Die Ehre der Königin
sie, als sie ihn durch die Luft wirbelte, ohne ihn loszulassen, und mit dem Rücken zuerst auf den Tisch krachen ließ. Porzellan flog umher, Kristallglas ging in die Brüche, und die Augen des Mannes quollen hervor, Schock verwandelte sich in Todesqual, denn Honor stieß ihm mit aller Kraft den Ellbogen in den Solarplexus wie einen Hammer. Sie wandte sich herumwirbelnd von ihm ab und überließ ihm dem Sterben, als seine Lungen und sein Herz vergaßen weiterzuarbeiten.
Nimitz’ zweites Opfer war zusammengebrochen und schrie auf dem Fußboden, während es mit beiden Händen versuchte, die Überreste seines Gesichts zusammenzuhalten. Vom Flur hallten weitere Disruptorschüsse heran – in den Lärm mischte sich ein einzelner Schuß aus einer gewöhnlichen Feuerwaffe. Eine Horde weiterer ›Palastgardisten‹ hastete durch den Eingang. Sie alle waren mit Disruptoren bewaffnet. Honor packte ein schweres Metalltablett, das noch auf dem Tisch lag, und schleuderte es durch den Raum. Es flog so genau wie Nimitz’ Frisbeescheibe, war allerdings erheblich tödlicher: Blut schoß aus der Stirn des anführenden Eindringlings. Als er zusammenbrach, stolperte der Nachfolgende über ihn, und die anderen gerieten ins Taumeln. Dann wurde das Chaos komplett, denn die überlebenden Leibwachen begriffen, wer der wahre Feind war.
Pistolenschüsse donnerten durch den Speisesaal, Kugeln kreuzten sich mit den kräftigen Schallfäusten der Disruptorbolzen. Auf beiden Seiten fielen Männer, und von den Disruptoren abgesehen, gab es für Honor keine Möglichkeit, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden.
Für Nimitz hingegen bestanden überhaupt keine Zweifel. Das hohe Fauchen seines Schlachtrufs heulte in Honors Ohren, und er warf sich wie eine pelzige, sechsgliedrige Kettensäge auf den nächsten Attentäter. Kreischend ging das Opfer zu Boden, und der Mann daneben richtete die Waffe auf den Baumkater, Honor sprang auf ihn zu. Im Flug klappte sie das rechte Bein aus, ihr Fuß prallte auf seine Schulter und brach sie ihm augenblicklich; ein Faustschlag wie mit einem Hammer zermalmte ihm den Kehlkopf, als sie auf ihm landete.
Alle Leibwächter der Mayhews waren währenddessen gefallen, doch zahlreiche Angreifer ebenso. Honor und Nimitz waren unter denen, die noch standen. Sie wußte, daß die anderen in der Überzahl waren, aber da nur sie und Nimitz noch zur Verteidigung übrig waren, mußten sie sie so lange wie möglich im Engpaß des Eingangsalkoven zurückhalten, wie es ging.
Die Killer hatten gewußt, daß sie dort sein würde, doch Honor war für sie ›nur eine Frau‹. Auf ihre Größe und Körperkraft – und ihre Ausbildung – waren die Angreifer überhaupt nicht vorbereitet gewesen, und erst recht nicht auf den Wirbel blutiger Gewalt, der überhaupt nichts mit dem zu tun hatte, was man im Holo-Drama zu sehen bekam. Echter Kampf-»sport« ist überhaupt nicht so wie im Film. Der erste akkurate Angriff, der die Blockade durchbricht, führt fast immer zum Tod oder zur Kampfunfähigkeit mit nachfolgender Behinderung des Gegners. Und wenn Honor Harrington einen Mann traf, dann war dieser Mann tot.
Vom Korridor drang noch mehr Stiefeltrampeln heran, und die Schießerei brandete mit neuem Pistolenknallen und Disruptorjaulen wieder auf. Die Palastwache reagierte endlich auf den Überfall. Doch zwischen Honor und der Verstärkung standen die verbleibenden Attentäter. Sie schlug die Beine unter, rollte sich ab und trat zwei Männern die Beine unter dem Leib weg, dann schwang sie sich auf die Beine und stieß rückwärts den Fuß in ein ungeschütztes Gesicht. Ein Disruptorbolzen zischte an ihr vorbei, dann traf den Schützen ein Schmetterschlag mit eisenharten Fingerknöcheln in die Kehle. Nimitz heulte hinter ihr, während sie einen weiteren Gegner ausschaltete, und ein Tritt zur Seite verwandelte das Knie eines Killers in einen gesplitterten, nach außen gewölbten Bogen. Er brach zusammen und feuerte dabei wild um sich. Er tötete einen seiner Kumpane, und Honor zertrat ihm beim Herumwirbeln zu einem anderen Angreifer die Waffenhand unter dem Absatz. Sie schlang dem neuen Gegner einen Arm um den Hals, wiegte sich um ihren eigenen Schwerpunkt, dann beugte sie abrupt den Rumpf. Das Krachen des brechenden Genicks klang fast wie ein weiterer Pistolenschuß, und sie schleuderte den Toten von sich.
Gebrüll, Schreie und Schüsse hallten durch den Korridor; die Killer stürmten mit panikerfüllter Wut gegen Honor an, während die
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