Die Ehre der Königin
sagte Simonds flach. »Er wird einige Gefallen einfordern müssen, um die Zauderer mitzureißen, aber ich denke, es wird ihm gelingen.« Das Schwert gestattete sich ein humorloses Grinsen. »Wie üblich.«
»In diesem Fall, Sir, würde ich gerne bereits beginnen und die vorbereitenden Befehle ausgeben. Wir können die Flotte jederzeit demobilisieren, falls das Konzil sich doch anders entscheidet.«
»Ja.« Wieder knetete Simonds sich das Kinn, dann nickte er. »Machen Sie das, Captain. Aber bedenken Sie folgendes: Wenn der Vorsitzende Älteste seinen Einfluß für dieses Unternehmen verwenden muß und es fehlschlägt, dann werden Köpfe rollen. Meiner könnte darunter sein; Ihrer wird mit Sicherheit dazugehören – zumindest, was Ihre zukünftigen Dienste für die Wahren Gläubigen betrifft.«
»Ich verstehe, Sir«, antwortete Yu mit plötzlichem, widerwilligem Mitleid für des Schwertes Gefasel. Yu drohte nichts Schlimmeres, als in Ungnade zu fallen und nach Haven zurückgeschickt zu werden, wenn der Flottennachrichtendienst und die Regierung den masadanischen Behauptungen von Yus katastrophalem Versagen (die ohne Zweifel sehr nachdrücklich ausfallen würden), überhaupt Glauben schenkten. Das wäre seiner Karriere abträglich, bedeutete vielleicht sogar ihr Ende, doch für Schwert Simonds war die Formulierung, daß ›Köpfe rollen würden‹, wörtlich zu nehmen, denn die Strafe für Verrat am Glauben war die Enthauptung – im Anschluß an andere, wesentlich unangenehmere Erfahrungen.
»Da bin ich mir sicher, Captain«, seufzte Simonds. Dann erhob er sich. »Nun, ich mache mich nun auf den Rückweg.« Yu stand ebenfalls auf, um ihn hinauszubegleiten, doch Simonds winkte ab. »Lassen Sie nur. Ich finde mich zurecht, und ich werde zur Signalabteilung gehen und einen Chip mit der Aufnahme holen. Sie haben selbst genug zu tun.«
Schwert der Wahren Gläubigen Simonds wandte sich ab und durchschritt die Luke, die sich vor ihm öffnete. Er ließ Yu allein vor dem grandiosen Panorama von Masada und seiner Sonne zurück. Der Captain lächelte. Simonds mochte sich wie ein Mann bewegen, der jede Sekunde fürchtet, von einem Pulserbolzen getroffen zu werden, doch wenigstens setzte er sich ein. Diesmal würde Jericho tatsächlich ausgelöst werden, und sobald Graysons Mauern zu wanken begannen, würde Captain Alfredo Yu den Staub dieses abscheulichen Sonnensystems von den Sandalen schütteln und in die Heimat zurückkehren.
10.
Ensign Wolcott knabberte an einem Fingernagel, während sie die Offiziere am Nebentisch musterte. Lieutenant Junior Grade Tremaine war als Pilot Commander McKeons an Bord der Fearless gekommen und schwatzte nun mit Lieutenant Cardones und Lieutenant Commander Venizelos. Wolcott beneidete ihn um seine Leichtigkeit im Umgang mit solch erlauchten Persönlichkeiten.
Selbstverständlich war auch Tremaine mit dem Captain im Basilisk-System gewesen. Sowohl der Captain als auch der I.O. achteten sorgfältig darauf, daß es niemals auf die offiziellen Beziehungen zu den anderen Offizieren abfärbte, aber jeder an Bord wußte, daß es einen inneren Kreis um die Kommandantin gab.
Das Problem bestand nun darin, daß Wolcott mit jemandem aus diesem inneren Kreis sprechen mußte – und zwar weder mit Venizelos noch Cardones. Beide waren Subalternoffizieren zugänglich, doch sie fürchtete sich vor der möglichen Reaktion des I.O.s, wenn dieser glaubte, sie wolle die Kommandantin kritisieren. Und Cardones’ Reaktion würde wahrscheinlich noch heftiger ausfallen – ganz davon abgesehen, daß jeder, der die Tapferkeitsauszeichnung und den blutroten Ärmelstreifen für den Dank der Monarchin trug, jeden frischen Abgänger von Saganami Island mehr als nur entmutigte, selbst wenn es sich dabei um eine Offizierskameradin aus der Taktischen Abteilung handelte. Doch Lieutenant Tremaine war jung – und untergeordnet – genug, daß sie ihn nicht als derart bedrohlich empfand. Er kannte die Kommandantin ebenfalls, aber er diente an Bord eines anderen Schiffes, und sollte sie sich vor ihm zur Närrin machen oder ihn verärgern, müßte sie ihm wenigstens nicht jeden Tag begegnen.
Sie kaute noch beflissener an dem Nagel und hütete ihren Kaffee. Als Venizelos und Cardones sich endlich erhoben, seufzte sie vor Erleichterung.
Cardones sagte etwas zu Tremaine, und alle lachten. Dann verschwanden der I.O. und der Taktische Offizier im Lift der Offiziersmesse. Ensign Wolcott nahm ihre Kaffeetasse, riß sich
Weitere Kostenlose Bücher