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Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Ehre der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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getan? Wenn er sich morgen früh daran erinnert …
    Das kann er nicht, er schläft zu tief. Aber wenn doch?
    Wer ist Lynea? Ah, gewiss eine ehemalige Geliebte … Es war den Am’churi erlaubt, sich Frauen zu nehmen, ob als Gefährtin für eine Nacht oder für das ganze Leben; doch nur außerhalb des Tempels.
    Andererseits, Ni’yo und eine Geliebte? Hätte nie gedacht, dass er überhaupt mal eine Frau angefasst hat, er hält sich doch von allen Menschen fern. Und gute Erinnerungen scheint er nicht an sie zu haben …
    Warum habe ich das getan? Verflucht, jedes Mal holst du das Schlimmste aus mir heraus! Was machst du mit mir, Ni‘yo?
    Wenn er sich nun unbewusst erinnern sollte …
    So sehr Jivvin es auch versuchte, in dieser Nacht fand er keinen Frieden mehr.

15.
     
    Dunkel. Still. Es roch nach Holzfeuer, gebratenem Fleisch und altem Blut. Ni’yo versuchte aufzuwachen, aber weder sein Körper noch sein Geist wollten ihm gehorchen. Die glühenden, verzehrenden Schmerzen hatten nachgelassen, dafür fühlte er sich steif und unbeweglich, dazu ausgedörrt.
    Bewegung. Ganz in seiner Nähe.
    Die mangelnde Reaktion seiner Sinne auf diese Bedrohung verängstigte ihn mehr als alles andere. Mühevoll kämpfte er sich in die Höhe, erschrak, als er nichts sehen konnte, trotz weit aufgerissener Augen. Jemand griff nach ihm, blind schlug Ni’yo um sich, versuchte panisch, zu entkommen. Seine rechte Hand, sie gehorchte nicht!
    „Hör auf, ich tu dir nichts“, zischte jemand unmittelbar vor ihm.
    Diese Stimme – Jivvin. Er schlug in die Richtung, aus der die Worte erklungen waren, doch seine Hand wurde abgefangen. Verzweifelt warf er sich nach vorne, prallte gegen seinen Feind. Jivvin schlug ihm hart ins Gesicht, schubste ihn zurück. Keuchend sackte Ni’yo zu Boden, schrie auf, als er niedergerungen und so festgehalten wurde, dass er sich nicht mehr bewegen konnte.
    „Hör auf, verdammt!“, fluchte Jivvin wütend. Langsam klärte sich Ni’yos Sicht, seine Augen dienten ihm wieder. Das Gesicht seines Feindes schwebte über ihm, verzerrt von Hass und Zorn. Ni’yo gab nicht auf, mühte sich frei zu kommen, achtete nicht auf die Schmerzen, die er sich dabei selbst zufügte. Ein weiterer Hieb traf seine Wange, wieder mit der flachen Hand. Warum nahm Jivvin nicht die Fäuste? Er hatte unzählige Möglichkeiten, ihn bewusstlos oder kampfunfähig zu schlagen, sogar zu töten. Warum nutzte er sie nicht? Ni’yo spürte plötzlich die Handfessel und erstarrte, als die Erinnerung ihn einholte. Schwer atmend blieb er liegen, versuchte langsam, sich auf die Seite zu drehen, als sich seine Rückenverletzungen qualvoll bemerkbar machten.
    „Lass mich los“, flüsterte er, und tatsächlich gehorchte Jivvin, gab ihn frei.
    „Wieder wach?“, spottete dieser. Ni’yo nickte nur, rollte sich herum und setzte sich dann auf. Sonnenlicht fiel in die Höhle, er erinnerte sich kaum, wie sie gestern hierher gekommen waren. Plötzlich wurde ihm seine Nacktheit bewusst.
    „Wo sind meine Sachen?“, fragte er leise und zog unwillkürlich die Beine an die Brust.
    „Hier!“ Jivvin warf ihm die getrockneten Kleidungsstücke hin. „Keine Sorge, ich bin nicht über dich hergefallen!“, setzte er angriffslustig nach.
    „Das hatte ich auch nicht vermutet.“ Ni’yo zog sich langsam an, seltsam beschämt.
    Du hättest mich sowieso niemals angefasst, und wenn doch, wärst du jetzt tot!
    Er nahm das Essen an, das Jivvin ihm reichte, obwohl der Gedanke an kaltes Fleisch ihm den Magen umdrehte. Ihm war bewusst, dass er völlig ausgehungert war und dringend Nahrung brauchte, nur deshalb aß er, soviel wie er schaffte.
    „Möchtest du noch?“, bot er seinem Gefährten an, als er satt war.
    „Sehe ich aus wie ein Bettler?“
    „Nein, aber wir können es nicht mitnehmen und es wäre Verschwendung …“
    „Dann verschwende eben!“, fauchte Jivvin, riss ihm die Reste aus der Hand und warf sie in die Feuerstelle. Mit wütenden Bewegungen schaufelte er Sand darüber, wandte sich dann um und trat die Steinbarriere ein.
    „Kommst du? Oder brauchst du noch mehr Schönheitsschlaf?“
    „Nein.“ Irritiert folgte Ni’yo ihm ins Freie. „Jivvin, habe ich letzte Nacht geträumt, oder haben wir einen Waffenstillstand geschlossen?“, fragte er zögernd.
    „Nein, kein Traum. Warum, willst du ihn aufkündigen?“, schnaubte Jivvin aggressiv, legte dann, ohne die Antwort abzuwarten, ein so hohes Tempo vor, dass Ni’yo fast laufen musste, um ihm zu

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