Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
und Musketen in einem Turmzimmer, in
das man nur durch einen Trick gelangt“, wusste der junge Mann zu berichten.
„Die Sasannach sind viel zu einfältig, um hinter unser Geheimnis zu
kommen.“
Die
beiden Männer grinsten sich wissend an. Nicht nur die Clan-Oberhäupter, sondern
auch die einfachen Pächter hielten ihre Kriegswaffen so sicher versteckt, dass
den königlichen Soldaten bei ihren regelmäßigen Durchsuchungen noch nicht einmal
eine Musketenkugel oder etwas Schwarzpulver in die Hände fallen konnte.
Nach
dem ersten großen Jakobitenaufstand 1715 war es den Highlandern strikt verboten
worden, Waffen jeglicher Art zu besitzen; mit diesem Verbot wollte man weitere
Widerstände der hitzigen Hochlandschotten, die dafür kämpften, ihren katholischen
König James Stuart wieder auf den Thron zu setzen, unterbinden. Wüssten die
Engländer, dass sich Stuarts Anhänger seit Jahrzehnten für den nächsten
Aufstand rüsteten, würden sie so manch schlaflose Nacht erleben.
*
Mittlerweile
hatte man den großen Tisch im Saal mit vereinten Kräften an die Wand geschoben,
um Platz für tanzwütige Paare zu machen.
Dòmhnall
und Robin flohen rechtzeitig in die Halle, wo sie freudig von Glen Dillons
Pächtern begrüßt wurden, die mit einiger Verspätung eingetroffen waren und
somit keinen Platz mehr im Festsaal gefunden hatten.
Malcolm
Grant, der bereits bei der Schlacht von Sheriffmuir an der Seite seines Lairds
gekämpft hatte, schlug Dòmhnall freundschaftlich auf die Schulter; die beiden
Männer hatten sich seit dem vergangenen Herbst nicht mehr gesehen.
„Malcolm,
sei in meinem Hause begrüßt!“ donnerte der Laird, der trotz seines Alters noch
immer ein stattlicher Mann war. Dòmhnalls lange Haare war inzwischen eisgrau,
der wilde Vollbart um einige Nuancen dunkler. Aber mit seiner beachtlichen
Größe, den breiten Schultern und den tellergroßen Händen wirkte er noch immer
einschüchternd – vor allem bei zu vorwitzigen Soldaten der königlichen Armee
war seine imposante Erscheinung von großem Vorteil.
„Setzt
Euch zu uns“, bat Malcolm, der ohne seine Familie erschienen war. „Sìnan lässt
sich entschuldigen, unsere jüngste Tochter ist in der Hoffnung; das Kind kann
jederzeit zur Welt kommen. Und die anderen Kinder müssen sich um Haus und Hof
kümmern.“
Dómhnall
nickte. „Grüße dein fleißiges Eheweib von mir. Wie macht sich Dougals Studium
in Edinburgh?“
Stolz
reckte sich Malcolm. „Er ist ein sehr gelehriger Student. Dank Eurer Tochter
und Schwiegertochter ist er der erste Grant, der mehr kann als mit dem Schwert
zu kämpfen und Schafe zu züchten.“
Tatsächlich
hatte Màiri vor über zehn Jahren die Idee gehabt, den einfachen Bauern Lesen
und Schreiben beizubringen. Màiri hatte schon damals erkannt, dass in dem
Jüngling Dougal mehr steckte als ein ungebildeter Bauernsohn; obwohl gerade
dieser den Unterricht trotzig abgelehnt hatte.
Robin
Lamont setzte sich zu ihnen und stopfte seine Pfeife. Manchmal wünschte er
sich, noch immer in der einsamen Kate in den Bergen zu hausen; dort, wo die
einzigen Geräusche das Pfeifen des Windes und das Heulen von Wölfen bildeten.
Doch wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass das Leben in einer Burg auch
seine Vorteile hatte. Er war zu einem engen Vertrauten und Ratgeber des Laird
geworden, musste sich keine Sorgen mehr über Hungersnot und unbarmherzige
Winterkälte machen. Der Mann aus der Zukunft hatte begriffen, dass man in den
schweren Zeiten, die den Highlandern bevorstanden, besser räumlich zusammenrückte.
Das Einzige, was Robin, der in seinem ersten Leben ein reicher Nichtstuer
gewesen war, von den anderen Männern unterschied, war seine Kleidung, die
Dòmnhall als geckenhaft bezeichnete, weil sie aus bei Hochlandschotten verpönten
Kniehosen, bestickten Westen, Schnallenschuhen und Röcken mit ausladenden
Schößen bestanden. Diese auffallenden Merkmale zeichneten ihn als Lowlander
aus, was er bereits vor seiner ersten Zeitreise tatsächlich gewesen war.
Der
Laird mochte Robins besonnene und ruhige Art und richtete sich stets nach
dessen Ratschlägen. Die beiden so unterschiedlichen Männer waren über die Jahre
hinweg stillschweigend zu engen Freunden geworden.
„Ich
habe gehört, dass inzwischen in allen Dörfern von Glenbharr Schulhäuser
errichtet wurden“, sagte Malcolm und wischte sich mit dem Hemdsärmel Bierschaum
vom Kinn. „Ich hab ja schon immer gesagt, dass unsere Krieger die schlauesten
in den Highlands
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