Die Eheprobe
richte den Stapel Manuskripte ordentlich aus. »Na gut, dann überlassen wir euch beiden mal die Küche. Komm, Bunny, wir gehen auf die Terrasse. Eric, vielleicht sehen wir uns jetzt ja öfter.«
»Ãh ⦠ja, klar«, sagt er.
»Was war das denn?«, fragt Bunny, als wir uns auf der Terrasse häuslich eingerichtet haben.
»Ich dachte mal, Eric wäre Peters heimliche Flamme.«
»Peter ist schwul?«
»Nein, er ist hetero, aber ich war mal der Ansicht, er könnte schwul sein.«
Bunny kramt Sonnencreme aus ihrer Tasche hervor und reibt sich langsam die Arme ein.
»Du stehst Zoe und Peter sehr nahe, nicht wahr, Alice?«
»Na ja, klar.«
»Hm«, sagt sie und bietet mir die Sonnencreme an. »Vergiss bloà den Nacken nicht.«
»Dein Hm klingt so, als wäre daran etwas falsch. Als wärst du damit nicht einverstanden. Findest du, ich stehe ihnen zu nahe?«
Bunny verreibt die überschüssige Sonnencreme auf ihren Handrücken.
»Ich finde, du bist ⦠zu sehr in alles verstrickt«, sagt sie vorsichtig. »Du verhältst dich ihnen gegenüber sehr gefühlsbetont.«
»Und das ist schlecht?«
»Alice, wie alt warst du, als deine Mutter starb?«
»Fünfzehn.«
»Erzähl mir etwas von ihr.«
»Was denn?«
»Irgendwas. Was dir in den Sinn kommt.«
»Sie trug riesige goldene Creolen. Ihr Parfüm hieà Jean Naté Body Splash, und sie trank das ganze Jahr über Gin Tonic, egal zu welcher Jahreszeit. Sie sagte, dadurch fühle sie sich immerzu wie im Urlaub.«
»Was noch?«, fragt Bunny.
»Lass mich raten. Du willst, dass ich in die Tiiieeefe gehe.« Ich seufze.
Bunny grinst.
»Also gut, ich weiÃ, es klingt komisch, aber nach ihrem Tod dachte ich ein paar Monate lang, sie käme vielleicht zurück. Ich glaube, es hatte etwas damit zu tun, dass sie so plötzlich fortgegangen war; es war unmöglich, die Tatsache zu verarbeiten, dass sie gerade noch da gewesen war und im nächsten Moment verschwunden. Ihr Lieblingsfilm war The Sound of Music . Sie hatte sogar ein bisschen Ãhnlichkeit mit Julie Andrews. Ihr Haar trug sie kurz, und sie hatte den allerschönsten Hals. Ständig war ich darauf gefasst, dass sie plötzlich um einen Baum herumhüpft und mir etwas vorsingt, genau so wie Maria für Captain von Trapp dieses Lied trällert. Wie hieà das noch gleich?«
»Welches? Das, als ihr klar wird, dass sie sich in ihn verliebt hat?«, fragt Bunny.
» So here you are standing there loving me. Whether or not you should «, singe ich leise.
»Du hast eine schöne Stimme, Alice. Ich wusste gar nicht, dass du so gut singen kannst.«
Ich nicke.
»Und dein Vater?«, fragt Bunny.
»Er war völlig am Boden zerstört.«
»Hattet ihr Unterstützung? Tanten und Onkels? GroÃeltern?«
»Schon, aber nach ein paar Monaten waren wir beide auf uns allein gestellt.«
»Ihr müsst euch sehr nahegestanden haben.«
»Ja, haben wir. Tun wir immer noch. Hör zu, ich weiÃ, dass ich mich zu sehr in ihre Leben einmische. Ich weiÃ, ich erdrücke sie manchmal und zeige zu viele Gefühle. Aber Zoe und Peter brauchen mich. Und sie sind alles, was ich habe.«
»Sie sind nicht alles, was du hast«, widerspricht mir Bunny. »Und du musst damit anfangen, sie loszulassen. Ich habe das bereits mit meinen drei Kindern durchgemacht â glaub mir, ich weiÃ, wovon ich rede. Du musst einen Schnitt machen, ganz grundsätzlich. Und am Ende werden sie zu der Person werden, die sie sein wollen, und nicht zu der, die dir vorschwebt.«
»Bist du bereit, Alice?« Caroline kommt mit groÃen Schritten in ihren Laufklamotten auf die Terrasse gestürmt.
»Wenn man vom Teufel spricht«, sagte Bunny.
Caroline runzelt die Stirn und blickt auf ihre Uhr. »Alice, du hast gesagt, um zwei. Los, mach schon.«
»Deine Tochter ist die geborene Zuchtmeisterin.« Ich erhebe mich.
»Alice, das waren knapp unter sechs Minuten pro Kilometer!«
»Du willst mich verarschen«, japse ich.
»Nein, schau her.« Caroline zeigt mir ihre Stoppuhr.
»Verdammt, wie konnte das passieren?«
Caroline nickt aufgeregt und glücklich. »Ich wusste, du schaffst das.«
»Nicht ohne dich. Du warst eine tolle Trainerin.«
»Okay, lass uns abkühlen.« Caroline verlangsamt ihr Tempo, bis sie
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