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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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was, und soweit ich das sehen kann, hat sie noch überhaupt keine Brüste. Vielleicht sollten Sie mit Ihrer Tochter ein Gespräch über das Trauma führen, das sie erlitten hat, als sie Ihren Vorrat an illegalen Drogen gefunden hat, statt mit mir darüber zu reden, wie Sie das Zeug zurückbekommen. Sie ist ein sehr liebes Kind, und sie ist total durcheinander.«
    Â»Was erlauben Sie sich?«, faucht Mrs Norman mich an.
    Â»Lassen Sie sich etwas einfallen. Irgendwas. Aber sprechen Sie es an. Sie wird es nicht vergessen, glauben Sie mir.«
    Kreisch, kreisch, kreisch, kreisch, macht Mrs Norman, womit sie sagen wollte: »Du Scheiß-Lehrerin.«
    Kreisch, kreisch, kreisch, kreisch , mache ich und meine damit: »Auf Wiedersehen, du Kiffer-Mutti.«
    Im Auto drehe ich die Musik voll auf, um mich zu beruhigen, aber I dream a dream of days gone by will heute nicht funktionieren. Als ich nach Hause komme, stehe ich wegen der Vorfälle am Nachmittag immer noch so unter Strom, dass ich etwas mache, von dem ich weiß, dass es meine Ängste nur noch verstärkt: Ich schleiche mich in Zoes Zimmer, um den Keks- und Kuchenbestand zu überprüfen, was ich seit Wochen tue, in der Hoffnung zu verstehen, wie meine Tochter Tausende von Ding-Dong-Kalorien pro Woche verzehren kann, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen.
    Â»Ich glaube nicht, dass sie Bulimie hat.« Caroline reckt ihren Kopf ins Zimmer. »Du bekämst es mit, wenn sie sich ständig Abführmittel reinziehen würde.«
    Â»Ja, schon, aber es fehlen zwei Yodels«, sage ich.
    Â»Du hast sie gezählt?«
    Â»Und ich höre andauernd das Wasser fließen, wenn sie im Bad ist.«
    Â»Das bedeutet nicht, dass sie kotzt. Wahrscheinlich mag sie es nur nicht, wenn man ihr beim Pinkeln zuhört. Ich habe sie beobachtet. Sie ist nicht der Kotz-Typ. Ich glaube auch nicht, dass sie Fress-Kotz-Attacken mit Yodels hat, wirklich nicht, Alice. Sie passt einfach nicht ins Profil.«
    Ich umarme Caroline. Es gefällt mir, sie im Haus zu haben. Sie ist clever, mutig, kreativ und freundlich: genau die Sorte junge Frau, zu der Zoe hoffentlich werden wird.
    Â»Schon mal einen Yodel probiert?«, frage ich.
    Caroline schüttelt den Kopf. Natürlich nicht.
    Â»Ich heb ihn mir für später auf«, sagt sie mit einem skeptischen Blick auf die Packung.
    Â»Gib ihn wieder her. Du wirst ihn sowieso nicht essen.«
    Caroline rümpft die Nase. »Stimmt, aber meine Mutter – du weißt ja, wie sehr sie Junkfood liebt. Sie und mein Dad kommen mich besuchen. Yodels haben ja kein Verfallsdatum, oder?«
    Â»Bunny kommt nach Oakland?«
    Â»Wir haben heute Morgen telefoniert. Sie haben es gerade beschlossen.«
    Â»Wo werden sie unterkommen?«
    Â»Ich glaube, sie haben vor, ein Haus zu mieten.«
    Â»Kommt überhaupt nicht in Frage. Das ist zu teuer. Sie können hier bei uns wohnen. Du kannst in Zoes Zimmer schlafen und sie im Gästezimmer.«
    Â»Oh nein, sie will sich bestimmt nicht aufdrängen. Du beherbergst ja schon mich.«
    Â»Das hat mit Aufdrängen nichts zu tun. Eigentlich bin ich da ganz egoistisch – ich möchte sie unbedingt sehen.«
    Â»Aber musst du nicht vorher William fragen?«
    Â»William ist sicher einverstanden, das verspreche ich.«
    Â»In Ordnung, wenn du dir sicher bist, werde ich es ihr ausrichten. Sie wird sich darüber freuen. Übrigens, Alice, ich hatte eine Idee: Wie wär’s, wenn wir beide joggen gehen? Heimlich? Langsam anfangen. In deinem Tempo laufen. Und irgendwann bist du so weit, dass du und William wieder gemeinsam laufen könnt.«
    Â»Ich glaube nicht, dass William daran interessiert ist, mit mir zu laufen.«
    Â»Da irrst du dich. Du fehlst ihm.«
    Â»Das hat er dir gesagt?«
    Â»Nein, aber ich spüre das. Er redet beim Laufen ununterbrochen über dich.«
    Â»Du meinst, er beschwert sich.«
    Â»Nein! Er erzählt einfach nur von dir. Sachen, die du gesagt hast.«
    Â» Wirklich? «
    Caroline nickt.
    Â»Na gut – das ist nett, nehme ich mal an.«
    Um genau zu sein, irritiert es mich. Warum kann William sich nicht vor mir so verhalten, als vermisse er mich?
    Ich nehme ihr das Biskuitröllchen aus der Hand. »Deine Mutter mag am liebsten Sno Balls.«
    Ich sehe Bunny förmlich vor mir, wie sie im hinteren Teil des Blue Hill Theaters sitzt und den pinkfarbenen Marshmallow-Überzug vom

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