Die Ehre der Slawen
kann. Wie kann ich den Kämmerer des edlen Dietrichs für mich gewinnen? Welchen Preis mag er haben?
»… Amen!«
Na endlich!
Nach außen hin den Schein wahrend, innerlich mit völlig eigennützigen Problemen beschäftigt, warf der Ritter eine Handvoll Erde in die Grube und schlug flüchtig ein Kreuz. Ein kurzer Wink mit der rechten Hand und sofort begannen die bereitstehenden Knechte, Erde auf die Toten zu werfen.
Haben eben Pech gehabt, selber schuld , waren die letzten Gedanken, die der Edle an seine gefallenen Mannen verschwendete. Auf dem Absatz kehrt machend stampfte er, ohne sich noch einmal umzusehen, auf die größte der Behausungen zu, die dieses einfache Dorf zu bieten hatte. Bevor er jedoch seinen Fuß über die Schwelle setzte, stieß er mit einem derben Tritt die Tür auf, verharrte für einen kurzen Moment und schnupperte vorsichtig ins Innere. Gerüche nach kaltem Rauch, altem Holz und frischem Stroh schwebten in der Luft. Alles völlig normal, so, wie man es in solch einem primitiven Katen erwa rten durfte.
»Das Krötennest hier, das nehme ich für die Nacht«, bestimmte er lautstark, »es ist zwar nichts weiter als nur ein armseliges Dreckloch, so wie alles hier in diesem verfluchten Land, stinkt aber wenigstens nicht nach vergammeltem Fisch.«
Einige Umstehenden kicherten hinter vorgehaltener Hand, während Udo mit einem flauen Gefühl im Magen an die letzte Nacht zurückdachte.
Oh, dieser widerliche Gestank! Fast noch schlimmer als ein Schlachtfeld voller halb verwester Leichen , suchte der Ritter in seinem Gedächtnis nach Vergleichbarem.
»Edler Herr, die gefangenen Bälger sind hier«, riss ihn eine befehlsgewohnte, wenngleich auch gehorsame Stimme in die Wirklichkeit zurück.
»Ah, ja!«, erinnerte Udo sich seines Befehls und klatschte schallend in die Hände. Ganz langsam drehte er sich um seine Achse und kostete in vollen Zügen die satanische Vorfreude aus, welche ihn angesichts des bevorstehenden Abends befiel.
Mit betont langsamen Schritten trat er aus dem Schatten des Eingangs, rieb sich die Hände aneinander und umkreiste gemächlich die gefangenen Kinder. Wenngleich ihm der endgültige Sieg noch verwehrt war, an diesem jungen Abschaum könne er sich schadlos halten. Das kleine Pack sollte zittern vor Furcht, wenn es seine Macht zu spüren bekam. Wie geprügelte Hunde sollten sie sich winselnd vor ihm im Dreck winden. An ihren Schmerzen wollte er sich laben und letztendlich würden es ihre Qualen sein, die sein aufgewühltes Gemüt wieder besänftigten. Skrupel oder gar ein schlechtes Gewissen, das besaß der edle Ritter nicht. Diese Bälger waren doch sowieso nur die Ausgeburten von irgendwelchen Heiden. Mit Sicherheit das Produkt einer verwerflichen Inzucht, den Tieren ähnlicher als den Menschen. Etwas, das unter Gottes Sonne keine Existenzberechtigung besaß.
Der Ritter grinste höhnisch. Eigentlich sollten die Bälger froh sein, wenn er sie in ihrem Elend erlöste. Auch der Herrgott im Himmel würde bestimmt ein Auge zudrücken. Befreite er doch sein weites Feld von einem heranwachsenden Übel. Ja, wie junges Unkraut musste diese heidnische Inzucht ausgemerzt werden, sollte sie nicht weiterwachsen und bald das ganze Feld verderben. Alles in allem, sein Vorhaben konnte nur eine gute Tat sein.
Prüfend richtete er seinen Blick auf die sorgsam Gefesselten.
Zwei kleine Kinder, die sich zitternd aneinanderklammerten, und drei Halbwüchsige, deren Blicke ausgesprochen trotzig wirkten. Mit wem sollte er beginnen? Einer Eingebung folgend entschied er sich schließlich für die drei Halbwüchsigen. Ihre widerspenstigen Blicke versprachen den größten Spaß.
»Jenes Ungeziefer dort«, er wies gelangweilt mit der Hand auf die kleine Dusa und Bikus jüngstem Bruder, »schafft ihr mir vorerst aus den Augen. Sperrt es irgendwo hin, damit ich mich vielleicht später noch einmal mit ihm beschäftigen kann, so Gott es will.«
Vielleicht werde ich ihnen gegenüber auch Barmherzigkeit zeigen und sie schonen. Sie sind noch jung genug, formbar wie weicher Ton vor dem Brand. Tüchtige Mägde und folgsame Knechte, die sollten einen jedem edlen Hof zur Zier gereichen. Die Älteren hingegen, die scheinen mir wahrlich für eine Umerziehung bereits zu verdorben. Ärger, nichts als Ärger würden sie mir bereiten. Faul und aufsässig werden sie zeit ihres Lebens sein und mir nur die Haare vom Kopfe fressen!
Mit leicht gespreizten Beinen baute er sich vor den
Weitere Kostenlose Bücher