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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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Gesichtsausdruck an) : Du hast auch etwas mitgebracht?
    William : Selbst gemacht, eine traditionelle schwedische Delikatesse.
    Nedra : William, du bist ein Schatz, ich bin beeindruckt. Alice, stellst du bitte die Preiselbeermarmelade auf den Tisch? Der Styroporbecher gibt dem Ganzen übrigens eine hübsche Note.
    19:48 Uhr: immer noch in Nedras Küche
    Linda : Wartet mal, bis ihr erst den Wechsel eurer Kinder aufs College bewerkstelligen müsst. Das ist wie Gebären oder Heiraten, niemand sagt dir die schreckliche Wahrheit darüber.
    Kate : Komm schon, so schlimm kann es nicht sein.
    Bobby : Haben wir euch erzählt, dass die zwei Elternschlafzimmer fertig sind?
    Linda : Als Erstes musste ich um fünf Uhr morgens aufstehen und mich einloggen, um Daniels geplante Einzugszeit zu erhalten. Das funktioniert nach dem Prinzip, wer zuerst kommt, mahlt zuerst, und alle wollen das Zeitfenster zwischen sieben und neun Uhr morgens haben. Wenn du nicht in dieses Zeitfenster kommst, bist du am Arsch.
    Nedra : Warum hast du das um fünf Uhr Aufstehen nicht Daniel überlassen?
    Linda (winkt mit der Hand ab, so als wäre die Vorstellung, ein achtzehn Jahre alter Junge könnte verlässlich seinen Wecker stellen, völlig abwegig) : Ich habe das Sieben-bis-neun-Zeitfenster ergattert. Wir kamen um sechs Uhr fünfundvierzig am Campus an, und da wartete schon eine riesige Schlange aus Eltern und Kindern vor den einzigen vier Fahrstühlen für das ganze Studentenwohnheim. Ganz offensichtlich gab es ein Fünf-bis-sieben-Uhr-für-mich-gelten-die-Regeln-nicht-denn-ich-bezahle-fünfzigtausend-Dollar-im-Jahr-Zeitfenster, auf das man mich nicht hingewiesen hatte.
    Bobby : Ich schlafe seitdem wie ein Baby. Linda auch. Und unser Sexleben – ich werde nicht ins Detail gehen, aber sagen wir mal so, es turnt einen ungeheuer an, wenn man sich in seinem eigenen Haus wie Fremde fühlt.
    Linda : Also schleppt jeder von uns einen Fünfzig-Kilo-Koffer fünf Stockwerke hoch in Daniels Zimmer. Die reinste Sisyphus-Arbeit angesichts der Tatsache, dass wir alle paar Minuten von den unbekümmerten Eltern zur Seite geschubst wurden, die früh genug da gewesen waren, um das Zeug ihrer Kinder mit dem Fahrstuhl zu den Zimmern befördern zu können, und die dann noch dumme Sprüche von sich gaben wie etwa: »Na, Sie sind ja ganz schön bepackt!«, oder: »Einzugstag – freut ihr euch nicht, sie endlich loszuwerden!« Und als wir in Daniels Zimmer ankamen – Horror! –, war sein Zimmergenosse schon da und fast komplett eingezogen. Als seine Mutter uns sah, begrüßte sie uns nicht mal; sie packte wie gestört immer weiter aus und belegte so viel Bodenfläche wie nur irgend möglich. Anscheinend hatte der Zimmergenosse diese Krankheit, wo ein Bein kürzer ist als das andere, und daher eine Sondererlaubnis bekommen, mega-super-früh einzuziehen – im Drei-bis-fünf-Uhr-Zeitfenster.
    Ich : William, denk bloß mal an das ganze Geld, das wir sparen werden, jetzt, wo unsere Kinder nicht mehr aufs College gehen werden und wir deshalb dem Einzugstag entrinnen.
    Bobby : Ich frage mich nur, warum wir so lange damit gewartet haben? Schon vor Jahren hätten wir so glücklich sein können. Unser Architekt meinte, das würden alle Leute sagen, die zwei Elternschlafzimmer bekommen.
    Linda : Wenigstens hatte der Zimmergenosse so viel Anstand, das überbordende Ausmaß seiner Sachen peinlich zu finden: eine Mikrowelle, Kochplatte, Kühlschrank, ein Fahrrad. Wir haben Daniels Koffer im Flur abgestellt und gesagt, wir kämen später wieder.
    Bobby : Schaut mal kurz vorbei, dann führe ich euch rum.
    Linda : Wir sind also gerade am Gehen, da sagt der Zimmergenosse: »Stell dir vor, ich habe eine Sno-Cone-Maschine!« Mir wurde ganz schwer ums Herz. Ich hatte Daniel auch so eine Wassereis-Maschine gekauft. In irgendeinem Blog hatte ich gelesen, sie sei eins der zehn wichtigsten Dinge, um dich bei deinen Kommilitonen beliebt zu machen. Jetzt haben sie also zwei Eismaschinen auf zehn Quadratmeter Wohnfläche, was eine Eismaschine zu viel ist, um sich beliebt zu machen. Stattdessen werden sich die anderen fragen, was mit den Typen auf 507 und ihren zwei Eismaschinen nicht stimmt. So viele Jahre subtiler sozialer Manipulation, um sicherzustellen, dass er auf die Partys der beliebten Kinder eingeladen wurde, jahrelang hilfreiche Ratschläge à la wenn ihm nicht

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