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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nicht wagen, uns anzugreifen, und wenn die Wahren Gläubigen etwas gelernt haben, dann Geduld. Wir würden vorziehen, mit Ihnen an einem Strang zu ziehen und jetzt anzugreifen, aber da wir damit den Wahren Glauben in Gefahr brächten, bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten. Früher oder später werden Sie und Manticore Ihre Differenzen beilegen, und Manticores Interesse an dieser Region wird verschwinden. Wie auch immer, wir erhalten unsere Chance.«
    »Vielleicht, Sir, vielleicht aber auch nicht. Wie Sie sagen, haben Sie sechshundert Jahre lang gewartet, doch während dieser sechs Jahrhunderte war es relativ friedlich in diesem Raumsektor. Die Chancen stehen hoch, daß es mit diesem Frieden bald vorbei ist. Meine Vorgesetzten glauben und hoffen, daß ein eventueller Krieg mit Manticore kurz sein wird, doch das können wir nicht garantieren. Das Jelzin- und das Endicott-System liegen genau zwischen uns. Wenn Manticore im Jelzin-System Basen besitzt, wird der Kampf sozusagen vor Ihrer Türschwelle stattfinden, und das würde unvorhersehbare Folgen haben.«
    Simonds schmeckte einen schwachen Hauch von Eisen in den gemessenen Worten des Captains. Yu vermied es peinlich, darauf hinzuweisen, daß eine dieser Folgen sehr wohl die Annexion beider Sonnensysteme durch Masadas gegenwärtigen ›Verbündeten‹ sein könnte, aber sie wußten beide, was er meinte.
    »Unter diesen Umständen«, sagte Yu ruhig, »komme ich zu der Ansicht, daß jede sofortige Unternehmung, die hinreichend erfolgversprechend erscheint, einige Risiken wert ist. Von unserem Standpunkt aus enthöbe uns das der Notwendigkeit, es mit einer größeren Feindbasis mitten in unserem Weg nach Manticore aufzunehmen; zu Ihrem Vorteil wäre die äußerst wahrscheinliche Gefahr vermieden, daß Ihr Sonnensystem später zwischen den Feuern liegt.«
    »Daran ist einiges wahr, Captain«, räumte Simonds ein, »und ich werde daran denken, wenn ich das nächste Mal vor das Konzil trete. Andererseits werden einige Älteste der Ansicht sein, daß Ihr schneller Sieg über Manticore längst nicht so sicher ist, wie Sie zu glauben scheinen.«
    »Im Krieg ist nichts sicher, Sir, doch wir sind wesentlich größer als Manticore, und unsere Flotte ist erheblich stärker. Und wie Sie selbst erwähnten, ist Manticore schwach und dekadent genug, um einer Frau zu erlauben, die Zügel der Macht zu führen.«
    Simonds zuckte zusammen und lief rot an. Yu verkniff sich ein Grinsen. Das Schwert mußte die Manipulation, die in seinem letzten Satz gelegen hatte, zweifellos bemerkt haben, doch sie entsprach zu sehr den Vorurteilen des Mannes, als daß er sie einfach mit einem Achselzucken hätte abtun können wie jemand, der einer zivilisierteren Kultur entstammte.
    Simonds schluckte eine harsche Erwiderung hinunter und sah den Captain lang und zwingend an. Er bemerkte das Grinsen hinter der höflichen Miene. Er wußte, daß Yu selbst nicht hinter der Bemerkung über Manticores Dekadenz stand – doch andererseits entsprang Yu selbst einer dekadenten Gesellschaft. Die Volksrepublik Haven war noch korrupter als die meisten fremden Sternenstaaten. Dennoch waren die Wahren Gläubigen willens, jedes Werkzeug zu benutzen, das sich für Gottes Werk anbot. Und wenn man ein Werkzeug benutzte, mußte man es nicht darüber in Kenntnis setzen, welche Werkzeuge man außerdem noch besaß. Ganz besonders nicht, wenn man vorhatte, das eine zu angemessener Zeit durch ein anderes zu ersetzen. Havens zynischer Ehrgeiz war einfach zu unverhohlen und zu unersättlich, als daß man der Volksrepublik hätte trauen können. Und genau deswegen mußte jede Aussage Yus so vernünftig und professionell sie auch klang, wieder und wieder überdacht werden, bevor man ihr glaubte.
    »In dem Punkt haben Sie recht, Captain«, antwortete das Schwert schließlich. »Wie ich sagte, werden das Konzil und ich uns Ihrer Worte erinnern. Ich bin überzeugt, daß der Entschluß, abzuwarten, bis die manticoranische Eskorte sich zurückzieht, bestehen bleiben wird; doch ich bin ebenso davon überzeugt, daß Gott uns am Ende die richtige Entscheidung fällen lassen wird.«
    »Wenn Sie es sagen, Sir«, antwortete Yu. »Meine Vorgesetzten hängen vielleicht nicht Ihrer Religion an, Schwert Simonds, aber wir respektieren Ihren Glauben.«
    »Dessen sind wir uns bewußt, Captain«, erwiderte Simonds, auch wenn er nicht für eine Sekunde annahm, daß Yus Vorgesetzte den Wahren Glauben respektierten. Aber das war noch vertretbar.

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