Die Ehre der Slawen
haben wir ja besonders gerne.«
Schnell wurde das Mädchen von zwei Bewachern an den Armen gepackt und Udo legte seine große Pranke auf ihr Haupt. Kosi begann sich wie ein Aal zu winden und verteilte nach rechts und links schmerzhafte Fußtritte.
»Du wirst es gleich erfahren, meine kleine Wildkatze, was ich mich alles wagen kann.«
Udo lachte laut auf und augenblicklich stimmten auch seine Gefolgsleute wieder ein. Mittlerweile musste sich das halbe Heer eingefunden haben. Neugierige Köpfe reckten sich, um nichts zu verpassen. Als neu Dazugekommene sich aus den hinteren Reihen nach vorn zu drängeln begannen, wurde geschoben, geknufft und böse gemurrt. Mit großer Genugtuung stellte der Ritter fest, dass sein kleines satanisches Schauspiel sich allgemeiner Beliebtheit erfreute.
Ja , dachte er selbstzufrieden, das sind meine tapferen Männer! Gehorsam und folgsam, ganz so, wie ich sie haben will. Gehen für mich durchs Feuer und sind dafür für jeden kleinen Spaß dankbar wie die kleinen Kinder. Dafür will ich sie belohnen. Etwas Erbauliches, nach ihrem und nach meinem Geschmack, ist jetzt gerade das Richtige!
»Wollen wir mal nachschauen, ob es noch lange dauert, bis die kleine Wildkatze erwachsen ist?«, fragte der Edle in die lüsterne Runde.
»Ja, ja, nachsehen! Zeigt es uns! Wir wollen es sehen!«, riefen einige Umstehende laut mit gierigem Glitzern in den Augen.
»Lass sie in Ruhe«, fuhr jetzt Paddie entsetzt dazwischen, »sie hat dir doch nichts getan!«
»Ah, dann bist du wohl der verlauste Rüde, der zu dieser kleinen läufigen Hündin gehört, was? Du magst es wohl nicht, wenn mal ein anderer einen Blick auf dein liebstes Spielzeug werfen will, wie?«
Das Gelächter steigerte sich zu einem lautstarken Orkan.
»Bei allen Göttern, ich flehe Euch an, tut ihr nichts!«, bettelte Paddie verzweifelt.
Udo scherte sich jedoch einen feuchten Kehricht um den aufgebrachten Knaben. Mit einem hässlichen Kichern auf den Lippen fasste er Kosis Kleid am Halsausschnitt und riss mit einem kräftigen Ruck den Stoff bis zum Bauchnabel entzwei.
»Ah, oh«, johlten die Umstehenden, als sie Kosis jugendlicher Brüste ansichtig wurden.
Das zutiefst beleidigte Mädchen lief rot an, ihre Züge verzerrten sich vor Wut und Scham.
»Du ehrloses Schwein«, zischte sie zwischen den Zähnen hervor und spukte dem Ruchlosen mitten ins Gesicht.
Mit einer Gelassenheit, als wäre nichts geschehen, riss Udo ihr einen weiteren Stofffetzen aus dem Kleid und wischte sich damit das Gesicht sauber.
Paddie gebärdete sich inzwischen wie toll. Er tobte und strampelte so ungestüm, dass mittlerweile vier erwachsene Männer ihre Mühe hatten, den wild gewordenen Knaben zu bändigen.
»Ob sie gar noch eine hehre Jungfrau ist? Ich will es eigentlich nicht so recht glauben, aber wer weiß? Ab und an soll man im Leben ja doch noch eine angenehme Überraschung erfahren.«
»Nachseh’n, nachseh’n!«, brüllte ein heiserer Chor.
Udo stemmte seine Arme in die Hüften und drehte sich zu seinen Zuschauern um. Ein eigentümlicher Glanz funkelte in seinen Augen. Er erhob einen Zeigefinger und drohte damit, breit über das ganze Gesicht grinsend, in die weite Runde: »Nein, nein, meine treuen Gefährten. Diese Tat muss ich ganz allein auf mich nehmen!«
»Oh, schade! So ein Jammer! Der schöne Spaß!«
»Aber, aber, meine tapferen Kämpfer, habt doch Nachsicht mit mir. Ein wenig muss ich ja auch an meine Ehre als Ritter denken, oder? Dem Zweikampf mit dieser gefährlichen Wildkatze, dem muss ich mich ganz allein stellen! Noch dazu ohne Schild und Schwert muss ich ihn ausfechten. Nur mit einem kleinen Prügel bewaffnet.«
Die umstehenden Soldaten brüllten erneut vor Lachen.
»Ruft um Hilfe, wenn Ihr Beistand braucht! Wir werden Euch wie immer treu zur Seite stehen!«
Udo war völlig mit sich zufrieden. Seine Mannen gebärdeten sich wie toll und am morgigen Tag, ja da sollten sie ihren richtigen Spaß haben. Dann konnten sie sich nach Herzenslust austoben. Die Toten des heutigen Angriffs waren bereits so gut wie vergessen. Alle alte Kampfmoral schien wieder hergestellt.
Mit einem Ruck wandte er sich plötzlich Paddie zu und lachte ihm ins Gesicht. Dann zeigte er lässig, mit der Hand winkend, auf den vor Wut fast ohnmächtigen Knaben.
»Außer vielleicht - der da! Ja, ich glaube, es mehrt meine Ehre, wenn ich den da als Zeugen dabeihabe. Vor Staunen über meine Kunstfertigkeiten
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