Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
auf die Schulter und sagte grinsend:
„Donnerwetter, für deine siebzig Jahre hast du dich gut gehalten, mo Charaid .
Und auch dein Weib sieht aus wie das blühende Leben.“
Dòmhnall
verzog gutmütig das Gesicht. „Bei Mòrag mag das zutreffen, aber ich selbst
merke oft, dass ich nicht mehr der Jüngste bin. Das Rheuma plagt mich, alter
Freund, und wenn ich mich manchmal auf mein Pferd schwinge, habe ich das
Gefühl, dass mein Rücken auseinander bricht.“
Frazer
lachte herzhaft. „Wem sagst du das? Aber uns alte gestandene Krieger haut so
schnell nichts um, aye?“ Als er Dòmhnalls skeptische Miene bemerkte, wurde er
wieder ernst. „Du hast doch nicht etwa vor, schon abzutreten und Ewan als
Oberhaupt einzusetzen?“
„Noch
nicht, aber für einen weiteren Aufstand fühle ich mich zu alt. Nein nein, einem
Krieg fühle ich mich nicht mehr gewachsen, aber mein Sohn ist jung und gesund
und dazu ein grandioser Krieger.“
Die
beiden Männer wurden von Marion unterbrochen, die ihren Mann daran erinnerte,
dass seine Enkelkinder bereits im Festsaal auf ihn warteten, um ihr
Geburtstagsständchen vorzutragen.
Außer
Màiris erwachsenen Söhnen fehlte nur Klein-Mícheal, der bei seiner Mutter auf
dem Schoß saß und mit großen staunenden Augen die ungewohnte Szenerie
bestaunte.
Dòmhnall
setzte sich gehorsam und betrachtete stolz die Kinder in ihren Miniplaids und
kleinen Festtrachten.
‚Meine
Nachfahren’, dachte er fast ungläubig, ‚alle gesund und echte Schotten.’ Als
Joan das erste mal schwanger gewesen war, hatte es ihn anfangs gewurmt, dass
Ewans Kinder halbe Engländer sein würden, aber seine Schwiegertochter hatte
bewiesen, dass sie eine echte MacLaughlin war, trotz ihrer Herkunft.
Auf
Marions Zeichen begannen die Kinder mit glockenhellen Stimmen zu singen; es war
eine alte Weise, die Albas Schönheit pries, den ungebrochenen Stolz der
Highlander und voraussagte, dass Schottland eines Tages frei sein würde.
Dómhnalls
Blick glitt flüchtig über das Familienwappen über dem Kamin; der Wahlspruch des
MacLaughlin Clans lautete: MA VIE POUR LA LIBERTÉ – Mein Leben für die
Freiheit. Daran glaubten die Leute; doch die Tatsache, dass es dazu nie mehr kommen
würde, schmerzte den Laird fast körperlich. Manchmal war die Ahnungslosigkeit
besser als das Wissen, fand er.
Aber
grübeln konnte man immer noch; heute war sein siebzigster Geburtstag, und seine
Gäste erwarteten ein wohlgelauntes Oberhaupt.
Die
Kinder hatten ihr Lied geendet und warteten gespannt auf den Applaus des
Großvaters. Dòmhnalls Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, er klatschte in die
Hände und rief: „Bravo!“
Die
anderen begannen ebenfalls zu klatschen, so dass die kleinen MacLaughlins verlegen
kichernd zu ihren Müttern liefen.
Der
Laird erhob sich. Seine gewaltige Stimme übertönte den Applaus, als er durch
den Saal brüllte: „Diese wunderbaren Kinder tragen mein Blut in sich – eines
Tages werden sie den Clan weiterführen und sich gegen unsere Unterdrücker
aufbäumen!“ Ihm war nicht sehr wohl bei diesen Worten, dennoch war ihm bewusst,
dass die Leute genau so etwas hören wollten.
*
Nachdem
Dòmhnall seine Geschenke bewundert hatte, die von Blumensträußen und Stoffballen bis zu Säcken mit Gerste für die
Whiskyzubereitung und feinen, von seinen Töchtern und Schwiegertöchtern
genähten Batisthemden reichten, wurde das Festmahl aufgetischt. Da der Laird
als sehr loyal galt, waren auch die einfachen Pächter angereist, um ihrem
Oberhaupt die Ehre zu erweisen. Für diejenigen, die keinen Platz mehr im
Festsaal fanden, waren Tische in der riesigen Eingangshalle aufgebaut worden.
Alle Gäste wurden mit denselben Köstlichkeiten bewirtet, die aus Lamm- und
Ochsenbraten, Bergen von Gemüse, feinsten Kuchen und Pasteten bestanden;
daneben flossen süßes Bier, edler Wein und Dòmhnalls guter Whisky in Strömen.
„Nun,
mein Lieber“, sagte Marion, die wie üblich am Kopfende der Tafel neben ihrem
Gatten saß, „wie gefällt dir dein Fest?“
„Ich
bin überwältigt, Mòrag. Erst an solch einem Tag wird mir bewusst, welch
wunderbare Familie ich habe. Sieh dir unsere Jungs an – sind sie nicht allesamt
prächtige Burschen?“
Marion
nickte. „Vor allem aus Andra und Klein-Ewan sind schon richtige Männer geworden
... glücklicherweise ähneln sie ihrem Vater überhaupt nicht.“
Tèarlach,
Màiris erster Ehemann, war ein hagerer, schweigsamer und eigenbrötlerischer
Clansmann gewesen, den Màiri
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