Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
und wischte die Jahre des Erwachsenseins fort.
„Barrie? Liebes?“ Ein Lebensfunke schwang jetzt in der Stimme mit. Barrie sah direkt vor sich, wie sich William gerader aufsetzte.
„Daddy, ich kann nicht lange reden.“ Sie bemühte sich, klar und deutlich zu sprechen, damit er sie auf jeden Fall verstand. „Du musst vorsichtig sein. Du musst dich schützen. Man weißes. Hast du mich verstanden? Sie wissen es.“
Für eine Weile blieb es still am anderen Ende, dann sagte er mit einer Ruhe, die Barrie völlig unverständlich war: „Ja, ich verstehe. Bist du in Sicherheit?“
„Ja“, antwortete sie, auch wenn sie sich da nicht so sicher war. Sie musste schließlich noch ihrem Ehemann gegenübertreten.
„Pass gut auf dich auf, Liebes. Wir reden bald miteinander.“
„Bye“, flüsterte Barrie, hängte langsam den Hörer ein und drehte sich um, um sich auf den Rückweg zum Hotel zu machen.
Sie war keine zehn Schritte weit gekommen, als sie den harten Griff auf ihrer Schulter spürte, vor dem sie sich so gefürchtet hatte. Sie hatte ihn nicht kommen sehen, also hatte sie sich auch nicht wappnen können. Von einer Sekunde auf die andere war er plötzlich da, aus der Menge aufgetaucht wie eine Haifischflosse aus dem Wasser.
Barrie war froh, dass Zane da war. Dann konnten sie es direkt hinter sich bringen. Sonst wäre die Furcht vor der Auseinandersetzung mit jedem Schritt Richtung Hotel gewachsen. Die Anspannung hatte Barrie ausgelaugt, erschöpft ließ sie sich gegen Zanes Brust sinken, und er legte den Arm um ihre Hüfte, um sie zu stützen.
„Du solltest nicht ohne Kopfschutz hier in der prallen Sonne stehen, vor allem nicht mit leerem Magen.“ Mehr sagte er nicht.
Er hatte sich wieder unter Kontrolle, seine glühende Rage im Griff. Barrie war nicht naiv genug, zu glauben, die Wut sei verraucht. „Ich musste ihn warnen“, murmelte sie müde. „Und ich wollte nicht, dass man den Anruf zum Hotel zurückverfolgen kann.“
„Ich weiß.“ Knappe, fast harsche Worte. „Es wird keinen großen Unterschied machen. Las Vegas wimmelt heute Morgen von bestimmten Leuten. Wahrscheinlich hat jemand dich gesehen. Dein Haar.“
Diese zwei Worte reichten. Rothaarige fielen immer auf, einfach, weil rote Haare relativ selten waren. Barrie hatte das Gefühl, sich für ihr volles rotes Haar entschuldigen zu müssen. „Sie sind hier? Die Kidnapper?“
„Nicht die vom ersten Mal. Hier ist ein kompliziertes Spiel im Gange, Liebling, und ich fürchte, du steckst mittendrin.“
Die Sonne stach ihr auf den ungeschützten Kopf, die Hitze wurde mit jeder Minute unerträglicher. Jeder Schritt kostete mehr und mehr Anstrengung. Verzweiflung schwappte über Barrie zusammen. Sie hatte Zane und sich selbst kopfüber in die Gefahr gestürzt, die sie so unbedingt hatte vermeiden wollen. „Vielleicht bin ich ja wirklich nichts anderes als ein verwöhntes Gesellschaftspüppchen mit mehr Haaren als Verstand“, klagte sie. „Ich wollte doch nie …“
„Ich weiß“, wiederholte er und zog sie – unfassbar! – enger an seine Seite. „Außerdem habe ich nie behauptet, du hättest mehr Haare als Verstand. Falls überhaupt, bist du verdammt clever. Und du hast ein außergewöhnliches Talent fürs Schleichen. Nur wenige Leute wären aus dieser Suite herausgekommen, ohne dass ich es bemerke. Spook vielleicht, und Chance. Sonst niemand.“
Barrie lehnte sich an ihn. Sie befand sich an seiner linken Seite und konnte das Halfter unter seiner Jacke fühlen. Er hatte sie absichtlich an seine linke Seite gezogen, um die rechte Hand freizuhaben, sollte er seine Waffe benutzen müssen. Was er jetzt nicht brauchte, war eine Frau, die er stützen musste, während er gleichzeitig in eine Schießerei verwickelt war. Barrie richtete sich auf und löste sich von ihm, auch wenn sein Griff um ihre Hüfte fester wurde. Fragend schaute er sie an.
„Ich will dich nicht in deinen Bewegungen behindern“, erklärte sie.
Zanes Lippen zuckten. „Siehst du?“, meinte er trocken. „Jetzt denkst du schon an ein Kampfszenario. Wärst du nicht so süß, Mrs. Mackenzie, könntest du eine wirklich gefährliche Frau sein.“ Wieso machte er ihr keine Vorwürfe? Barrie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass seine Wut verraucht sein sollte. Zane schien ihr der Typ Mann zu sein, der selten die Beherrschung verlor, aber wenn, dann war es ein denkwürdiges Ereignis – und es würde lange anhalten, vielleicht sogar Jahre. Möglich, dass er
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