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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fremd anmuteten, so fühlte er sich von Stund auf Stund immer heimischer in ihrem Lande.
     »Also dann, Männer!«
     Lenik hob Achtung gebietend seinen gewaltigen Schmiedehammer und blickte auffordernd in die Runde.
     »Schlagen wir unser Nachtlager auf. Ich will es am Waldesrand, genau gegenüber dem Tor. Entzündet mir im großen Kreise so viele Feuer als möglich, damit diese lästigen Aasfliegen denken, alle ruhmreichen Stämme unseres Volkes hätten sich gegen sie geeint. Sie sollen des Nachts vor Angst zittern und kein Auge zubekommen.«
     Er holte einmal tief Luft und sein tiefer Bass rollte donnergleich über das Land: »Im Morgengrauen greifen wir an!«
     Vielstimmiger Jubel antwortete ihm.
     Nur Thietmar konnte sich ganz und gar nicht begeistern. Sollte dieses furchtbare Dahingemetzel schon wieder losgehen? Sollte das Blut schon wieder in Strömen fließen? Nachdenklich betrachtete er den riesigen Eisenschläger, den Rapaks Oheim in der Hand hielt. Er konnte nur erahnen, wie schwer er wohl sein musste. Ein vorzügliches Handwerksinstrument für einen starken und geschickten Schmied, aber auch gleichzeitig ein grausames Mordwerkzeug für einen zu allem entschlossenen Krieger! Gab es denn gar nichts, was er tun konnte, um diesen unseligen Kampf zu verhindern?
     Du sollst nicht töten , so hieß eines der Zehn Gebote und Thietmar fand, dass es eigentlich doch das wichtigste Gebot überhaupt war.
     Während er herzhaft gähnend, Seite an Seite mit Rapak gehend, dem Tross der Männer folgte, reifte ein Plan in ihm heran, wie er vielleicht doch noch das Schlimmste verhindern konnte. Ob er damit Erfolg hätte, das wusste nur der Allmächtige Vater. Aber aufrichtiger Mut, der von einem reinen Herzen kam, so hatte ihm der fromme Oddar gelehrt, erweckte in den himmlischen Gefilden schon immer ein besonderes Wohlwollen.
     
    *
     
    Kapitel 24
     
     
    Langsam senkte sich die Dunkelheit über das besetzte Dorf. Hier und dort flammten erste Lagerfeuer auf. Koch- und Bratgeschirre wurden herbeigeschafft und aufgestellt. Während einige Knechte damit beschäftigt waren, ein halbes Dutzend geschlachteter Schafe zu zerlegen, flogen in einer anderen Ecke die Federn von gerupften Hühnern und Gänsen. Gottes Vorsehung wurde gepriesen, dass dieses dumme Heidenpack nicht jeglichen Proviant zur Insel hinübergeschafft hatte.
     In der Nähe des Sees war eine provisorische Koppel errichtet worden, auf der die vielen Rösser des Heeres standen. Heu als auch Rüben und Kohl waren in ausreichenden Mengen gefunden worden, sodass die mitgeführten Futterreserven nicht angetastet werden brauchten. Diese lagerten sowieso noch auf den Fuhrwerken in der winzigen Nachbarsiedlung.
     Was sind die schönen großen Wagen ohne Räder jetzt wohl noch wert? , grübelte Udo äußerst missgestimmt. Ich muss mich wohl oder übel noch mindestens zwei Tage länger als geplant in dieser verfluchten Gegend aufhalten.
     Also Zeit genug, um diese Heidenbrut auszuräuchern!, plante er weiter. Wenn es mir heute nicht mehr gelingen sollte, diese feigen Bastarde von der Insel zu locken, werde ich den faulen Knechten morgen, in aller Herrgottsfrühe, Beine machen. Bis zum Mittag sollten genügend Stämme für den Floßbau bereitliegen. Es müsste doch mit dem Leibhaftigen zugehen, wenn ich bis morgen Abend diese dummen Bauerntölpel nicht sämtlich in den See gejagt habe! Und dann gehören die Schätze der Insel mir. Und ich bestimme, wie sie aufgeteilt werden, ich allein! In spätestens zwei Wochen kann ich meine Beine wieder unter dem heimischen Tisch ausstrecken, meine hart verdienten Silberlinge häufeln und es mir so richtig gut gehen lassen. Von dem Erlös der überzähligen Steuer, er kicherte leise vor sich hin, kann ich mir auch endlich einen neuen Waffenrock nebst Schwert kaufen. Der Markgraf soll vor Neid erblassen, wenn ich wieder vor ihm hintrete!
     »… Gott hat’s gegeben, Gott hat’s genommen …«
     Nur mit halbem Ohr hörte Udo zu, wie Oddar die Totenmesse zelebrierte. Die Ehre gebot es ihm, dass er seinen gefallenen Kämpfern das letzte Geleit gab. Seine Gedanken schweiften jedoch immer wieder ab und waren angefüllt mit Eroberungs- und Rachegelüsten.
     »… Erde zu Erde, Asche zu Asche …«
     Verdammt noch mal, wie lange braucht dieser elende Pfaffe denn noch? Ich habe Hunger und Durst und meinen Spaß will ich heute auch noch haben! Außerdem muss ich mir einen Plan zurechtlegen, wie ich meinen Anteil noch weiter mehren

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