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Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten

Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten

Titel: Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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und ging im Zimmer nervös auf und ab.
    Besonders bei dem Gedanken an das künftige Entspannungs-Ölbad schauderte ihn.
    Erleichtert, dass der Masseur ein Mann war, zog Max sich wenig später in der Kabine wieder aus. Nach anfänglicher Skepsis genoss er die Behandlung sogar. Die kräftigen Hände hinterließen ein warmes, wohlig entspanntes Gefühl. Der Masseur versicherte ihm beim Abschied, auch die Fußreflexzonenmassage am folgenden Tag selbst vorzunehmen.
    Max verlief sich auf dem Rückweg und erkundete so nebenher das Terrain. Er warf im Vorübergehen einen Blick in das gut besuchte Schwimmbad. Ein Schwimmbad zu betreten lag völlig außerhalb seiner Vorstellungskraft. Er stieß – nun selbst ganz in weiß – vermutlich öfter auf die gleichen Personen, denn das Tuscheln hinter seinem Rücken war nicht zu überhören.
    Als er zufällig an der Zimmertür mit der Nummer 21 vorbeikam, legte er ein Ohr an das Türblatt. Er hörte deutlich Stimmen, eine weibliche, eine männliche, sie diskutierten, dazu ertönten dubiose rumpelnde Geräusche.
    Er brachte sich in Zimmer Nr. 12 in Sicherheit, ließ sich aufs Bett fallen und verschlief den Rest des Tages. Er hatte eine harte Woche hinter sich, Überstunden und Schicht, Kälte und Regen und einen cholerischen Architekten, der ihn antrieb.
    Am Abend nahm er sein Essen an einem Einzeltisch ein und blickte sich vorsichtig um. Noch vier weitere Männer hatten sich in diesen Schönheitstempel gewagt. Sie saßen nicht schweigend und allein wie er, sondern unterhielten mit ihrem Lachen den ganzen Speisesaal. Sie waren auch Jahre jünger als er, sonnenbankgebräunte und muskelbepackte Schönlinge. Braun war er auch, dachte Max trotzig, und zwar naturbraun, und seine Muskeln waren nicht das Resultat eines Besuchs im Fitness-Studio, sondern das harter Arbeit. Einem von diesen Typen musste die Stimme aus Zimmer Nr. 21 gehören.
    Die Frau von heute morgen, die nach Eukalyptus duftete, war auch wieder da. Und ihre Augen waren immer noch feucht und rot, als habe sie geweint. Sie saß am Fenster, allein. Sie hatte braune, lange Haare und war noch jung. Sie war hübsch. Eine Sekunde zögerte Max. Sollte er eine Gelegenheit suchen, sie anzusprechen? Seine Freunde würden das sicher erwarten. Erwarten, dass er von Erfolgen berichtete. Aber als sie den Kopf senkte und angestrengt auf das weiße Tischtuch starrte, verließ ihn der Mut. Sie hatte sicher andere Sorgen.
    Das Essen bestand aus drei Gängen. Auf den riesigen Tellern sah es nicht gerade üppig aus, eher übersichtlich. Viel Gemüse und Salat, wenig Fleisch, keine dicken Soßen. Max, an deftige und große Portionen gewöhnt, stand nach dem Dessert hungrig auf, nahm einen halben Liter Bier mit auf sein Zimmer und schlief vor dem Fernseher wieder ein, froh, den ersten Tag mit Anstand über die Bühne gebracht zu haben.
    Blieb nur noch dieses glitschige Entspannungs-Ölbad!
    Während der Fußreflexzonenmassage am Samstagmorgen beobachtete er angestrengt, welch rätselhafte Dinge der Masseur mit seinen abgearbeiteten, schwieligen Füßen veranstaltete. Mal musste er ein Kichern, mal einen Schmerzensschrei unterdrücken. Die Frage, wozu das Ganze gut sein solle, verkniff er sich nur mit Mühe. Hinterher ging er wie auf Wolken und hatte gleichzeitig das Gefühl, man habe ihm Rollschuhe untergeschnallt.
    Bei der Gesichtsbehandlung am Nachmittag wurde es dann ernst. Eine junge Frau im weißen Kittel bat ihn in einen Stuhl, ähnlich wie beim Zahnarzt, kippte ihn in Flachlage, zog eine Neonlampe und einen Vergrößerungsspiegel heran und betrachtete eingehend seine Gesichtspartien. Immer wieder schüttelte sie entsetzt den Kopf, legte die Stirn in Falten, als könne sie nicht fassen, was sie sah. Er schien ein aussichtsloser Fall zu sein.
    »Es wird ein wenig weh tun«, warnte sie Max. Das war schamlos untertrieben. Krampfhaft hielt er sich an den Lehnen fest. Sie zupfte und pulte, sie drückte und rieb. Sie massierte und cremte, wusch wieder ab und cremte ihn wieder ein.
    »So«, sagte sie endlich und schien halbwegs mit dem Ergebnis zufrieden. »Mehr kann ich jetzt nicht für Sie tun. Sie sollten regelmäßig zur Kosmetikerin gehen.«
    Als hätte ich sonst nichts zu tun, dachte Max, erhob sich, bedankte sich und floh in sein Zimmer, wo er im Badezimmerspiegel das Ergebnis begutachtete. Er sah aus, als habe er einen mittelschweren Sonnenbrand abbekommen.
    Während die vier Schönlinge am Abend wieder an der Bar saßen und heftig

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