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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Idee zu lösen.
     »Und wenn ihr Räder an die Schilde baut? Dann könntet ihr sie schieben und bräuchtet sie nicht zu tragen.«
     Überrascht zog Udo eine Augenbraue hoch und zeigte zum ersten Male leichtes Interesse am Dialog zwischen Knecht und Priester.
     »Das hatte ich mir auch gerade überlegt, bevor unser edler Herr Ritter an mich herantrat«, gab Johannes halblaut zurück und schnäuzte kräftig auf den Boden. Nachdem er sich anschließend mit dem Hemdsärmel ausgiebig die Nase geputzt hatte, erklärte er weiter: »Aber Räder, die sind nicht so einfach herzustellen. Es dauert bestimmt nochmals einen ganzen Tag, bis wir genügend davon hätten. Unser edler Herr würde aber niemals so viel Geduld aufbringen können, da er die Wendensiedlung ja noch am heutigen Tage berennen will.«
     Der arme Knecht befand sich also tatsächlich in einer Zwickmühle, aus der er nicht mehr so ohne Weiteres herauskam. Oddar hatte verstanden. Mit einem Ruck erhob er sich, baute sich herausfordernd vor dem Ritter auf und blinzelte ihn listig an.
     »Nun, mein Edler, sicherlich seht Ihr jetzt ein, dass das arme Schäflein nicht so ganz unrecht hat. Räder bauen, das braucht wohl in der Tat seine Zeit, da sie ja recht komplizierte Gebilde sind. Was meint Ihr, sollte ich es nicht doch versuchen und mit dem Fürsten der Heiden reden?«
     »Zeitverschwendung!«
     »Aber, wenn es nun einmal nicht schneller geht, könnte ich doch …«
     »Niemals!«
     Udo stampfte wütend mit dem Fuß auf.
     »Herrgott im Himmel noch mal!«, fluchte er. »Sind Eure Gedanken so dürftig, dass Ihr nicht erkennen könnt, was passieren wird, wenn wir den Angriff zu lange hinauszögern?«
     Oddar legte leicht den Kopf schief, den Fluch absichtlich überhörend.
     »So sagt es mir.«
     Udo rollte verzweifelt mit den Augen über so viel taktisches Unverständnis.
     »Das Heidenpack aus der ganzen Umgebung wird sich zusammenraufen! Sie werden sich zusammentun wie ein Rudel hungriger Wölfe. Und wenn sie dies getan haben, werden sie über uns herfallen, um uns unsere Bäuche aufzuschlitzen und die Schädel einzuschlagen. Vielleicht solltet Ihr Euch das Sprichwort einmal zu Herzen nehmen: Viele Hunde sind des Löwen Tod.«
     Oddar nickte verstehend, konnte seinen Kommentar aber auch diesmal nicht zurückhalten: »Ich will Euch mit einem anderen Sprichwort antworten: Wer das Schwert erhebt, wird durch das Schwert fallen. Oft genug hatte ich Euch gewarnt! All dies hätte nicht geschehen brauchen, wenn Ihr auf mich gehört hättet. Allein die Art und Weise, wie Ihr bisher bei der Steuereintreibung vorgingt, musste ja den Zorn der ansonsten recht friedlichen Wenden entfachen. Statt auf frommer Diplomatie zu bauen, vertrautet Ihr nur der zerstörerischen Gewalt. Glaubt Ihr mir nun, dass es unser aller Untergang sein kann, wenn …«
     »Schweigt!«, fuhr Udo vor Wut schäumend auf.
     Seine rechte Hand fuhr zum Schwert, umklammerte den Knauf und zog den blanken Stahl eine Handbreit aus der Scheide.
     »Schweigt still, kann ich Euch nur raten, sonst …!«
     Oddars Gesicht erstarrte und wurde eine Spur blasser. Statt sich jedoch einschüchtern zu lassen, trat er unerschrocken einen Schritt auf den Ritter zu und blickte ihm fest in die Augen.
     »Was, sonst?«
     »Sonst kann ich nicht mehr für Euer Wohlergehen garantieren«, beendete Udo den Satz und zog sein Schwert noch ein Stück weiter hervor.
     »Wollt Ihr einem Mann Gottes drohen?«
     Udos Zähne mahlten knirschend aufeinander und seine stummen Blicke waren Antwort genug.
     »Nur zu«, flüsterte der Priester mit eisiger Stimme, »erhebt Eure Hand gegen mich und ich schwöre Euch: Bis zum Jüngsten Tage soll Eure Seele brennen! Aber dieses Feuer wird heißer sein als alles, was Ihr Euch vorzustellen vermögt.«
     Mit Udos Beherrschung war es fast vorbei. Sekundenlang spielte er tatsächlich mit dem Gedanken, sich dieses aufsässigen, besserwisserischen Pfaffen ein für alle Mal zu entledigen. Jedoch, die prophezeiten Aussichten waren alles andere als rosig. Bis zum Jüngsten Gericht in der Hölle schmoren, das konnte verdammt lange sein. Mit einem wütenden Ruck stieß er schließlich das Schwert in die Scheide und trat zwei Schritte zurück. Oddar stieß erleichtert die angestaute Luft aus den Lungen und atmete tief aus. Die größte Gefahr schien vorüber.
     »Nun gut, Ritter, ich will Euch vergeben und diesen Vorfall aus meinem Gedächtnis verbannen.«
     Udo überhörte

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