Die Eheprobe

nach einer Freak-Show auf der Tanzfläche sei, solle er doch sagen, das erlaube sein Glaube nicht oder seine Eltern hätten es ihm verboten. Und in dem Moment habe ich angefangen zu weinen.
    Ich : Was bedeutet das, eine Freak-Show?
    Kate : Trockenübungen. Im Grunde so was wie Geschlechtsverkehr auf der Tanzfläche simulieren.
    Bobby : Ich sagte ihr, sie solle sich die Tränen für später aufsparen, wenn sich alle Eltern im Treppenhaus von ihren Kindern verabschieden – der einzige offiziell genehmigte Ort für Verabschiedungen –, aber hat sie auf mich gehört?
    Linda : Ich habe eben dann geweint. Und auch noch, als wir abends zurückkamen und die verdammte Mutter des Zimmergenossen immer noch da war und Krimskrams hin- und hergeschoben hat, weil ich ja nicht guten Gewissens zu einer Mutter mit einem Kind, dessen linkes Bein sieben Zentimeter kürzer ist als das rechte, sagen konnte: »Was soll der Scheiß, Lady?« Und ich habe noch mal im Treppenhaus geweint, während der festgelegten Zeit zum Weinen.
    Ich: Ist es nicht schön, dass keins der Kinder dabei ist?
    Linda (schluchzt) : Und im August muss ich das Ganze noch mal mit Nick durchmachen. Und dann sind die Kinder aus dem Haus. Wir werden ganz offiziell Eltern in einem leeren Nest sein, deren Kinder erwachsen sind. Ich weiß nicht, ob ich das ertrage.
    Bobby : Ich wette, es gibt Firmen, die übernehmen den Umzug deiner Kinder ins College.
    William : Gute Idee. Lass dir die Idee patentieren.
    Nedra : Keine Mutter will, dass irgendwelche fremden Leute ihr Kind beim Umzug aufs College begleiten, ihr kompletten Vollidioten.
    Ich : Ich würde sehr gerne mehr über die getrennten Elternschlafzimmer erfahren. Habt ihr Fotos dabei?
    20:30 Uhr: Abendessen auf der Terrasse
    Nedra : Ob ihr’s glaubt oder nicht, es gibt tatsächlich so etwas wie eine Scheidung im Guten.
    Ich : Und was macht eine Scheidung im Guten aus?
    Nedra : Du behältst das Haus, ich die Hütte in Tahoe. Das Apartment in Maui nutzen wir gemeinsam.
    William : Mit anderen Worten, Geld.
    Nedra : Es hilft.
    Kate : Und Respekt füreinander. Und der Wunsch, sich den Kindern gegenüber anständig zu verhalten. Kein Vermögen verstecken.
    William : Mit anderen Worten, Vertrauen.
    Ich (blicke William nicht an) : Erzähl doch mal, Linda, wie es so ist mit zwei Elternschlafzimmern. Wie läuft das ab?
    Linda : Wir schauen in meinem oder seinem Zimmer Fernsehen, wir haben unsere Kuschelzeit, und erst, wenn wir uns bettfertig machen, geht jeder in seine Suite.
    Bobby : Die Zimmer sind nur zum Schlafen da.
    Linda : Schlaf ist so wichtig.
    Bobby : Schlafmangel führt zu zwanghaften Fress-Kotz-Attacken.
    Linda : Und Gedächtnisverlust.
    Ich : Und unterdrückter Wut.
    William : Und was ist mit Sex?
    Linda : Was meinst du damit, was soll schon sein?
    Nedra : Wann habt ihr Sex?
    Linda : So wie immer.
    Nedra : Und das wäre wann?
    Bobby : Willst du wissen, wie oft?
    Nedra : Ich habe mich schon immer gefragt, wie oft in der Woche verheiratete Hetero-Pärchen Sex haben.
    William : Ich vermute mal, das hat etwas damit zu tun, wie lange sie schon verheiratet sind.
    Nedra : Das klingt nicht nach einer Befürwortung der Ehe, William.
    Ich : In welcher Farbe habt ihr die Wände gestrichen, Linda?
    Nedra : Ein Paar, das länger als zehn Jahre verheiratet ist – ich schätze, einmal alle ein bis zwei Wochen.
    Ich : Und der Teppich? Kaum zu glauben, dass Flokatis wieder in Mode gekommen sind.
    Linda : Viel öfter.
    Ich : Na ja – ich werde nicht lügen.
    Linda : Behauptest du gerade, ich lüge?
    Ich : Ich behaupte nur, du verfälschst die Wahrheit.
    William : Reich mir doch mal den BlÃ¥bärspaj.
    Ich : Einmal im Monat.
    William hustet .
    21:38 Uhr: in Nedras Küche, Resteverteilen auf Tupperdosen
    Nedra : Meine Stirn glänzt. Ich bin total vollgefuttert. Ich bin betrunken. Tu dein Handy weg, Alice. Ich will nicht fotografiert werden.
    Ich : Eines Tages wirst du mir dankbar sein.
    Nedra : Ich erlaube dir sicher nicht, das Foto auf Facebook zu posten. Ich habe viele Feinde, und ich ziehe es vor, dass sie nicht wissen, wo ich wohne.
    Ich : Beruhige dich. Ich poste ja nicht deine Adresse.
    Nedra (schnappt sich mein Handy und bearbeitet meinen Bildschirm) : Es ist genau so , als würdest du meine Adresse posten. Wenn dein Handy GPS hat, sind in das Foto Geo-Tags eingebettet. Und die verbreiten den exakten Breiten- und