Die Ehre der Königin
ungedeckten Ziel für dieses Schiff zu machen«, stimmte Honor zu. Sie blickte Venizelos an, dann wieder auf Matthews. »Keiner unserer Gefangenen ist in der Lage – oder dazu bereit –, uns zu verraten, was genau dieses andere Schiff ist, Admiral. Andererseits wirken viele von ihnen in geradezu besorgniserregendem Ausmaß überzeugt, das dieses Schiff, was auch immer sie sein mag, uns allen mehr als ebenbürtig ist.«
»Ich weiß.« Matthews spitzte aus Widerwillen gegen den Vorschlag, den er nun machen mußte, die Lippen. »Ich fürchte, wir haben unter den gegenwärtigen Umständen nur wenig Wahlmöglichkeiten. Ich weiß, daß wir Informationen benötigen, aber wir haben weder die Zeit noch, was graysonitisches Personal angeht, die Kräfte für einen Bodenangriff. Wenn die Basis nicht kapituliert, können wir sie entweder links liegenlassen, bis wir mit ausreichenden Bodenkräften zurückkehren, oder sie vom Orbit aus ausschalten und hoffen, daß einige unserer Gefangenen mit der Zeit gesprächiger werden.«
»Ich fürchte, da gibt es ein Problem«, entgegnete Honor vorsichtig. »Gerade deswegen habe ich Sie an Bord gebeten, Sir, Nach Aussage eines unserer Gefangenen befinden sich dort unten Gefangene – Crewmitglieder der Madrigal .«
Matthews fuhr senkrecht von seinem Sitz auf. »Ist das Ihr Ernst?« Dann winkte er rasch ab. »Selbstverständlich ist es Ihnen ernst.« Er biß sich auf die Lippe. »Das ändert allerdings alles, Captain Harrington. Selbstverständlich können wir die Basis nicht einfach bombardieren.«
»Vielen Dank, Sir«, antwortete Honor ruhig. »Das weiß ich zu schätzen.«
»Captain, die Madrigal hat mein Schiff gerettet und dafür mit dem eigenen Untergang bezahlt. Nur der Schaden, den sie den Masadanern zugefügt hat, hielt diese davon ab, meine Heimatwelt zu erobern oder zu bombardieren, bevor wir dorthin zurückkehren konnten. Wenn auch nur einer aus ihrer Besatzung dort unten ist und immer noch lebt, wird Grayson alles in seiner Macht Stehende tun, um ihn lebend herauszuholen.« Er unterbrach sich und runzelte die Stirn. »Und wenn wir die Intransigenz der Masadaner bedenken, sollten wir die Madrigals so schnell wie möglich dort herausholen.«
Honor nickte. Commander Brentworth hatte ihr diese Reaktion des Admirals prophezeit, und dennoch bedeutete seine Unterstützung eine große Erleichterung für sie.
»Das Problem ist nur, Sir, daß sie dort unten erheblich mehr Leute haben als wir hier oben.«
»Das würde ich auch sagen«, stimmte Matthews zu. Er zupfte sich an der Unterlippe. »Anders als bei Ihnen haben unsere Schiffe keine Marineinfanterie an Bord. Immerhin haben wir einige Handfeuerwaffen.«
»Jawohl, Sir. Aber wie Sie gerade schon feststellten, haben wir Marines. Ich habe die Möglichkeiten, die Leute einzusetzen, bereits mit Major Ramirez diskutiert. Mit Ihrer Erlaubnis werde ich ihn bitten, Ihnen unsere Schlußfolgerungen mitzuteilen.«
»Ich bitte darum.«
Matthews wandte sich dem manticoranischen Major zu. Ramirez räusperte sich.
»Ich habe an Bord der Fearless grundsätzlich drei Kompanien, Admiral.« Ramirez’ Akzent unterschied sich von dem der meisten Manticoraner, die Matthews bisher reden gehört hatte. Er sprach die Konsonanten sehr weich aus, und das wirkte bei dem massigen Mann unpassend musikalisch. »An Bord der Apollo befindet sich eine weitere Kompanie, allerdings hat sie während des Gefechts etwa zwanzig Verluste erlitten. Damit verfüge ich über beinahe ein Bataillon, davon mehr als eine Kompanie in Panzeranzügen. Nach unserem gegenwärtigen Wissensstand ist die Basis wesentlich größer als ursprünglich angenommen, mit einer Besatzung von rund siebentausend Mann. Unbekannt ist, wie viele davon die Ausbildung und Ausrüstung besitzen, um als kampftüchtig betrachtet zu werden, aber schon die absolute Zahl gibt ihnen einen großen Vorteil gegenüber unseren etwas mehr als fünfhundert Kämpfern.
Ich bezweifle, daß gewöhnliche masadanische Bodentruppen unseren Panzeranzügen etwas entgegenzusetzen hätten, aber die Havies haben ihnen moderne Waffen gegeben, und drei Viertel meiner Leute werden sich in normalen Raumkampfanzügen befinden. In dieser Umwelt …« Er zuckte die Schultern, und Matthews nickte verstehend.
»Wir besitzen keine detaillierten Pläne der Basis«, fuhr Ramirez fort. »Das einzige, was wir durch Gefangenenverhöre herausbekommen haben, ist das ungefähre Aussehen der Eingangsbereiche und die Positionen der
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