Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
werden.“ Er grinste breit und zeigte dabei die letzten braunen
Stummel, die in früheren Zeiten Zähne gewesen waren.
„Aye.“
Der Laird lachte. „Nur schade, dass die Rotröcke sich nicht mit Intelligenz
schlagen lassen.“
„Neulich
kam wieder eine Patrouille ins Tal. Die Soldaten sahen unsere grimmige
Gesichter und beließen es dabei, eine nachlässige Kontrolle in unseren Katen zu
machen. Die Mistgabeln und Sensen in unseren Händen ließen sie kleinlaut werden.“
Nach
dem Kampf im Glen Dillon, bei dem ein Pächter zu Tode gekommen war, weil er
sein Hab und Gut verteidigen wollte, hatten die Soldaten Anweisung aus Fort
George bekommen, in Zukunft ohne Gewalt vorzugehen. Damals hatten sich die
Pächter zur Wehr gesetzt – und seitdem benahmen sich die Patrouillen verhalten.
Zwar hatte der Kommandant im Fort längst gewechselt, aber der Vorfall aus dem
Jahre 1733 war noch immer bekannt; und niemand der Soldaten wollte riskieren,
versetzt zu werden, denn das Armeeleben in den Highlands war gemächlich und
verursachte nicht viel Arbeit – außer, wenn man sich mit einem dieser
störrischen Bauern auseinandersetzen musste.
Auch
zu Übergriffen auf schottische Frauen kam es nur noch vereinzelt, um die
Gemüter der Highlander nicht mehr als nötig zu reizen.
Zufrieden
brummte Dómhnall in seinen Whiskybecher. Einiges hatte sich in den vergangenen
Jahren zugunsten der Hochlandschotten geändert. Schikanen durch die englischen
Soldaten wurden von den Einheimischen im Fort gemeldet; im Gegensatz zu früher
stießen sie auf offene Ohren, und die Übeltäter wurden zur Rechenschaften
gezogen. Das hielt König George II und das Parlament im fernen London nicht
davon ab, weiterhin alberne neue Gesetze und Steuern für die Schotten zu
erlassen.
*
Unterdessen
tanzten Ewan und Vetter Eden ihren berühmten Schwerttanz; die Männer mussten
zum Rhythmus der stetig schneller werdenden Musik über zwei über Kreuz auf dem
Boden liegende Breitschwerter springen, ohne sie zu berühren. Beide schafften
es und wurden mit donnerndem Applaus belohnt.
Mit
ausgebreiteten Armen lief Joan auf ihren Mann zu und warf sich an seinen Hals.
Jeder sollte sehen, wie stolz sie auf Ewan war und wie glücklich sie
miteinander waren.
Sie
hatte keinen Grund zur Eifersucht, das war ihr bewusst. Aber trotzdem sollten
die anderen Frauen sehen, dass er ihr allein gehörte, denn oft konnte sie bei
Festen beobachten, wie junge attraktive Mädchen Dómhnalls Sohn anhimmelten.
Ewan ignorierte zwar die schmachtenden Blicke, doch Joan tat es nicht.
Ewan
umfasste ihre noch immer schlanke Taille und presste die Frau seines Herzens so
eng an sich, dass Joan seinen kräftigen und gesunden Herzschlag hören konnte.
Die Musik setzte erneut ein, sodass er lautlos mit den Lippen die Worte „Ich
liebe dich“ formte. Sie lachte und warf übermütig wie ein junges Mädchen ihren
Kopf in den Nacken, dann nahm sie seine Hände und begann zu tanzen, so dass
Ewan nichts weiter übrig blieb, als sich zu fügen. Schließlich hatte er von
Anfang an gewusst, dass er eine temperamentvolle Frau geheiratet hatte.
Auch
Maíri und Mìcheal hüpften zu den Flötenklängen des Reigens, der in den
Highlands besondern beliebt war. Sie strahlten sich verliebt an, als hätten sie
sich gerade erst kennengelernt. Darla und ihr Mann Peader mischten sich
ebenfalls unter die Tanzenden, und wenig später folgten Eden und Lenya.
Marion
hingegen lehnte sich zufrieden auf ihrem hohen Lehnstuhl zurück. Ihr gefiel es,
den jungen Leuten zuzusehen; und natürlich wusste sie, weshalb Dòmhnall in die
Halle geflüchtet war. Fand er schon den Aufwand bezüglich seiner Person übertrieben,
so lehnte er es entschieden ab, wie eine Dohle im Plaid über die Tanzfläche zu
hopsen. Sein Argument war stets, dass seine Männer die Achtung vor ihrem
Oberhaupt verlieren würden – eine gute Ausrede, wenn man ein Tanzmuffel war.
Aber Marion war deshalb nicht böse. Sie hatte bereits im einundzwanzigsten
Jahrhundert nicht übermäßig gerne getanzt – auch wenn es damals zur Musik der
Beatles oder Rolling Stones gewesen war.
„Woran
denkst du, liebe Freundin?“ Unbemerkt hatte sich Robin neben ihr
niedergelassen. Auch er war inzwischen über siebzig Jahre alt, seine Haut war
wettergegerbt und sein Haar schlohweiß.
Marion
wandte sich ihm lächelnd zu. „Ich bin glücklich, dem Nachwuchs zuzusehen.“ Sie
legte einen Zeigefinger auf ihren Mund. „Bitte heute nicht von der nahen
Zukunft reden,
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