese verdammte Umfrage. Sie hat mein Leben völlig auf den Kopf gestellt.
    Warum?
    Weil mir jetzt klar ist, wie unglücklich ich gewesen bin.
    Testpersonen haben öfter …
    Fangen Sie mir gegenüber nicht mit Ihren Testpersonen an. Beleidigen Sie mich nicht. Ich bin mehr für Sie als eine Testperson.
    Das stimmt.
    Ich denke darüber nach, meinen Ehemann zu verlassen.
    Wirklich?
    Die Schockreaktion von Forscher 101 sirrt ungehindert durchs Telefon, ich spüre sie wie den Schlag mit einem Elektroschocker. Das wollte er nicht hören, und es ist auch nicht wahr. Ich habe nicht darüber nachgedacht, William zu verlassen. Ich habe das nur gesagt, um eine Reaktion zu provozieren. Ich blicke auf und sehe, wie Bunny entschlossenen Schrittes auf mich zukommt. Ich rutsche tiefer in meinen Stuhl. Sie schnappt sich mein Handy und liest die letzten Zeilen unseres Chats. Sie schüttelt den Kopf, geht neben meinem Stuhl in die Hocke und fängt an zu tippen.
    Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Forscher 101?
    Von mir aus.
    Nennen Sie mir einen Punkt, den Sie an Ihrer Ehefrau lieben.
    Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.

    Ich habe Ihnen alles über meinen Ehemann erzählt. Da können Sie ganz gewiss mal ein Wort über Ihre Frau verlieren.
    Also gut, sie ist der dickköpfigste, stolzeste, eigensinnigste, sturste, loyalste Mensch, den ich kenne. Komischerweise glaube ich, dass Sie sie mögen würden. Ich glaube, Sie beide könnten

Weitere Kostenlose Bücher